Geistreich und magisch

24.3.2017, 18:31 Uhr

Auf dem Programm (leider knitteranfällig im neu gestalteten, kleinen Format) standen neben Schumanns Es-Dur-Klavierquartett zwei Werke von Camille Saint-Saëns: Die verträumte Barcarolle op. 108 und das wie ein wundersamer, magischer Irrgarten in vier miteinander korrespondierenden Sätzen angelegte Klavierquartett in B-Dur op. 41.

Dabei verstehen sich die bereits seit der Jahrtausendwende auf internationalem Podium erfolgreichen Professoren ganz ausgezeichnet im kammermusikalischen Dialog. Der läuft präzise ab wie ein Schweizer Uhrwerk und eröffnet so großzügigen Gestaltungsraum, der jedoch mit kalkulierter Sparsamkeit genutzt wird, was die Tiefenschärfe nur befördern kann.

Das lässt die zunächst recht beschaulich dahin schaukelnde F-Dur-Barcarolle aus geschliffener, französischer Feder rasch Fahrt aufnehmen in klippenreiche Gewässer. Da schimmert es nachtblau und man ahnt kühlere Strömungen unter der Oberfläche unbeschwerter, aber nie harmloser Heiterkeit. Pianist Paul Rivinius steuert die Ambiguität feinnervig aus, während Geiger Mark Gothoni, Bratschist Hartmut Rohde und Cellist Peter Hörr nur Seitenblicke genügen für die Feinabstimmung im raffinierten, motivischen Geflecht.

Das anschließende Klavierquartett von Robert Schumann aus dem "Kammermusikjahr" 1842 wäre nach der Pause sicher besser aufgehoben – so stand es auch ursprünglich noch im Programm. Transparenz statt Schwelgen im romantischen Herzbezirk lautet die überzeugende Strategie des Mozart Piano-Quartets, das im Kopfsatz das große Mysterium sanft erwachen und nach dem ruhelosen Scherzo im Andante cantable zu sich selbst kommen lässt. Noble rhetorische Zurückhaltung der vier Herren bei hohem Wirkungsgrad: Da wachsen dem Traumprotokoll aus dem innersten Kreis der Romantik auf einmal Flügel.

Nach der Pause führte das B-Dur-Klavierquartett von Saint-Saëns in den kultivierten Irrgarten motivischer Verästelungen: Das funkelt geistreich, unentwegt – und man wandert staunend durch vier atemlose Sätze inmitten zahlloser Steigerungsformen und Feinabstufungen wie in einem Spiegelkabinett. Für den langen Applaus bedankten sich die souveränen Interpreten mit dem "Ständchen" von Richard Strauss.

Nächster PMV-Termin: 28. April, Ein Brahms-Programm mit einem Vokalquartett rund um den Tenor Julian Prégardien. Weitere Infos unter www.privatmusikverein.de oder unter Telefon 0 91 23 / 8 09 14 30.

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