"Kapriole der Stadt": Streit um Nürnbergs neue Seebühne

20.7.2020, 19:05 Uhr
Hier, am beschaulichen Dutzendteich, soll es bald Konzerte geben.

© Andreas Franke Hier, am beschaulichen Dutzendteich, soll es bald Konzerte geben.

Mit scharfen Worten hat das Concertbüro Franken in einem offenen Brief an Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König und Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (beide CSU) gegen die geplante "Seebühne" am Dutzendteich protestiert. Wie berichtet soll dort an drei Abenden – 31. Juli bis 2. August – ein Konzertprogramm mit Weltmusik, Klassik und Jazz geboten werden. In normalen Zeiten wäre an dem Wochenende das Bardentreffen über die Bühnen in der Innenstadt gegangen.

"Zunächst mit Ungläubigkeit, aber dann mit blankem Entsetzen haben wir auf die neueste Kapriole der Stadt Nürnberg reagiert: Kulturaktivität in Zeiten von Corona vorzutäuschen, während es zeitgleich nicht gelingt, Alternativen für die freien Nürnberger Kulturbetriebe zu schaffen, geschweige denn ihnen finanziell unter die Arme zu greifen", heißt es zu Beginn des Protestschreibens.

Moniert wird auch, dass die "Wasserspiele" zwischen zwei hauptsächlich vom Concertbüro bespielten Kulturstätten stattfinden, dem Serenadenhof und der Volksbühne Wanner im Gutmann, "die es in der Krise besonders hart trifft". "Während die Stadt Nürnberg bei der freien Kultur um jeden Euro geizt, verbrät sie bei der ,Seebühne’ an drei Tagen einen satten sechsstelligen Betrag", so die Kritik der Unterzeichner.

Bei Andreas Radlmaier, Leiter des städtischen Kultur-Projektbüros und federführend zuständig für die Großevents Bardentreffen, Klassik Open Air und Stars im Luitpoldhain, stößt das Schreiben auf Unverständnis. "Wir haben die regionale Szene seit Mai in verschiedenen Formaten in den Focus gestellt", betont er und nennt etwa die Aktion "Back to Live", die Künstlern, Musikern und Theatermachern an 170 Orten Auftrittsmöglichkeiten bot. Auch bei der Reihe "Kunstanschlag" seien Künstlern große Präsentationsflächen zur Verfügung gestellt worden.

In beiden Fällen seien die Honorare aus den Töpfen gezahlt worden, die sonst für die großen Festivals bereitstehen. "Wir haben dieses Geld schnell umgeleitet, bevor es in dem schwarzen Loch verschwindet, das durch Corona im städtischen Etat klafft", sagt Radlmaier, der als weiteres Projekt auf den Kultur-Parcours im Stadtpark verweist. Unter dem Titel "Lost and Found" soll dort ab Ende September Künstlern aller Art eine Bühne geboten werden.

Besucher müssen Boote selber mitbringen

Angesichts der Tatsache, dass die lokale Szene mit städtischer Hilfe an vielen Spielorten wieder aufflackern könne, müsse es dem Projektbüro gestattet sein, "mit einer kleinen Veranstaltungsreihe auf das hinzuweisen, was uns fehlt", findet Radlmaier. Den Auftakt macht am 31. Juli die Kölner Weltmusik-Band Bukahara, am Abend darauf folgt der Verein der Staatsphilharmonie, am Sonntag tritt der Jazz-Keyboard-Virtuose Simon Oslender mit Band auf.

Der städtische Zuschuss zu den einzelnen Konzerten liegt laut Radlmaier "im niedrigen vierstelligen Bereich". Wichtig für Besucher: Sie müssen ihre Boote selbst mitbringen (das Bukahara-Konzert ist bereits ausgebucht) und sich per Mail (projektbuero-kultur@stadt.nuernberg.de) namentlich registrieren lassen.

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