Eskimo Callboy im Interview: "Wir sind halt Vögel"

23.3.2018, 16:02 Uhr
Er trommelt, er datet und er geht in den Dschungel: Beim Interview mit nordbayern.de stand David Friedrich Rede Antwort und verriet zum Beispiel seine Einstellung zu Hip Hop.

© Marina Hochholzner Er trommelt, er datet und er geht in den Dschungel: Beim Interview mit nordbayern.de stand David Friedrich Rede Antwort und verriet zum Beispiel seine Einstellung zu Hip Hop.

nordbayern.de: Sie sind der Band Eskimo Callboy erst 2012 beigetreten. Wieso sind Sie ein Eskimo geworden?

David Friedrich: Die Jungs und ich kennen uns ja schon seit zehn Jahren, wir waren früher schon eine befreundete Band. Ich habe mich aber zuerst entschieden zu arbeiten und wollte lieber einen "richtigen" Beruf machen, zur Sicherheit. Als der Micha, mein Vorgänger am Schlagzeug, ausgestiegen ist, kam dann das Angebot der Band und ich dachte mir: Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich will halt das machen, worauf ich Bock habe und wobei ich glücklich bin.

Und bei Eskimo Callboy sind Sie glücklich?

Friedrich: Du gehst zum Job mit einem Lächeln und kommst mit einem Lächeln zurück. No risk no fun, wer weiß, wie lange sich das Bandleben rentieren wird. Aber ja, es macht einen Heidenspaß.

Reicht‘s denn jetzt zum Leben? 

Friedrich: (lacht) Jepp. Es reicht.

Wer war Ihr größtes musikalisches Vorbild?

Friedrich: Travis Barker. Der war eine Zeit lang ein Riesenvorbild für mich, auch vom Stil her, mit seinen Tattoos. Der hat einfach eine mega Ausstrahlung, so wie er spielt und auftritt. Dann habe ich ihn mal kennen gelernt, das macht ihn natürlich noch geiler.

Welches Lied der Eskimo Callboys spielen Sie am liebsten? 

Friedrich: "Crystals" und "Best Day". Vom Spielgefühl her mag ich die am liebsten, die sind nicht so straight und voll auf die Fresse, sondern mehr so… groovig.

Weil Sie gerade "voll auf die Fresse" ansprechen: Ihre Clips sind ja manchmal ziemlich verrückt, bei "MC Thunder" fährt zum Beispiel ein etwas ekliger Prolet in einem gestohlenen Cadillac durch die Gegend. Wer hat bei Ihnen denn die Ideen zu den Clips?

Friedrich: Wir sind als Band so aufgestellt, dass jeder seine eigene Baustelle hat. Wir kümmern uns um echt vieles selber. So funkt uns keiner dazwischen. Mein Vater, ich und mittlerweile auch Kevin kümmern uns zum Beispiel um das Bühnenbild, Pascal macht die Filme. Jeder kommt mit seinen Ideen an, und am Schluss setzen wir uns zusammen und machen dann so die "Kirsche auffer Torte." 

Also arbeitet auch Ihr Vater bei der Band mit? 

Friedrich: Mein Vater ist Handwerker und ist da mega fit drin. Dadurch habe ich als Kind schon viel in die Richtung gelernt und mitbekommen. Ich habe Stahlkocher gelernt, im Edelstahlwerk, das ist natürlich cool, da machste im Prinzip Löffel und Gabeln. Das Wissen ist Gold wert. Und ja, mein Dad und ich können dadurch viel für das Bühnenbild von Eskimo Callboy machen. 

Ihr habt ja ziemlich Gaudi-mäßige Texte, wie man in Bayern sagt. Inzwischen zumindest, das war ja nicht immer so. Aus einem speziellen Grund? 

Friedrich: Man muss auch mal den Partyexzessen ein, zwei Liedern widmen! (lacht) Nee, klar war das früher anders, wir sind krass abgestempelt worden, von wegen Sexisten und Homophobe und so… Wir haben zwar Sprüche unter der Gürtellinie, aber mit Humor. Die Leute haben es damals zu ernst genommen. Aber uns ist klar, dass wir Verantwortung den Fans gegenüber haben, vor allem auch den Kiddies gegenüber. Unsere Fangemeinde schließt sich ja teils aus extrem jungen Leuten zusammen, und da muss man dann eine Vorbildfunktion erfüllen. Trotzdem, es nervt uns oft, dass wir Metaller da so von den Medien und Eltern abgestempelt werden, und über das, was die Hopper (Hip Hopper, Anm. d. Red.) machen, regt sich nie jemand auf.

