Künstlerische Möglichkeiten der Simulation

16.11.2009, 00:00 Uhr
Künstlerische Möglichkeiten der Simulation

© Eduard Weigert

In der kahlen, kalten Unwirtlichkeit der ehemaligen Luftschutzräume kann dem unvorbereiteten Besucher durchaus das Hören und Sehen vergehen. Was im vorliegenden Fall wirklich schade ist, umfasst die von Claudia Kugler kuratierte Ausstellung doch eine ganze Reihe ungewöhnlich qualitätsvoller und höchst ästhetischer Arbeiten.

Spiel mit der Raumillusion

Zu sehen sind Zeichnungen, Malereien, Bildobjekte, Bildprojektionen und Filme, welche allesamt die künstlerischen Möglichkeiten der Simulation von Raum und Räumlichkeit ausloten.

Ein virtuoses Spiel mit der Raumillusion sind die fast altmeisterlichen Zeichnungen von Achim Sakic, der mit einem simplen Bleistift auf einem bescheidenen Stück Karton beim Betrachter den Eindruck erzeugt, in eine Guckkastenbühne mit einem mehrfach gestaffelten Bühnenbild zu blicken.

Endlose Weiten des Cyberspace

Einen anderen Traum vom Raum vermitteln die am Computer erzeugten Bilder der Kuratorin Claudia Kugler. Was diese in den endlosen Weiten des Cyberspace gefunden hat, sind eigentlich nur schwarz-violette Schatten, doch unser gewohntes Sehen verwandelt das in geheimnisvolle, tiefe Räume. Eine ähnliche Bewusstmachung traditioneller Augentäuschung leisten die Spinnweb-Bilder von Monika Baer. Die Künstlerin lässt uns teilhaben an einem ganz handfesten Eingriff in die glatte Oberfläche der Malleinwand, und an einem beherzten Vorstoß in den dahinter liegenden Raum.

Eine formal sehr ansprechende Auseinandersetzung mit Vorder- und Hintergrund, Frontal- und Seitenansicht bei der Darstellung menschlicher Gesichter liefert der vornamlose Künstler Carter. Seine überzeichneten und übermalten Kopf-Collagen beunruhigen durch eine Vielzahl von Augen. Diese bekanntlich als «Spiegel der Seele« geltenden Sinnesorgane bieten auf irritierende Weise Einblick und Ausblick zugleich.

Geistige Beschränktheit

In den Filmen von Alex van Warmerdam ist der Raum oft Metapher für mentale Einstellungen. Der im «Kunstbunker« gezeigte Streifen «Die Noorderlinger« beschreibt allerlei kleinbürgerliche Zwangshandlungen in bewusst «eng« gehaltenen Bildern. Die geistige Beschränktheit der Akteure spiegelt sich im äußerst beschränkten Umraum, den ihnen die Kamera zuweist. Eine seltsame Ansiedlung im Überall und Nirgendwo kennzeichnet den Beitrag von Brice Dellsperger: eine filmische Collage, in der nachgestellte Szenen aus «Women in Love« und «Clockwork Orange« verarbeitet sind.

«Kunstbunker«, Bauhof 9: «Inside the Tree/The Tree inside«. Bis 13. Dezember, Mi.-Fr. 15-20 Uhr, Sa./So. 11-17 Uhr.