Thema Menschenrechte

Gute Lösung: Nürnberger Filmfestival läuft im Kino - und am Bildschirm daheim

20.9.2021, 17:48 Uhr
Bei den Kurden unterwegs: Szene aus dem Film "Notturno".

© Festival/PR, NNZ Bei den Kurden unterwegs: Szene aus dem Film "Notturno".

Was macht ein Filmfestival eigentlich aus? Was bleibt davon übrig, wenn man es notgedrungen ins Internet verlegt oder, stark reduziert, nur unter Corona-Bedingungen durchführt? Fragen, die sich Andrea Kuhn dieses Jahr erstmals stellen musste.

Die Antwort, die die junge, aber bereits langjährige Leiterin des Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte fand: „Wir führen unser alle zwei Jahre stattfindendes Festival 2021 erstmals hybrid durch... Man kann fast alle Filme im Kino sehen oder bei sich daheim.“

Mein Vater, mein Herr: Der indische Film "Pebbles" läuft am 29.9. zur Eröffnung.

Mein Vater, mein Herr: Der indische Film "Pebbles" läuft am 29.9. zur Eröffnung. © Festival/PR, NNZ

Eine gute Lösung, auch für Hausherr Michael Bader vom Kulturamt: „Zu diesem Festival gehören nicht nur Filme, sondern auch die Begegnungen mit den Künstlern aus aller Welt, mit anderen Kulturkreisen. Das macht es spannend und authentisch.“

Auch aus Buxtehude!

Ab nächsten Mittwoch, vom 29. September bis 6. Oktober, läuft die 12. Ausgabe des ältesten und größten deutschen Menschenrechtsfilmfestivals – und nutzt gleichsam alle Kanäle. „Und online ist da nur ein erster Schritt.“ Der ja sogar auch Vorteile hat, wie Andrea Kuhn andeutet: „Zum ersten Mal kann man uns dadurch bundesweit sehen – auch aus Buxtehude!“

Skurril? "Blutsauger" heißt der neue Film des Nürnbergers Julian Radlmaier.

Skurril? "Blutsauger" heißt der neue Film des Nürnbergers Julian Radlmaier. © Festival/PR, NNZ

41 Werke hat die engagierte Filmwissenschaftlerin dieses Jahr ausgewählt, vier werden erstmals in Deutschland gezeigt: Debüts, kurze und lange Spielfilme, Dokumentationen, aus 31 Ländern weltweit. Acht Filme gehen in den Wettbewerb, eine dreiköpfige internationale Jury wird entscheiden, wer den Preis des Festivals bekommt.

Eröffnet wird das Festival mit dem bildgewaltigen Erstlingswerk „Pebbles“ des indischen Regisseurs Vinothaj P.S. in der Nürnberger Tafelhalle, ein Roadmovie über arme und zugleich patriarchale Verhältnisse. „Da sind wir noch in Verhandlungen wegen des Visums“, so Kuhn, aber wenn alles klappt, ist der junge Inder in Nürnberg. Er ist einer von über 20 Filmschaffenden, die dieses Jahr als Gäste erwartet werden.

Vampire in Nürnberg

Dazu gehören so unterschiedliche Mentalitäten wie der aus Nürnberg stammende Julian Radlmaier, der seinen bei der Berlinale vorgestellten 20er-Jahre-Vampirfilm „Blutsauger“ in die Heimat holt, oder die Serbin Marta Popivoda, deren Film „Landscapes of Resistance“ einen weiten Bogen spannt – von einer Partisanin, die Auschwitz überlebt hat, bis zur Generation der Enkel, die ihre eigenen Formen des Widerstands finden müssen. Nicht mit Waffen, sondern mit Filmen.

Indianer, Amerikaner, Eheleute: Szene aus "Non-Western".

Indianer, Amerikaner, Eheleute: Szene aus "Non-Western". © Festival/PR, NNZ

Widerstand und weltweite Solidarität, das ist ohnehin ein Schwerpunkt des Festivals, wie Andrea Kuhn betont. Er betrifft Zensurgesetze in Hongkong („Decameron“) nicht weniger als ausbeuterischen Bergbau auf den Philippinen („Genus Pan“). In „Notturno“ macht sich der italienische Doku-Filmer Gianfranco Rosi, mit „Seefeuer“ Gewinner des Goldenen Bären, auf ins Gebiet der Kurden zwischen Türkei, Syrien und Irak.

In der frisch eingerichteten Lounge kann nach den Filmen noch im Filmhaus als Hauptort diskutiert werden, teils live, teils per Video. Dort gibt es – umsonst – auch ein kleines musikalisches Rahmenprogramm. Für Openair-Vorführungen ist erstmals die Katharinenruine als Spielort hinzugekommen, und im Cinecittà werden nicht nur Previews, sondern auch reguläre Festival-Filme geboten (Kino 8).

Jeder Film wird insgesamt drei Mal gezeigt, so dass man ihn nicht verpassen kann. Der Vorverkauf ist gestartet und wird empfohlen, da in den Kinos Abstand gehalten wird (zusätzlich zur Maskenpflicht) und die Tickets deutlich weniger sind. Andrea Kuhn rät zur Website, wo man direkt auf den gewünschten Film klicken kann und damit zum Ticket kommt. Aber auch Abendkasse gibt es.

Noch einfacher haben es die Schulkinder, die von ihren Lehrern mit in das Jugendprogramm „Open Eyes“ genommen werden. Die sechs ausgewählten Filme kann man sich sogar ins Klassenzimmer streamen lassen...

Info unter www.nihrff.de

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