Franken-Tatort: Nürnberger Student spielt tragende Rolle

23.2.2020, 06:03 Uhr
Lukas B. Amberger, der im echten Leben an der Nürnberger Musikhochschule studiert, spielt im Franken-„Tatort“ einen Klavierlehrer. Der Krimi wird am 1. März im Ersten zu sehen sein.

© BR / Hager Moss Film GmbH / Hendrik Heiden Lukas B. Amberger, der im echten Leben an der Nürnberger Musikhochschule studiert, spielt im Franken-„Tatort“ einen Klavierlehrer. Der Krimi wird am 1. März im Ersten zu sehen sein.

Neben seinem Dasein als Schauspieler studiert Lukas B. Amberger Operngesang im dritten Semester an der Nürnberger Musikhochschule. Zuletzt stand Amberger in "Orpheus in der Unterwelt" auf der Bühne. Auf das "B." in seinem Namen legt er Wert: Es steht für den Namen seines Vaters, des Schauspielers Edwin Noël-Baumeister und seiner Halbschwestern Muriel und Peri, ebenfalls Darstellerinnen. Und auch die Mutter Katja Amberger ist vom Fach.


"Die Nacht gehört dir": Tatort-Dreh in der Nürnberger Zeltnerstraße


Herr Amberger, Sie spielen in der "Tatort"-Folge "Die Nacht gehört dir" einen gescheiterten Musikstudenten in Nürnberg, der nebenbei Klavier unterrichtet. Hat Ihr reales Leben auf die Figur abgefärbt?

Amberger: Nein, das war reiner Zufall. Max Färberböck hatte die Rolle schon so geschrieben.

Was ist denn wichtiger für Sie, die Schauspielerei oder das Singen?

Amberger: Ich bin sowohl Schauspieler als auch Sänger, ich studiere bewusst "Musik-Theater". Mich reizt es, zu singen UND zu spielen auf der Bühne. Ich habe zwei großartige Schauspiel-Lehrer an der Musikhochschule, und ich finde es gerade in der Oper ganz wichtig, dass die Sänger auch gute Darsteller sind.

War Ihre Karriere quasi vorgegeben in einer Familie voller Schauspieler?

Amberger: Ich habe schon während der Schulzeit gesungen, zunächst im Chor, dann habe ich Gesangsunterricht genommen. Das habe ich lange nicht so ernsthaft verfolgt, aber irgendwann hat‘s mich dann gepackt. Das Schauspiel kam nebenher dazu, natürlich bin ich da beeinflusst von meiner Familie, das war immer ein Thema.

Haben Sie das Schauspielen auch von der Verwandtschaft gelernt?

Amberger: Mit meiner Mutter arbeite ich regelmäßig, sie hilft mir auch ganz handfest bei der Rollenvorbereitung. Sie ist mein kritisches Gegenüber. Meine Schwestern leben beide in Berlin, aber wenn wir uns sehen, dann tauschen wir uns aus. Man hat mehr Verständnis für den anderen und kann Erlebnisse teilen.

Im "Tatort" spielen Sie einen jungen Klavierlehrer, der sich in seine deutlich ältere Schülerin verliebt hat. Diese Beziehung wird aber nur im Rückblick angedeutet. War das schwierig zu spielen?

Amberger: Ja sehr. Regisseur Max Färberböck hatte aber bei den Dreharbeiten immer eine sehr klare Vorstellung von jeder Einstellung. Die emotionale Entwicklung zwischen diesen beiden Figuren musste deutlich werden. All diese Dinge aus der Vorgeschichte sieht der Zuschauer ja nicht, aber wir mussten sie spürbar machen.

Es gibt viele Einstellungen, in denen die Kamera auf Ihrem Gesicht ruht, sie haben nicht viel körperliche Aktionsmöglichkeiten.

Amberger: Ja, Färberböck purifiziert die Dinge gern, weil er ganz genau weiß, was er in der Szene sehen will und wie das Bild zuvor eingerichtet werden soll. Er führt einen bis ins kleinste Detail, was manchmal beeindruckend ist, einen manchmal aber auch vor große Herausforderungen stellt. Man muss ja die Vorstellung in seinem Kopf genau verstehen.

Dieser Anton scheint nirgendwo richtig anzukommen, selbst die freundliche Familie, bei der er einen Jungen unterrichtet, hilft ihm nicht aus seiner Abgeschiedenheit.

Amberger: Ich hatte da das Gefühl von einem streunenden Hund. Momente, in denen er aufgenommen wird, sind was Wertvolles, aber können nicht über diesen Defekt hinwegtäuschen. Überhaupt entstehen ja die meisten starken Emotionen über ein Gefühl von Ohnmacht, das ist für mich das zentrale Thema.

Die Figur ist ein Mensch mit zwei Gesichtern. Spielen Sie solche Charaktere gern?

Amberger: Ja, ich bin schon öfter so besetzt worden und spiele auch gerne eine Figur, an der man sich reibt. Wenn man ehrlich ist, hat eigentlich jede Figur zwei Gesichter, sonst ist man irgendwie faul als Schauspieler. Erst dann kriegt eine Figur Konturen. Am liebsten spiele ich den Bösen. Aber auf Komödie hätte ich auch Lust.

In diesem "Tatort" sieht man kaum Gewalt.

Amberger: Es geht mehr darum, was das Geschehen mit den Figuren macht, als um das Geschehen selbst. Es war überhaupt ein hohes Energielevel beim Dreh. Am Set ist ja immer so viel los, da war es einfach herausfordernd, die Konzentration auf diese stillen, aber energiegeladenen Momente hinzukriegen.

Wie war die Zusammenarbeit mit altgedienten Stars wie Dagmar Manzel?

Amberger: Dagmar Manzel kannte ich schon vorher über meine Mutter. Und sie singt ja auch viel an der Komischen Oper Berlin, wir haben also viele Verbindungen.

Würden Sie auch gern Theater spielen?

Amberger: Ja auf jeden Fall. Mein Traum wäre, an einem Haus zu arbeiten, an dem ich sowohl spielen als auch singen kann. Mal sehen, was kommt, man entscheidet so was ja sowieso nicht selber, sondern das Leben bringt einfach was.

Sind Sie unter den Kommilitonen schon ein Fernseh-Star, der nebenher auch studiert?

Amberger: Nein, ich bin eher ein bodenständiger Typ und versuche, den Kontakt zu mir selbst nicht zu verlieren. Weil ich sonst gar keinen Zugriff mehr habe auf meine Fähigkeiten. Es war auch eigenartig, am eigenen Wohnort zu drehen, wie eine Entdeckungstour. Wenn man an einer Hochschule in Projekte eingebunden ist, kommt man gar nicht so rum. Jetzt sehe ich die Nürnberger Südstadt und Fürth mit anderen Augen, auch mit denen meiner Figur Anton.

In welchen Produktionen können wir Sie in der nächsten Zeit denn noch sehen und hören?

Amberger: Im Mai steht ein Orff-Projekt mit der Hochschule in der Meistersingerhalle an, da singe und spiele ich den Luzifer.

Verwandte Themen


Keine Kommentare