"Le Mans 66": Harte Männer im Rausch der Geschwindigkeit

15.11.2019, 08:21 Uhr

© Foto: Fox

Man muss kein Autofan sein, um einen Ford von einem Ferrari unterscheiden zu können. Während man mit dem amerikanischen Modell eher solide Unscheinbarkeit verbindet, haben die knallroten Flitzer aus Modena zumindest bei vielen Männern blutdrucksteigernde Wirkung.

Genau das war schon in den 1960er Jahren das Problem der Ford Motor Company. Weshalb sich Henry Ford II und seine geschniegelten Manager das fehlende Sexappeal durch die Übernahme der Italiener beschaffen wollten. Doch Enzo Ferrari düpierte den Ford-Chef und kratzte damit empfindlich an dessen Ehre. Was so ein Alphatier natürlich nicht auf sich sitzen lassen kann: Mit einem neu entwickelten Rennwagen sollte 1966 die Siegesserie der Scuderia beim 24-Stunden-Rennen im französischen Le Mans gestoppt werden. Das ist die auf wahren Begebenheiten beruhende und etwas ausufernd erzählte Ausgangssituation der mit Schweiß, Benzin, ja und auch mit Tränen getränkten Story von "Le Mans 66 – Gegen jede Chance".

Freilich füllt man mit dem Konkurrenzgebaren zweier Rennställe keinen Hollywood-Film. Deshalb rücken Regisseur James Mangold ("Walk the Line" über Johnny Cash) und seine Drehbuchautoren zwei Männer der Zeitgeschichte in den Mittelpunkt der virtuos ausgestatteten 60er-Jahre-Szenerie: den eigenwilligen Mechaniker und Spitzen-Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale) und den Ex-Rennfahrer und Konstrukteur Carroll Shelby (Matt Damon). Die beiden ungleichen Freunde stehen im Kontrast zu den kühl kalkulierenden Köpfen des Ford-Konzerns für echte Leidenschaft, Pioniergeist, Visionen, gesunden Trotz und Emotionen. Gemeinsam entwickeln sie den bissigen Flitzer GT40, doch Miles’ hitziges Gemüt ist für die Ford-Leute ein Image-Risiko. Sie wollen ihn los werden. . .

Dass ein Großteil des zweieinhalbstündigen Films auf der Rennstrecke spielt und viel Benzin geredet wird, liegt in der Natur der Sache. Und durch atemberaubend rasante Aufnahmen ist man nicht nur Zaungast, sondern tatsächlich mitten drin im Rennen. Doch weil sich die Szenen – gewagte Überholmanöver, berstende Boliden, rauchende Reifen, glühende Bremsen, verkniffene Fahrermienen im Close up – wiederholen, leidet die Spannung.

Matt Damon und Christian Bale sind dabei großartige Team-Player, doch das Drehbuch gönnt weder ihren Figuren noch den Dialogen größeren Tiefgang. Eines aber kann das nostalgische Schrauber-Drama doch vermitteln: Als Rennfahrer muss man ein bisschen verrückt sein. (152 Min.)

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