Was machen die Hopper denn? 

Friedrich: Naja, wenn die am Computer hängen, und dann immer so einen Scheiß machen über Bitches und Koks und watt weiß ich… Das ist dann schon straight, in die Richtung wollen wir nicht gehen. Wir wollen in gar keine Richtung gehen, einfach nur Spaß haben auf der Bühne. Man darf halt niemals, schon gar nicht bei uns, die Wörter auf die Goldwaage legen. Mittlerweile haben's die Leute gerafft: Wir sind halt Vögel.

Sie sagten, mit Hoppern kommen Sie nicht wirklich klar – mit Rappern aber wohl schon? Ihr habt doch ein Lied zusammen mit Sido herausgebracht.

Friedrich: Ja, Sido ist ein Spitzenkerl. Den haben wir bei den Dreharbeiten zu Circus Halligalli getroffen – das weiß ich noch genau, weil ich da nämlich mega nervös war – und irgendwie kamen wir da ins Gespräch, und beschlossen, einen Song zu machen. War zwar eine Idee des Labels, die wollten etwas Kommerzielleres machen, und gaben uns da bisschen was vor. An sich ist das Lied nicht so krass Eskimo, aber es ist trotzdem ganz schön cool geworden. Von dem Label haben wir uns inzwischen übrigens auch getrennt, weil wir gemerkt haben, die wollen uns zu sehr in eine Richtung schieben.

Mit welchem Künstler würden Sie gerne mal ein Lied machen? 

Friedrich: Steel Panther wär doch mal 'ne geile Kombo!

Sie haben ja eine riesige Fangemeinde in Japan. Woran liegt's?

Friedrich: Japan hat mich mega beeindruckt, du kannst so viel von der Kultur lernen! Die Menschen gehen so respektvoll miteinander um, und das ist halt auch mein Motto: Gib Respekt, dann kriegst du Respekt. Ich denke, unsere Musik kommt da so gut an, weil wir halt diese Elektro-Aspekte in der Musik haben, und das ist dort relativ beliebt. In Russland übrigens auch. 

Was war denn das verrückteste Erlebnis mit Ihren Fans? 

Friedrich: Naja, also grad die Japaner sind so richtige "Die Hard"–Fans. Da ist auch heute hier nach Nürnberg extra jemand angeflogen für eines der Konzerte, mit einem Poster und allem, das war schon krass. Da haben wir dann natürlich sofort geschaut, dass man die auf die Gästeliste setzt. Und ansonsten… Puh, ich bin tendenziell so ein Mensch, der in jedes Fettnäpfchen tritt, das sich auftut.

Ach, was sind denn David-Friedrich-prädestinierte Fettnäpfchen?

Friedrich: Fällt mir jetzt spontan nix ein, aber sei mal eine Woche mit mir unterwegs, dann merkst du's! (lacht)

Wenn Sie die Wahl hätten: Wo würden Sie gerne mal auftreten?

Friedrich: Puh, da fragst du was… Wenn man sich so die Storys anhört, die die anderen Musiker immer erzählen, dann wirste schon heiß… Australien wär so ein Traum von uns allen.

Was steht für Eskimo Callboy denn als nächstes an? 

Friedrich: Naja, wir schreiben immer wieder Songs, um so den Modus "braindead" zu vermeiden. Ab und an funktioniert halt einfach nichts, deswegen sichern wir uns gerne mal mit paar Songs ab. Früh anzufangen schadet ja auch nicht, die nächste Platte planen wir so 2019. Jetzt stehen erst mal ein Haufen coole Touren an.

Stichwort Touren: Mit wem war's bisher am coolsten auf Tour? 

Friedrich: Mich faszinieren immer Charaktere, da hab ich einen guten Vergleich mit den beiden Welten, die ich so mitkriege: Die TV-Karriere mit den Set-Idioten und die Musiker. Charaktere sind halt viel interessater, Jacoby von Papa Roach ist da ein gutes Beispiel. Beim TV merkt man dafür, wie viele Idioten da rumrennen und versuchen, sich in die Öffentlichkeit zu rücken. Bodenständigkeit und Leidenschaft finde ich da viel cooler.

