Keine gute Idee: Der Frankfurter "Tatort" im Check

31.8.2019, 12:54 Uhr
Biggi Lohmann (Katharina Marie Schubert) ist eine Frau, die gut zielen kann.

© HR Biggi Lohmann (Katharina Marie Schubert) ist eine Frau, die gut zielen kann.

Um was geht's? Die Lohmanns sind seit über zwanzig Jahren verheiratet und lieben sich wie am allerersten Tag. Beruflich läuft es dagegen weniger gut. Ihre Solar-Firma steht kurz vor dem Ruin. Daher soll ein kleiner Versicherungsbetrug helfen, an frisches Geld zu gelangen. Doch anstatt sich damit etwa aus dem Staub zu machen, wollen die Lohmanns mit der Beute den Fortbestand der Firma und somit die Arbeitsplätze ihrer Angestellten sichern.

Was passiert dann? Der zuvor bis ins kleinste Detail ausgeklügelte und in der Theorie sich gut anhörende Plan des kriminell gewordenen Pärchens mit dem Herz am rechten Fleck geht in die Hose. Während des fingierten Überfalls stirbt ein Sicherheitsbeamter. Beim Versuch, den Vorfall vor den Ermittlern zu vertuschen, manövriert sich das Duett nun immer tiefer in den Schlamassel und bekommt zu allem Überfluss auch noch Ärger mit echten Kriminellen.

Und was passiert sonst so? Auf dem Präsidium fällt die Heizung aus und das ungünstigerweise in einem besonders kalten November. Außerdem verhält sich Staatsanwalt Bachmann sehr merkwürdig. Dessen Gehabe hat allerdings weniger mit den Temperaturen innerhalb und außerhalb des Kommissariats zu tun, sondern mit Ermittlerin Janneke. In der Gerichtsmedizin hockt derweil eine ganz gescheite Dame über den Leichen. Mit ihren Theorien zu möglichen Tathergängen hält sie ungern hinterm Berg und strapaziert damit sichtbar das Nervenkostüm von Fahnder Brix.

Der gute Rat des Films: Wer vorhat, sich ein chinesisches Schriftzeichen tätowieren zu lassen, sollte im Vorfeld der Aktion sichergehen, dass das ins Auge gefasste Motiv auch tatsächlich das bedeutet, was es bedeuten soll.

Der Trostspender des Films: In einem Krankenhaus ist noch nie jemand an einem Stromausfall gestorben.

Die kulinarische Offenbarung des Films: Damit ein Hackbraten extra zart und saftig wird, mengt man der Masse bei der Zubereitung ein Tröpfchen Buttermilch und etwas Gelatine bei. Außerdem rufen Anchovis und Sojasoße ein ganz besonderes Geschmackserlebnis hervor.

Die Randnotiz des Films: Weniger Geplapper beim Sex erhöht das Vergnügen der daran beteiligten Personen.

Der Tipp des Films: Richtiges Aufräumen kann das Dasein verändern. Wenn Sie also vorhaben, in ihrem Leben mal so richtig durchzuwischen und darüber hinaus erfahren möchten, was es zum Glücklichsein bedarf, nämlich nicht gerade viel, lesen Sie Marie Kondos Ratgeber "Magic Cleaning". Vielleicht geht es Ihnen dann wie Uwe Ohlberger, dem laut eigener Aussage ein voller Kühlschrank und ein Flugsimulator genügen, um jeden Abend zufrieden einzuschlafen.

Unser Fazit: Dieser "Tatort" ist ein Fest. Emily Atefs hübsch ausgestattete Tragikomödie ist klug durchdacht, voller griffiger Dialoge und bis in die kleinste Nebenrolle bestens besetzt. Inhaltlich verbeugt sich "Falscher Hase" mehr als deutlich vor "Fargo" von den Coen-Brüdern. Sogar hinsichtlich der äußeren Rahmenbedingungen passt sich Atefs Balanceakt zwischen Krimi, Komödie und Liebesgeschichte der berühmten Vorlage an. Denn Janneke und Brix ermitteln im kältesten November aller Zeiten. Gut, dass am Ende nicht nur der Fall zu den Akten gelegt werden kann, sondern auch das Heizungsproblem auf dem Präsidium. Sehr gut!

Verwandte Themen


Keine Kommentare