"Heidi" erklimmt im Theater Pfütze die Berge

15.10.2018, 06:00 Uhr

© Foto: Wolfgang Keller

Ganz schön viel Holz in der Hüttn: Ein karges, aber wandelbares Bühnenbild hat Andreas Wagner für "Heidi" geschaffen, dunkle Podeste, die im Theater Pfütze mal als Berg und mal als Bett dienen. Und natürlich Raum für die Vorstellungskraft lassen, schließlich geht es in Johanna Spyris 1880 erschienenem Roman auch um die Schönheit der Schweizer Alpen. Oh, du wunderbares Landleben!

Heidi (Elisa Merkens) erklimmt die idyllischen Höhen zu Beginn der Inszenierung mit ihrer Tante Dete (Maria Mund), der Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Die bringt das Kind ganz herzlos zum Almöhi (Jürgen Decke), dem griesgrämigen Großvater, weil sie selbst eine gute Stellung in der Stadt gefunden hat und sich nicht mehr um Heidi kümmern kann.

Kurze Episoden

Eigentlich könnte jetzt die Erzählung einer ganz besonderen Beziehung beginnen: Nämlich der zwischen dem gewitzten, unbeschwerten Kind und dem grummeligen Opa, der bislang wie ein Einsiedler gelebt hat. Das Pfütze-Team hat sich jedoch entschieden, diese Episode ziemlich kurz zu halten — so dass Heidi flugs wieder weggerissen wird vom Almöhi und ihrem neuen Freund, dem Geißenpeter (Thomas Bosch). Denn Tante Dete kehrt zurück und verfrachtet Heidi nach Frankfurt, wo sie der zwölfjährigen, im Rollstuhl sitzenden Klara in einem noblen Haushalt Gesellschaft leisten soll. Die beiden Mädchen verstehen sich auf Anhieb. Und trotzdem kommt Heidi — geplagt von den Schikanen des gestrengen Fräulein Rottenmeier (Christine Janner) — mit dem Großstadtleben so gar nicht klar . . . Warum es für Heidi trotz der Freundschaft zu Klara und Diener Sebastian so unerträglich furchtbar in Frankfurt ist, bleibt im Detail jedoch genauso reine Behauptung wie die Grantigkeit des Großvaters oder seine Unbeliebtheit im Dorf.

Die Kostüme (Ulrike Schlafmann) versetzen einen zwar stilecht in die Zeit des 19. Jahrhunderts, doch sprachlich (ob Kinder ab acht Jahren, für die das Stück gedacht ist, wirklich alles verstehen?) hätte Christof Lappler seine sehr puristische Inszenierung der 140 Jahre alten Geschichte vielleicht mehr ins Hier und Jetzt holen können.

Unterhaltsam sind die 75 Minuten trotzdem: Etwa, weil die Schauspieler, die in wechselnden Rollen und immer wieder auch als Erzähler agieren, entzückende Ziegen abgeben, oder weil Sebastian und Fräulein Rottenmeier für Situationskomik sorgen.

Abruptes Ende

Irgendwie wartet man aber immer, dass noch etwas Aufregendes passiert: Stattdessen gibt es ein abruptes Ende mit der Vertonung von Joseph von Eichendorffs Gedicht "Mondnacht", für die Pfütze-Soundchef Dominik Vogl verantwortlich ist — wie für die gesamte "Stubenmusik", die vom Ensemble selbst auf Zither, Querflöte, Geige und Co. gespielt wird. Alles in allem gerät das Stück um das Mädchen in dem roten Kleid seltsam brav und kann der allein schon durch die Zeichentrick-Serie allseits bekannten Story keine neuen Aspekte abringen.

Nächste Vorstellungen: 19. bis 21. und 23. bis 28. Oktober, www.theater-pfuetze.de, Kartentel. 09 11/2 16-27 77, ZAC-Rabatt.

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