Gemächliche Tätersuche: Der Kölner-"Tatort" im Check

30.3.2019, 10:11 Uhr
Gemächliche Tätersuche: Der Kölner-

© WDR/Martin Valentin Menke

Um was geht's? Der Knall ist laut und er verheißt nichts Gutes. Beim Entsorgen eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg löst sich Sprengmeister Krämer buchstäblich in Luft auf. Nur ein Stück seines Kiefers bleibt nach der Explosion auf dem Gelände des Kampfmittelräumdienstes übrig. Bei der Untersuchung des Knochens im Labor entdeckt Rechtsmediziner Roth feinste Metallsplitter einer modernen Handgranate. Krämer wurde wohl absichtlich pulverisiert.

Was passiert dann? Ballauf und Schenk tun das, was sie in derlei Situationen immer zu tun pflegen: Sie setzen ihre Betroffenheitsblicke auf, steigen in den Wagen und klappern sämtliche in Frage kommenden Mörder der Reihe nach und in aller Ruhe ab. Aufs Radar der Cops gerät diesmal eine ganze Armada an Verdächtigen. Die Palette reicht von der nicht mehr in ihren Sprengmeister verliebten Gattin über einen schmierigen Baulöwen bis hin zum eifersüchtigen Arbeitskollegen.

Die Geschichte hinter der Geschichte: "Bombengeschäft" spielt vor dem Hintergrund, dass Köln während des Zweiten Weltkriegs 262 Mal aus der Luft bombardiert wurde. Nicht jeder der Sprengkörper ist dabei explodiert. Unter dem Stadtgebiet schlummern also noch zahlreiche Blindgänger. Wie viele es sind, lässt sich nur erahnen. Aus diesem Grund müssen die, die im Kölner Stadtgebiet bauen möchten, einen Nachweis über die Kampfmittelfreiheit im Boden vorlegen.

Was der zweite Blick verrät: Fans von Graphic Novels werden beim genaueren Hinsehen die Anleihen an die Stilmittel des Comics erkennen. So sind hin und wieder Gesichter nur angeschnitten zu sehen. Außerdem nimmt die Kamera oft eine unübliche Perspektive ein.

Auftritt des Films: Den legt in den Kölner Episoden wie immer kein Darsteller, sondern Freddys schnieker Wagen hin. Diesmal lenkt der Cop mit der Vorliebe für bereifte amerikanische Schönheiten einen dunklen Zweitürer mit hellem Dach äußerst elegant und geradezu staatsmännisch durch die Straßen der Domstadt.

Beobachtung des Films: Assistent Jütte hält seine Pausen- und Arbeitszeiten penibel ein. Da kann kommen was will. Schließlich hat er im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten noch ein Privatleben.

Eine weitere Beobachtung des Films: Internetcafés, man nennt sie auch Etablissements der aussterbenden Art, es gibt sie noch.

Dieser Song hätte gut gepasst: The Gap Band – You Dropped A Bomb On Me

Erkenntnis des Films: Musik aus bei der Arbeit! Dann versteht man seinen wild mit den Armen umher fuchtelnden Kollegen auch etwas besser, wenn der gerade verzweifelt versucht, einem etwas sehr Wichtiges mitzuteilen.

Unser Fazit: Abgesehen vom lauten Knall zu Beginn hat "Bombengeschäft" wenig Explosives im Köcher. Ballauf und Schenk schlurfen zwar routiniert aber ohne Tempo und Biss durch ihren 75. Einsatz. Dazu gesellen sich lahme Dialoge, in denen die Kommissare die immer gleichen W-Fragen stellen. Für diese müde Tätersuche gibt es nicht mehr als eine Vier.

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