Umkämpfte Grünanlage
Im Nürnberger Stadtpark ist der Frosch kein König
4.9.2021, 09:39 UhrNürnberg ist nicht nur knapp bei Kasse, sondern hat auch wenig Grünflächen. Entsprechend überfüllt geht es in den kleinen grünen Lungen zu. Eine dieser heftig genutzten, um nicht zu sagen umkämpften Zonen ist der Stadtpark.
Dort müssen sich den engen Raum die Jogger, die Hundeausführer, die Radfahrer, die Väter und Mütter mit spielenden Kindern, die Yoga- und Fitness-Leute, die Sandler, die Tischtennisspieler, die Zwischen-Bäumen-Balancierer, die Jongleure, Frisbeespieler und der Rest an schlicht spazierengehenden oder sonstwie Müßiggang treibenden Mitmenschen teilen.
Den Stadtpark zu erweitern wäre ungefähr genauso schwierig und teuer, wie einen neuen Standort für ein neues Opernhaus zu finden. Also bleibt alles beim Alten, auch wenn der Stadtpark jetzt teil-umgestaltet wird. Dieses Wort selber schon spricht Bände und meint eigentlich „nichts Halbes und nichts Ganzes“.
Immerhin hat man dabei bemerkt, dass eine Froschskulptur, die sich neben einem Faun befand, abhanden gekommen ist. Denn im Stadtpark gibt es in der Enge auch noch öffentlichen Raum beanspruchende Kunstwerke. Und manche davon werden immer mal wieder gerne geklaut, auch wenn einige, wie zum Beispiel der Neptunbrunnen, zum Glück zu groß und zu schwer für solche Untaten sind.
Aber der Frosch im Park ist nun weg, bei einigen sind Wut und Trauer darüber groß, andere haben nun schon quietschbunte Ersatzfrösche dort aufgestellt - und wer weiß, auf welche Ideen Vervielfältigungskünstler Ottmar Hörl noch kommt. Frösche hat er natürlich auch im Portfolio.
Für solche Nöte, wie die vielen unterschiedlichen Interessen, die im Stadtpark aufeinander treffen und manchmal eine nicht unerhebliche Reibung erzeugen, böte sich, angesichts der Geld- und Platzknappheit der Stadt, eigentlich ein sehr kluger und moderner Ausweg: Augmented Reality.
Dann könnten sich alle Stadtparkbenutzer 3D-Brillen aufsetzen und darin ihren Wunschpark erblicken. Mit Bronzefröschen oder noch viel spektakuläreren Kunstwerken; einem Biergarten, der diesen Namen verdient; einem Skaterpark; grünen, unberührten Wiesen ohne Hundehaufen; toll ausgestatteten Super-Spielplätzen usw. Und nicht zuletzt: der gestohlene Frosch wäre wieder da!
Der virtuellen Realität wären, anders als der städtischen, keine Grenzen gesetzt. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen ihre Umgebung nur noch wie eine Art Benutzeroberfläche wahrnehmen, würde auch niemand mehr etwas vermissen. Nämlich die Ruhe, die so ein Park ausstrahlen kann, wenn man ihn einfach nimmt, wie er ist und dabei seine Seele baumeln lässt.
Doch dieses eigentliche Nichts-Tun schafft heute fast niemand mehr, es ist wohl längst zu anstrengend geworden.
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