Im "Musikpunkt Nürnberg" auf die Pauke hauen

17.10.2016, 18:30 Uhr
Im

Fünf Zimmer in einem Mietshaus in der Wölckenstraße dienen seit etwa einem Jahr als Sprungbrett für junge Instrumental-Lehrer. „Wir wollen damit Musikpädagogen den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern“, erklärt Leiter Wolfgang Fischer.  In den Räumen finden sich Klavier, Notenständer, Bücher — eben alles, was es für den Musikunterricht braucht.

Mindestens genauso wichtig ist ein schallgedämpfter Raum im Hinterhof, in dem Schlagzeug und E-Gitarre gespielt werden. Hier können Schüler üben, ohne die Nachbarn durch den Lärm zur Weißglut zu treiben. Für viele Lehrer ist der Unterricht in ihrer eigenen Wohnung genau deshalb nicht möglich.

Von drei bis 67

Etwa 150 Schüler musizieren nun in der Einrichtung. „Die Jüngste ist drei Jahre alt, der Älteste 67“, freut sich Fischer über die große Altersspanne. Neben populären Instrumenten wie E-Gitarre, Schlagzeug, Klavier oder Geige, wird beispielsweise auch die Gambe — Vorläuferin des Cellos — unterrichtet.  Sogar einen Yoga-Kurs, extra zugeschnitten auf Musiker, hat der Musikpunkt im Repertoire.

Durch die Arbeit Zimmer-an-Zimmer gibt es auch Kooperationen unter den Lehrern mit dem Resultat von kleinen Auftritten und Konzerten“, erklärt Fischer, der nicht nur musikalischer Leiter des Projekts ist, sondern auch Schlagzeug-Lehrer. Während er das Angebot von anderen Musikinstitutionen in Nürnberg lobt, ist er mit dem Unterricht an bayerischen Schulen nicht zufrieden. „Das primäre Ziel ist doch, das Interesse der Schüler für Musik zu wecken und nicht den Lebenslauf von Mozart auswendig zu lernen“, kritisiert der Musikpädagoge. Er plädiert daher für eine Reform des altbackenen Lehrplans. Die Begeisterung für die Musik soll im Vordergrund stehen.

Kein Zuckerschlecken

Nach der Ausbildung an einer Musikhochschule sind Lehrer allerdings noch nicht berechtigt, an einer regulären Schule zu unterrichten. Nur wer ein zusätzliches Lehramts-Studium an einer Universität absolviert hat, kann dies tun.

„Nur“ mit dem Abschluss als Musikpädagoge bleibt somit die Tätigkeit in einem Orchester oder an einer staatlichen Musikschule. „Das schaffen allerdings die wenigsten“, erklärt Fischer. „Viele machen sich deshalb als Instrumenten-Lehrer selbstständig.“ Die Existenzgründung ist in der heutigen Zeit aber kein Zuckerschlecken. Der "Musikpunkt" stellt deshalb nicht nur die Räumlichkeiten, sondern bietet auch Unterstützung bei der Buchhaltung und „allem, was zur Selbstständigkeit dazugehört.“ An der Miete für die Musikzimmer müssen sich die Lehrer selbstverständlich beteiligen. Das Gründungsteam aus vier Mitgliedern, zu denen auch Fischer und die Gründerin Ingrid Schlenk gehören, kümmert sich um Organisation und Marketing.

Ein Förderverein bietet sozial benachteiligten Familien finanzielle Hilfe, um den Unterricht bezahlbar zu machen. „Wir wollen die musikalische Ausbildung in Nürnberg mit allen Mitteln fördern. Das ist nicht nur das Ziel des "Musikpunkts", sondern auch mein persönlich größter Wunsch“, so Fischer.

@www.musik-punkt.de

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