Jetzt wollen wir aber mal die harten Fakten wissen: Küsst ein Eskimo Callboy denn auch mit der Nase? 

Friedrich: (lacht) Ne ne, der küsst natürlich nur mit der Zunge! 

Mit "Muffin Purper Gurk" habt ihr ein Lied einem toten Meerschweinchen gewidmet. Wenn Ihr Haustier sterben würde, wie würden Sie das Lied benennen? 

Friedrich: Mein erster Hamster hieß Maxi, und auch der Vogel der danach kam, hieß Maxi. Wahrscheinlich würde ich das Lied dann Max Maximus nennen… Und im Clip wäre der Hamster in so 'nem römischen Streitwagen im Kolosseum unterwegs und würde ähnlich episch sterben wie das Meerschweinchen in "Muffin Purper Gurk"... (lacht) ...vielleicht bei so 'nem Gladiatorenkampf?

Was war Ihre musikalische Jugendsünde?

Friedrich: BroSis… voll peinlich! (lacht) Da kannte ich jeden Text auswendig! Aber ich war sehr jung. Außerdem bin ich heimlicher Schlagerfan, wenn ich besoffen bin.

So Wildecker Herzbuben? 

Friedrich: Da wär ich voll am Start! Nein, eher die Flippers. (lacht)

Was wollten Sie denn schon immer einmal los werden? 

Friedrich: Hm, das habe ich zum Beispiel im Dschungel auch immer versucht, zu vermitteln. Man wird ja so oft abgestempelt, vor allem mit Tattoos und als Metaller und so… Alles Drogenjunkies und watt weiß ich nicht alles. Wir haben da im Dschungel so oft drüber geredet, und ich habe so oft versucht das richtig zu stellen. Wurde aber dann leider alles rausgeschnitten.

Was motiviert einen denn, sich in den Dschungel schicken zu lassen? 

Friedrich: Naja, ich hatte halt einfach Bock drauf. Ganz ehrlich, mich hat das Abenteuer gereizt. Dass es mein Image schädigen könnte, war mir relativ wurscht. Ich habe eh das Glück, dass ich Schlagzeuger bin, da stehe ich bei der Band sowieso nicht so im Fokus.

Was war am Dschungel denn nicht so gut? 

Friedrich: Ach, dass so viel geschnitten wurde. Wir haben da so viel Quatsch gemacht, zum Beispiel "Zollfahndung Friedrich", aber hammse leider alles raus geschnitten. Da war ich dann nur noch derjenige, der ständig geschlafen hat und rumhing.

Jetzt sind Sie aber auf den Dschungel-Geschmack gekommen? 

Friedrich: Ja, da kam halt irgendwann das Angebot, da teilzunehmen. Und ach, ganz ehrlich, why not? Ich hätte mich geärgert, wenn ich es nicht gemacht hätte. Jetzt kann ich sagen: Yo, ich war dabei. Und wenn du 'ne Möglichkeit hast, was zu erleben, dann nimm die doch wahr!

Ging's da auch ein bisschen um Promo? 

Friedrich: Naja, das hat auch in der Vergangenheit nicht funktioniert, durch Reality-TV Promo für Eskimo zu machen. Aber klar, das neue Album kam ein halbes Jahr später raus, das kam dann natürlich so rüber. Aber die RTL-Fangemeinde hat nicht sonderlich viel mit Eskimo am Hut.

War es denn hart im Camp? 

Friedrich: Ja schon, wirklich satt wurdest du zum Beispiel nicht von den Essensrationen da. Und dass ich dann die Prüfung in der Wasserbox verhauen hab, hat mich voll geärgert. Aber ansonsten war's nicht schlimm. Wenn ich privat im Urlaub bin, esse ich zum Beispiel lauter crazy Sachen - gebratenen Skorpion und so. Von daher waren die Challenges mit dem Ekel-Essen echt kein Ding für mich. Die Prüfungen haben voll Spaß gemacht.

Mit wem sind Sie am besten ausgekommen? 

Friedrich: Ach, mit allen. Wir haben auch immer noch die Dschungel-WhatsApp Gruppe. Die Natascha und der Ansgar kommen zum Beispiel auch bald zu Auftritten. 

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