Flog doch ein Franke als erster Mensch mit einem Flieger?

19.10.2016, 22:02 Uhr
Flog Weißkopf doch als erster Mensch mit einem Flieger durch die Lüfte? Nun gibt es neue Informationen, die das beweisen sollen.

© dpa Flog Weißkopf doch als erster Mensch mit einem Flieger durch die Lüfte? Nun gibt es neue Informationen, die das beweisen sollen.

Der Luftfahrt-Experte John Brown hat in einem Vortrag zum ersten Motorflug der Welt das Beweisfoto der US-Brüder Wright als Fälschung bezeichnet. Das Foto der Wrights sei von ihnen selbst vordatiert worden - von 1908 auf Dezember 1903. "Es gibt kein Foto, das gelungene Flüge der Brüder Wright im Dezember 1903 belegt", sagte Brown am Mittwoch in Oberschleißheim bei München.

Ob der Vorwurf Browns stimme, müsse nun geprüft werden, teilte der Sprecher des Deutschen Museums mit. Experten vor Ort hielten den Vorwurf aber für glaubhaft. "Orville Wright war trickreich bei seinen Dokumentationen", sagte etwa Udo Jörges, der bereits mehrere Flieger der Wrights aus dem Jahr 1908 nachgebaut und geflogen hat.

Brown geht davon aus, dass der aus Mittelfranken stammende Gustav Weißkopf als erster Mensch mit einem Motorflieger abhob - und das schon 1901. Dabei stützt er sich auf 17 Zeugenaussagen, unter anderem von Luftfahrtexperten und Journalisten.

Kritiker dieser Position führten am Mittwoch ebenfalls ihre Zweifel an: Von den Weißkopf-Flügen liegen keine Bilder vor, auch gute Pläne der Flieger gibt es nicht. "Keiner kann auf eine so umfangreiche Dokumentation seiner Flüge verweisen wie die Brüder Wright", ließ Tom Crouch vom US-Technikmuseum Smithsonian mitteilen.

In seinem Vortrag griff Brown zudem das Deutsche Museum an. Man solle den Erfolgen Weißkopfs in den Ausstellungen mehr Beachtung schenken - und die dokumentarischen Beweise anerkennen. Das Museum aber hält Browns Nachweise für "hochspekulativ". "Von anderen Flugpionieren gibt es Ausstellungsstücke. Von Gustav Weißkopf gibt es nichts", sagte Gerrit Faust, Sprecher des Museums.

Am Nachmittag setzte sich Museums-Experte Peter Hanickel mit den technischen Details des Weißkopf-Fliegers auseinander - und betonte die vielen Ungewissheiten und Widersprüche. "Der Verbrennungsprozess des Weißkopf-Motors ist uns nicht bekannt", sagte Hanickel. Auch die Propeller hätten mit der damaligen Antriebsleistung von 20 PS nicht den nötigen Schub erzeugen können. Sein Fazit: Der Weißkopf-Flieger konnte aus technischer Sicht nicht fliegen.

Die Debatte um den ersten Motorflug der Geschichte wird bereits seit Jahrzehnten erbittert geführt. Das Symposium wurde auf Betreiben des bayerischen Innenministeriums veranstaltet - und zeigte erneut die verhärteten Positionen.

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