Kids in Rage: Der Kölner-"Tatort" im Check

12.1.2020, 10:50 Uhr
Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r), Freddy Schenk (Dietmar Bär, m) und ihr Assistent Norbert Jütte (Roland Riebeling, l) müssen in diesem Fall den Mord an einen homosexuellen Jugendlichen aufklären.

© © WDR/Thomas Kost Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r), Freddy Schenk (Dietmar Bär, m) und ihr Assistent Norbert Jütte (Roland Riebeling, l) müssen in diesem Fall den Mord an einen homosexuellen Jugendlichen aufklären.

Um was geht's? Vor einer verlassenen Villa im Wald liegt die nackte Leiche eines Mannes. Rasch stellen die Ermittler die Identität des Opfers fest. Daneben kann Rechtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch) anhand der Spuren an Fundort und Körper des Toten klären, dass der junge Jan Sattler ermordet wurde.

Was passiert dann? Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) werden herbeigerufen und beginnen mit ihren Recherchen. Wichtige Erkenntnisse erhoffen sich die Kommissare unter anderem bei Jans Mitschülern. Doch bei den Befragungen stoßen die Beamten auf eine Mauer des Schweigens. Keiner der Pennäler will den Toten groß gekannt haben.

Und nun? Die zwei Spürnasen lassen nicht locker. Ganz langsam kreisen sie die Verdächtigen ein, kochen sie weich und bringen sie so zum Plappern. Manchmal reicht Ballauf und Schenk aber bereits ein minimales Hochziehen der linken Augenbraue, um an wichtige Informationen zu gelangen.

Der kritische Unterton des Films: In unserer eigentlich sehr offenen Gesellschaft ist es leider weiterhin an der Tagesordnung, dass Homosexuelle an Schulen und im Sport unter Ausgrenzung und Mobbing leiden. Oft müssen die Betroffenen neben der psychischen auch physische Gewalt ertragen.

Die Erklärung des Films: Unter einem subduralen Hämatom versteht man eine Blutung zwischen Hirnhaut und Gehirn, die zumeist aufgrund eines Unfalls hervorgerufen wird. In der Medizin unterscheidet man in akute, subakute und chronische Subduralhämatome. In allen Fällen hilft nur eine sofortige Operation. Unbehandelt führt die Blutung zum Tod.

Die Erkenntnis des Films: Glaubt man den Ausführungen von Rechtsmediziner Roth sind sogenannte "White Ink Tattoos" der letzte Schrei in der Körperbemalung. Anders als die Tätowierungen mit schwarzer Farbe besitzen weiße Tattoos einen eher narbenähnlichen Look.

Die Beobachtung des Films: Hybridkrähen sind eine Mischform aus Raben- und Nebelkrähen und kommen nur in bestimmten Gebieten vor. Diese sogenannte Hybridisierungszone verläuft quer durch Mitteleuropa. Zu erkennen sind die verschiedenen Typen der Hybridkrähen nur bei genauerem Hinsehen.

Die eine Randnotiz des Films: Das Robert-Görlinger-Gymnasium im Film ist eine Erfindung des Autors. Die Person Robert Görlinger ist es nicht. Der langjährige SPD-Politiker gehörte bis zu seinem Tod 1954 in Köln dem SPD-Bezirk Obere Rheinprovinz an und trug nach dem Krieg entscheidend zum Wiederaufbau der Arbeiterwohlfahrt in Westdeutschland bei.

Die andere Randnotiz des Films: Ursprünglich sollte der 77. Fall von Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) "Gegen den Strom" heißen. Im Laufe der Dreharbeiten entschied man sich jedoch, den Film in "Kein Mitleid, keine Gnade" umzubenennen.

Unser Fazit: Häufig werden im Kölner „Tatort“ gesellschaftlich bedeutsame Themen diskutiert. Das ist auch in "Kein Mitleid, keine Gnade" der Fall. Denn diesmal geht es unter anderem um Homophobie und Mobbing. Da Ballauf und Schenk in ihrem 77. Einsatz ihre Betroffenheitsblicke aber nur ganz selten aufsetzen und Johannes Rotters Geschichte gehobenes Niveau besitzt, erweist sich dieser erste von Felix Herzogenrath inszenierte "Tatort" als ein überraschend guter, der obendrein viel Wert auf Bildgestaltung und musikalische Untermalung legt. Zwei minus.

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