Erste Kollektivmesse in Nürnberg: Chefs? Nein, danke!

13.3.2019, 16:56 Uhr
Erste Kollektivmesse in Nürnberg: Chefs? Nein, danke!

© Moritz Bogen/PR

Kollektivmesse? Was soll das denn bitteschön sein? Im Prinzip ist das Ganze ziemlich einfach. In dem Kulturzentrum in der Frankenstraße stellen sich rund 20 verschiedenste Gruppen vor, die eines gemeinsam haben: Sie arbeiten im Kollektiv. Sprich, es gibt keine Hierarchien, jeder hat die gleichen Rechte, jeder trägt aber auch Verantwortung.

Im Fall von "Arsch & Friedrich" organisiert man eine Kneipe (Untere Baustraße 14) im Kollektiv. Das heißt, rund zehn Menschen im Alter zwischen Anfang 20 und Mitte 30 müssen einstimmig jede Entscheidung, die zu treffen ist, absegnen. Sei es, welches Getränk auf die Karte kommt, oder welches Konzert demnächst veranstaltet wird. "Jeder ist gleich viel wert", sagt eine Sprecherin des Kollektivs, das sich rechtlich (notgedrungen) als GbR organisiert hat.

Dass sich alle immer einig sein müssen, klingt allerdings anstrengend. "Das ist es manchmal auch. Man muss die Vorschläge, die man einbringt, genau begründen. Und bereit sein, Kompromisse einzugehen." Außerdem lerne man, sich in Diskussionen zu disziplinieren. Belohnt werde man aber mit großartigen Entfaltungsmöglichkeiten und Wertschätzung fernab vom schnöden Mammon. "Es ist außerdem toll zu sehen, wie etwas wächst und gedeiht", ergänzt die Sprecherin.

Natürlich grenzt sich ein Team, das sich für die Organisation im Kollektiv entscheidet, ganz bewusst ab von herkömmlichen Strukturen sowie vom Konzept und den Regeln des Kapitalismus — dahinter steckt selbstverständlich auch ein Stück Idealismus, die Idee von einem alternativen, gleichberechtigten Zusammenleben auf Augenhöhe. "Kollektive sind nach unserer Vorstellung dafür wichtig, um aufzuzeigen, wie eine schöne Welt eben doch möglich sein kann", heißt es im Ankündigungstext zur Messe.

Kunstverein mit dabei

Wie diese schöne neue Welt aussehen kann, wollen die Teilnehmer allen interessierten Menschen bei der Messe näherbringen. Mit dabei sind zum Beispiel das Berliner "Dr. Pogo Veganladenkollektiv", das Getränkekollektiv Zickzack aus Dresden — auch das Unternehmen Premium Cola ist übrigens als Kollektiv organisiert — und das Augsburger Mietshäuser-Syndikat "Unser Haus". Aus Nürnberg machen unter anderem das Desi-Kneipenkollektiv, der Sportverein Sojus und der Kunstverein Hintere Cramergasse mit — der ja ohnehin im Z-Bau ansässig ist.

"Der emanzipatorische Gedanke in unserer Kollektivarbeit soll bei Menschen fruchten, die sich im Vorfeld vielleicht noch nicht mit diesem Thema beschäftigt haben und sich im besten Fall zur Selbstorganisation motiviert fühlen", so der Wunsch der Veranstalter.

Die Messe findet am Samstag, 16. März, von 13 bis 19 Uhr im Z-Bau (Frankenstraße 200) statt, der Eintritt ist frei. Es gibt veganes Essen, Kaffee und Kuchen, außerdem wird ein Kinderprogramm angeboten. Im Anschluss steigt ab 20 Uhr eine Party mit Live-Musik und DJs. Der Eintritt dafür kostet einen Spendenbeitrag von acht bis zwölf Euro.

 

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