Kurt Cobains Todestag: Zeitlose Musik einer wütenden Seele

5.4.2021, 14:02 Uhr
Kurt Cobains Todestag: Zeitlose Musik einer wütenden Seele

© Robert Sorbo/AP (dpa)

Erst kamen Bob Dylan und John Lennon, dann sprach Kurt Cobain für seine Generation. Der Nirvana-Sänger prägt die musikalische Nachwelt und zählt heute selbst im Hip-Hop zum gängigen Vokabular. Der Sound von Nirvana war düster. Zu verzerrten Gitarren und schleppendem Schlagzeug sang Cobain von Entfremdung, vom Alleinsein, von Weltschmerz.

Nicht selten drehten sich die Songtexte um Drogen, Suizid und Vergewaltigung oder ein verzweifeltes Dasein in einer Welt voller kaputter Familien.

Cobain hatte mit seinem künstlerischen Schaffen niemals eine geistige Wende hin zu einer besseren Welt im Sinn. Keine Bewusstseinserweiterung, keine Utopie von Liebe und Frieden. Die Songs von Nirvana beschreiben "nur" einen Zustand. Und der heißt Resignation.

Cobain hatte das Pech, zwanzig Jahre nach Woodstock in einer Welt berühmt zu werden, die ohne die Deutungshoheit einer Jugend- und Protestkultur auskommen musste. Wogegen noch rebellieren, wenn schon gegen alles rebelliert wurde? Langeweile machte sich breit und äußere Kriege wurden zu inneren.


20 years after: Kurt Cobain und die Mythen um seinen Tod


Niemand fasste dieses unerträgliche Gefühl des Stillstandes und der Untätigkeit in (rock-) musikalisch bessere Worte als Cobain: Die Wut auf alle anderen war immer nur Ausdruck der Wut auf sich selber – um nicht zu sagen Selbsthass. Songs wie "Rape me" drücken das in einer Klarheit aus, die manchmal fast schon weh tut: "Hate me, do it and do it again, waste me, rape me my friend" - zu deutsch: "Hasse mich, tu es immer wieder, verschwende mich, vergewaltige mich".

Immerwährender Begleiter

So war es für so manchen Fan zwar ein Schock, der aber vielleicht gar nicht so unerwartet kam, als die Nachricht seines Todes die Welt erreichte: Am 5. April 1994 spritzte sich Kurt Cobain eine Überdosis Heroin und nahm sich mit einer Schrotflinte das Leben.

25 Jahre später ist die Musik von Nirvana noch immer zeitlos und irgendwie auch aktuell. Gewaltiger Trotz, Wut, aber auch Traurigkeit begleiten junge Menschen tagtäglich. In ihrer Orientierungslosigkeit suchen sie Halt in Musik, in Texten und in mitreißenden Geschichten. So ist sich der Ex-Nirvana-Manager Danny Goldberg sicher: "Seit seinem Tod haben sich so viele Dinge verändert. (...) Aber was sich nicht verändert hat, ist die innere Welt eines Teenagers: Wie es ist, einsam zu sein, sozial geächtet, wie es sich anfühlt missverstanden zu sein oder nicht respektiert zu werden. Deshalb ist seine Musik auch zeitlos und deshalb sieht man immer noch junge Menschen in Nirvana-T-Shirts, die noch gar nicht geboren waren, als er starb."


Anmerkung der Redaktion: Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen und Suizidversuche, außer sie erfahren durch die gegebenen Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie 24 Stunden am Tag Hilfe und Beratung.

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