Für Naturliebhaber!

30.7.2020, 14:56 Uhr
"Zur Artznei dienlich": Pflanzenbuch von Eucharius Rößlin aus dem Jahr 1546, Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums

"Zur Artznei dienlich": Pflanzenbuch von Eucharius Rößlin aus dem Jahr 1546, Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums

„Zuerst war ich ein Kraut“, schreibt der Schweizer Albrecht von Haller 1736. Als Zeitgenosse der Aufklärung nimmt der Lyriker und Arzt, der auch Botaniker und Universalgelehrter ist, die Beziehungen zwischen Lebewesen und der sie umgebenden Natur in den Blick. Der Mensch erkennt sich dabei als Species, die mit allem Leben auf der Erde verbunden ist.

Zu den frühesten Belegen einer sich im Verlauf der Frühen Neuzeit zu einer eigenen Wissenschaftsdisziplin entwickelnden Botanik zählen Pflanzenbücher. Die Buchgattung zeugt vom Umgang des Menschen mit und seinem Verhältnis zur Natur. Die Bücher gelten einerseits als rational, weil sie medizinisch-botanisches Wissen festhielten: Während im Mittelalter vor allem Klöster Handschriften produzierten und deshalb über das Herrschaftswissen zur Pflanzenkunde verfügten, verbreitete es der um 1450 aufkommende Buchdruck über alle Stände. Pflanzenbücher gelten außerdem als ästhetisch, weil sich die Illustratoren nicht nur auf eine möglichst detailgetreue Wiedergabe fokussierten, die die Anfang des 17. Jahrhunderts einsetzende Mikroskopie erleichterte. Es galt vielmehr, dem Betrachter gottgefällig die Schönheit der Pflanzen zu vermitteln.

Insbesondere Pflanzenbücher des Barock versuchen die Natur zu übertreffen durch realistische Wiedergabe und Schönheit. Als papierne Paradiesgärten bringen sie den Garten Eden auf ewig in die Kaminstube. Pflanzen mit ihren Blüten und Früchten mutieren im Bild vom Beiwerk zu in Nahsicht wiedergegebenen Hauptgegenständen: Einheimische Gewächse aber auch Exotica wie Limonen, Zitronen, Ananas werden oft in natürlicher Größe und Farbe täuschend echt auf imposant ausladende Papierformate gebracht.

Die Studioausstellung präsentiert ausgewählte Beispiele aus dem insgesamt mehr als 300 Bände umfassenden Pflanzenbücherbestand des Germanischen Nationalmuseums, einer nach Anzahl und Qualität bedeutenden Teilsammlung der Museumsbibliothek.

Papierne Gärten: Illustrierte Pflanzenbücher der Frühen Neuzeit
Studioausstellung
1. Oktober 2020 – 26. September 2021

http://www.gnm.de

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