Kulturbetrieb könnte weit mehr Publikum haben

14.6.2019, 15:35 Uhr

Laut einer Studie könnten Theater, Konzerthäuser, Opern und Museen die Zahl ihrer Besucher um 75 Prozent steigern, wenn sie sich stärker an den Erwartungen und Bedürfnissen des Publikums orientieren würden. Viel Potenzial böten vor allem die bisherigen Selten- und Nichtbesucher, die mehr als die Hälfte der bundesweiten Bevölkerung stellten, sagte Kulturwissenschaftler Martin Tröndle bei der Präsentation seiner Ergebnisse in Berlin.

Tröndle hat nach eigenen Angaben die weltweit erste umfangreiche Studie zur Nichtbesucherforschung vorgelegt. Mit seinem Team befragte er in einem ersten Schritt in Berlin und Potsdam 1264 Studierende. In einem zweiten Schritt wurden rund 80 Teilnehmende der ersten Studie, die sich als Nichtbesucher herausgestellt hatten, zu Aufführungen der Deutschen Oper Berlin, der Neuköllner Oper und der Schaubühne Berlin eingeladen. Vor und nach der Vorstellung wurden sie befragt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen laut Tröndle: "Je näher die Kunst den jungen Menschen ist, desto eher besuchen sie Kultureinrichtungen." Mit "Nähe" sei die Nähe zur Kunst durch die Sozialisation im Elternhaus, durch Wissen über Kunst und Kontakt mit Kunst gemeint und auch durch den eigenen Musikgeschmack, Freizeitpräferenzen sowie durch das Angebot und das Ambiente der Kulturorganisationen.

Wesentlich für die Entscheidung junger Menschen seien zudem persönliche Empfehlungen und das Internet. Allerdings seien Kultureinrichtungen mit ihren Kanälen bei 75 Prozent der Probanden nicht in der Lebenswelt verankert. Deshalb müssten verstärkt Nichtbesucher-Programme erdacht werden, so Tröndle. "Das Potenzial neuer Besucherinnen und Besucher ist vorhanden."

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