Kabarett aus Franken

Kabarett aus Franken - jetzt kommen die Frauen!

18.5.2021, 13:04 Uhr
"Frankens Frauen Power" mit Sibylle Mentau und Julia Kempken

© Peter Romir, NNZ "Frankens Frauen Power" mit Sibylle Mentau und Julia Kempken

Dass die Franken zum Lachen in den Keller gehen, ist ein Klischee. Und stimmt. Zumindest wenn es sich um die Kellerbühne der „Roten Bühne“ in Gleißhammer handelt. Hier trafen sich kürzlich 16 Kabarettistinnen, Tänzerinnen und Autorinnen um das Programm „Frankens Frauen Power“ aufzuzeichnen.

Im Saal stehen ein paar Kameraleute im Raum verteilt, während auf der Bühne gerade Claudia Bill ihre bissigen Spitzen auf die Männerwelt verteilt. „Ohne Publikum auftreten ist richtig hart“, meint die Künstlerin aus Erlangen. „Normalerweise trägt mich das Lachen des Publikums durch den Abend. Das fehlt hier sehr – aber es ist dennoch viel besser als nix.“

Mit Mann: Sibylle Mantau, Julia Kempken und Max Dettenthaler.

Mit Mann: Sibylle Mantau, Julia Kempken und Max Dettenthaler. © Peter Romir, NNZ

Denn genau das haben die meisten Menschen der Kleinkunstszene im letzten Jahr tun können: nix. Auch hier in der Roten Bühne fiel das übliche Programm von etwa 70 Vorstellungen im Jahr fast komplett aus.

Neue Lüftung läuft

„Uns als Spielstätte geht es dennoch verhältnismäßig gut“, meint Bühnen-Chefin Julia Kempken. „Durch staatliche Förderung haben wir eine neue Lüftungsanlage einbauen können und im Sommer haben wir zumindest den Hinterhof bespielt. Für die Künstlerinnen sieht es aber schwieriger aus: Die wenigsten können sich ohne einen Brotberuf über Wasser halten.“

Deshalb kamen Kempken und Oliver Tissot im Winter auf die Idee, eine Kabarett-Show mit unterschiedlichen Gästen als Stream-Event zu produzieren: „Die kam sehr gut an, deswegen gibt es nun diese zweite Ausgabe – nur mit Frauen.“

Und entgegen des Klischees, dass Kabarett Männersache ist, war die Liste schnell voll: von Poetry-Slammerin Maron Fuchs über die Tänzerinnen Gil Tonic und Sweet Chilli bis zur NN-Autorin Annette Röckl.

„Ich finds klasse, dass endlich mal an uns gedacht wird“, meint Claudia Bill. „Es gibt so viele großartige Frauen, die von den angeblich besseren Männern unter den Tisch gekehrt werden.“ „Und es ist tatsächlich spaßiger“, ergänzt Julia Kempken. „Bei den Männern gibt es oft so ein Konkurrenzverhalten. Hier dagegen erlebe ich viel Herzlichkeit und Dankbarkeit. Es gibt überhaupt nichts zickiges.“

Raum für Rangeleien gibt es ohnehin kaum: Gedreht wird an zwei Tagen – immer eine Person nach der anderen. Alle mit Test, Abstand und – außerhalb der Bühne – mit Maske.

Auch im Foyer

Im Unterschied zur ersten, gemischten Comedy-Show wird diesmal auch das Foyer bespielt: „Wir haben versucht immer den passenden Ort zu finden“, meint Moderator Max Dettenthaler. „Große Tanznummern passen besser auf die Bühne. Poetryslam und Märchenerzählung eher ins Foyer.“ Der 20-jährige ist sichtlich froh, hier als Conférencier in die Fußstapfen seines Vorbilds Oliver Tissot treten zu können: „Es ist wirklich etwas besonderes, eine Show mit 100% Frauenquote zu moderieren. Es ist auch abwechslungsreicher, da von Tanz über Artistik bis Kabarett alles dabei ist.“

Und so wurde in der "Roten Bühne" gedreht.

Und so wurde in der "Roten Bühne" gedreht. © Peter Romir, NNZ

Zwei gut gefüllte Abende entstehen auf diese Weise: Neben bekannten Namen wie Lizzy Aumeier, Andrea Lippka und Anette Röckl gibt es auch Entdeckungen: Die in London geborene Susanna Curtis führt in ihren zehn Minuten auf launige Weise durch 500 Jahre Tanzgeschichte, Slam-Meisterin Maron Fuchs meditiert über Mahlzeiten und Ines Procter überzeugt als singende Putzfrau im eigens produzierten, aufwendigen Video.

Mit Sketchen über Missbrauchsskandale (Claudia Bill), Überlegungen zum Unterschied zwischen Hollywood-Sex und Alltag (Birgit Süß) sowie einer großen Ladung Burlesque-Tanz sind die zwei Abende vor allem für ein erwachsenes Publikum interessant.

Zerbrechende Stühle

Ein besonderes Highlight setzt Sibylle Mantau, die ebenfalls eine heiße Tanznummer hinlegt – bei der die Tänzerin aber ständig von Missgeschicken, wie zerbrechenden Stühlen heimgesucht wird. Auch sie freut sich riesig, hier dabei sein zu dürfen: „Es ist so wichtig etwas zu tun – und fit zu sein für den Moment, in dem es wirklich weiter geht!“

Da ist man bei der „Roten Bühne“ vorsichtig optimistisch: „Das Sommerprogramm ist gerade aus dem Druck gekommen – und wir drücken die Daumen“, meint Julia Kempken.

Die Zeit bis dahin überbrückt die Frauen-Power-Show. Ab dem 23. Mai kann der Stream über die Seite www.frankens-frauen-power.de abgerufen werden. Für 25 Euro gibt es insgesamt über fünf Stunden Programm, die einen Monat lang unbegrenzt oft abgerufen werden können.

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