In alter Frische: Joe Jackson im Serenadenhof

24.6.2019, 15:27 Uhr
In alter Frische: Joe Jackson im Serenadenhof

© Stefan Hippel

"Four Decade" lautet das Motto der Sommertour mit der ersten Station im ausverkauften Nürnberger Serenadenhof. Aber keine Angst, ein gemütlicher Herrenabend ist nicht im Sinne von Joe Jackson, der immer wieder für Überraschungen sorgt.

Das energiegeladene Programm konzentriert sich auf fünf markante Alben, die je für ein Jahrzehnt stehen: "Look Sharp!" (1979), "Night and Day" (1982), "Laughter and Lust" (1991), "Rain" (2008) und vor allem auf "Fool" (2019). Mit seinem aktuellen Album ist Joe Jackson ein musikalischer Befreiungsschlag gelungen, mit dem er an frühere Meisterwerke anknüpft.

Schlag auf Schlag

"Alchemy" steht wohl nicht zufällig am Anfang und Ende des umwerfenden Konzerts, denn als alter Alchemist versteht sich Jackson auf die Kunst, musikalischen Mist in Gold zu verwandeln, wie er selbstironisch bekennt. Und dann geht’s Schlag auf Schlag: Rau und ungehobelt, energisch und unverkrampft bringt die Band die kurzen, knackigen Songs auf den Punkt.

Mal zynisch, mal zärtlich, mal zornig singt der Mann mit dem Bürstenschnitt zur Begeisterung des Publikums alte und neue Knüller. Der Einzelgänger und Eklektiker, der im taubenblauen Anzug hinter den Keyboards sitzt, mixt souverän wie früher Rock’n’Roll mit Reggae, New Wave, Punk, Klassik und Karibischem – und das Rezept funktioniert immer noch.

Das klingt kein bisschen angestaubt, sondern sprüht vor Lebenslust und Spielfreude. Wesentlichen Anteil daran hat die famose Band mit Graham Maby am Bass, Teddy Kumpel an der Gitarre und nicht zuletzt Doug Yowell, der sein Schlagzeug mit Präzision, Feuereifer und nicht nachlassender Energie spielt. So baut sich permanent knisternde Spannung zwischen dem Meistertrommler und dem Piano-Man auf.

Joe Jackson ist nicht nur ein ausgezeichneter Pianist, sondern auch ein leidenschaftlicher Sänger, der an diesem Abend in gewohnter Qualität liefert: Von "Is She Really Going Out With Him?" über "Sunday Papers" bis "I’m the Man", nicht zu vergessen die Cover-Versionen "Rain" (von den Beatles) und "King ot the World" (von Steely Dan). Spätestens bei der originalgetreuen Version von "Steppin’ out" (mit Uralt-Drumcomputer und Glockenspiel) kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr: Standing Ovation für ein atemberaubend gutes Konzert ohne Schwachstellen.

CD-Tipp: Joe Jackson, "Fool" (ear music)

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