Heiße Sache: Ein Kalk-Ofen liefert Baustoff für historischen Hausbau

23.3.2018, 10:19 Uhr
Heiße Sache: Ein Kalk-Ofen liefert Baustoff für historischen Hausbau

© Ute Rauschenbach

Auf diese Fragen bekommen Museumsbesucher im Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken Antwort, wenn zum Handwerker- und Techniktag am 29. April der neue Kalkofen in der Baugruppe „Industrie & Technik“ zum ersten Mal in Betrieb ist. Gebaut wurde er nach einem historischen Vorbild. Solche holzbefeuerten Öfen waren bis 1850 in Betrieb, vereinzelt bis 1950, bevor sie von Industrieöfen abgelöst wurden. Zum Equipment des Ofens gehört auch eine Löschanlage für den gebrannten Kalk in Form einer Blechwanne und vier Erdbunker zur frostfreien Lagerung des gelöschten Kalks. Hier kann er „einsumpfen“, bis er die optimale Qualität zur weiteren Verarbeitung hat.
Doch was passiert eigentlich beim Kalklöschen? Dem Ausgangsmaterial Kalkstein (Calciumcarbonat) wird durch das Brennen Wasser entzogen und es entsteht Branntkalk (Calciumoxyd). Dieser hat das Bestreben, das Wasser wieder aufzunehmen und setzt dabei genau die Energie frei, die er beim Brennen aufgenommen hat. Daher ist die Reaktion auch so heftig und es entsteht Hitze und Dampf. Der gelöschte Kalk wird schließlich für drei Jahre in Erdbunkern gelagert, wobei die Feinkörnigkeit der Masse deutlich zunimmt. Sie wird dadurch cremiger, geschmeidiger und kann nach der Verarbeitung gegenüber frisch gelöschtem Kalk viel besser erhärten.
Traditionell hergestellter Sumpfkalk ist ein äußerst begehrter Baustoff im historischen Hausbau und findet als Bindemittel bei der Rekonstruktion von Architekturoberflächen und bei der Herstel- lung von Farben bei Kirchenmalern und Restauratoren Verwendung. Mit der Inbetriebnahme des Kalkofens soll zunächst der Eigenbedarf des Muse- ums gedeckt werden und Überschüsse an andere Museen, an Restauratoren und Privatpersonen verkauft werden. Interessierte melden sich unter 09841/ 66 80 0 oder info@freilandmuseum.de. Zum Handwerker- und Techniktag gibt es neben dem Kalkbrand zahlreiche weitere Höhepunkte für Technik-Interessierte. Historische Bauhandwerke wie Steinbearbeitung, Ziegeln, Zimmern und Schmieden sind an diesem Tag zu sehen, im neu eingerichteten Steinbruch zeigt der riesige Derrik-Kran seine ausgeklügelte Hebetechnik und die kleine Feldbahn ist erstmalig in Betrieb. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht.

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