Herrliche Klangwolken

17.12.2017, 17:55 Uhr
Herrliche Klangwolken

© Foto: Tysje Severens

Glück für die Nürnberger Symphoniker: zu ihren Weihnachts-"Klängen" kamen insgesamt 5000 Besucher. Pech: die 2016 teuer gekauften und erhofft dauerhaften Plastikbäume durften dieses Jahr nicht wieder verwendet werden. Egal: das echte Grün war vielleicht noch schöner, und die tschechischen Knaben schufen ohnehin perfekte Weihnachtsstimmung, als sie in einer Klangwolke, mit Kerzen und Engelsgewändern auf die Bühne kamen – auch wenn manchmal die Ärmel noch ein bisschen lang sind.

Der kleinste Knirps steht gleich neben dem Dirigenten und Chorleiter Jakub Martinec, der die Sänger aus allen Bühnenecken nach vorne holt. Alles sieht angenehm locker und undressiert aus, klingt sehr hübsch und nahe am tschechischen Zungenschlag. Auf jeden Fall aber unangestrengt nach dynamischer Feinarbeit und einem kraftvollen Fundament durch einige Jungmännerstimmen — besonders bei einem "Ave Maria" aus der Renaissance, dem berühmten Händel-"Halleluja" bis hin zu "Stille Nacht". Das war schon im Samstagskonzert erwartet worden, gab es aber dann erst am Sonntag nach guter alter Symphoniker-Sitte zum Mitsingen: Da schwelgt der ganze Saal in weihnachtlichen Gefühlen.

Trotz einiger Schwächeanfälle, die Chorknaben stehen auch ihre Soloauftritte brav und bravourös durch, legen für die Stücke zum Mitklatschen die Kutten ab und setzten Nikolausmützen auf: Weihnachtskonzerte müssen nicht immer bierernst sein.

Aber die Symphoniker hatten noch einen Trumpf im Ärmel : die französische Harfenistin Agnès Clément, voriges Jahr ARD-Wettbewerbs-Preisträgerin und inzwischen weltweit auf Tournee, wenn sie an der Brüsseler Oper dienstfrei hat. Als Erstaufführung spielte sie John Rutters "Suite lyrique". Und sie fand für das halbe Dutzend von Sätzen immer den passenden Zugang — für das schwungvoll auftrumpfende Vivace genauso wie für die melodische Aria klar und kräftig strukturiert im Ton, in unterhaltsamer Poesie.

Sie ist eine Musikerin, die gern alle Hände voll zu tun hat: an der Harfe oder bei ihren Hobbies Klettern, Malen und der Bildhauerei. Ideal war für dieses Allzweckstück die Begleitung durch die Symphoniker, schade, dass Clément nur zwanzig Minuten im Programm hatte. John Rutters "Gloria", sehr einflussreich auf die populäre Chormusik der vergangenen Jahrzehnte, dauerte genauso lang: mit seinen strahlenden Blechbläsern oder in einer filigranen Religiosität. Für all das mobilisierte der tschechische Chor seine Gestaltungsmöglichkeiten und seine rhythmische Sicherheit.

ZAm 26. 12. in der Meistersingerhalle: "Salto musicale" mit den Symphonikern und Volker Heißmann; Karten-Tel. 0911/47 401 54

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