"Lametta", das neue Stück von Fitzgerald Kusz

14.11.2010, 22:47 Uhr

© Michael Matejka



In seinem neuen Lustspiel schlachtet Fitzgerald Kusz gleich zwei heilige Kühe auf einmal: Die Familie und das Fest der Liebe. Beides ist ein Widerspruch in sich. Denn Familien existieren höchstens noch in verblichenen Fotoalben, und die Liebe hat am Heiligen Abend wohl nur einmal eine richtige Chance gehabt. Kein Wunder, dass an Weihnachten die Scheinidylle explodiert und das blanke Chaos ausbricht. Die Erkenntnis ist nicht ganz neu, taugt aber immer wieder als Komödienstoff.

Mit seinem Mundart-Erfolgsstück „Schweig, Bub!“, an dem er sich seitdem messen lassen muss, hat sich Kusz 1976 dem Schlachtfeld Familie zum ersten Mal genähert. Inzwischen hat er alle möglichen Aspekte dieser Institution beleuchtet. Auch in seinem neuen Stück greift er sein Lieblingsthema wieder auf: Ein verzweifelt-komischer Nachruf auf die Familie, die wie „Lametta“ scheinbar aus der Mode gekommen ist.

Die Grundidee ist in diesen Patchwork-Zeiten der Zweit- und Drittehen und Lebensabschnittsgefährten brisant und aktuell: An Weihnachten soll zusammenwachsen, was sonst kaum zusammengehört. Kann ein Familienfest mit einander fremden Menschen und Beziehunsgopfern überhaupt gelingen?

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht man in einem laminatverkleideten Wohngefängnis braun und beige gekleidete, dickbäuchige und breitärschige Deppen, die Weihnachten mit dem Veitshöchheimer Fasching verwechseln. Eingebrockt hat uns das fränkische Familienchaos der scheidende Chefdramaturg Frank (!) Behncke, der in Nürnberg auch schon hervorragende Regie-Arbeiten abgeliefert hat. Statt auf Komik setzt er von Anfang an auf Klamauk und Knallchargen. Das ist streckenweise sogar lustig, auf Dauer aber ziemlich fad.

Immerhin hat das Nürnberger Ensemble den Unterricht in Fränkisch als Fremdsprache mit Erfolg absolviert. Doch Heimo Essl hat als Sparkassen-Filialleiter Werner scheinbar nur Brüllen gelernt. Bei ihm versammelt sich die ganze Unverwanschaft zum Krippenspiel: Seine neue Lebensgefährtin Babs (Nicola Lembach mit blonder Kurzhaarperücke), sein frustrierter Sohn (Philipp Niedersen), seine übellaunige Mutter (Marion Schweizer) und seine Ex-Frau Rosy (Adeline Schebesch). Dazu kommt noch Lutz, der Ex-Mann von Babs samt Tochter und neuer Frau.

Michael Hochstrasser macht aus seiner Rolle als volltrunkener Lutz das Beste, Ruth Macke spielt seine aufreizende und dümmliche Frau mit vollem Körpereinsatz. Natürlich helfen weder Rituale noch Alkohol oder die Weihnachtsschnulze in der Endlosschleife, um den häuslichen Frieden zu retten. Am Ende sitzt Werner allein unterm demolierten Christbaum, nicht nur die Heilige Familie seiner Weihnachtskrippe ist zerstört. Allmächd, da hilft kein Alleskleber!

Weitere Vorstellungen: 17., 23. November; 2., 12., 17. und 25. Dezember. Tel.: 0911/2162298.

 

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