Liebe zu Zeiten des Karnevals: Breisgau-"Tatort" im Check

16.2.2020, 15:50 Uhr
Tobler (Eva Löbau), Berg (Hans-Jochen Wagner) und ganz Baden feiern die fünfte Jahreszeit. Doch als ein Freier tot in seinem Hotelzimmer liegt, ist erst mal Schluss mit lustig.

© © SWR/Benoît Linder Tobler (Eva Löbau), Berg (Hans-Jochen Wagner) und ganz Baden feiern die fünfte Jahreszeit. Doch als ein Freier tot in seinem Hotelzimmer liegt, ist erst mal Schluss mit lustig.

Um was geht's? Eine ehemalige Prostituierte und Mutter versucht, an der Seite eines neuen Mannes (Andrei Viorel Tacu) ein glückliches Leben in der Provinz zu führen. Begleitet wird sie dabei von einer aufdringlichen wackeligen Handkamera, der nichts entgeht.

Wie geht’s weiter? Die Beziehung des Paares steht allerdings unter keinem guten Stern. Ständig kochen irgendwelche negativen Gefühle hoch. Rohe Gewalt ist an der Tagesordnung. Harter hemmungsloser Sex ebenso. Apropos Sex: Den hat Romy Schindler (Darja Mahotkin) auch mit anderen. Als ein ehemaliger Freier kurz nach ihrem Besuch erschlagen in seinem Hotelzimmer liegt, gerät sie unter Tatverdacht.

Was sonst so passiert: Nach einer durchzechten Nacht landen die zwei Ermittler in der Kiste. Während Tobler (Eva Löbau) in der Lage ist, das hitzige Schlafzimmergefecht im Dämmerlicht entspannt zu betrachten, wimmelt es auf Bergs (Hans-Jochen Wagner) Stirn am Morgen danach allerdings nur so vor Fragezeichen und der badische Riese kämpft mit seinen Emotionen.

Das Aha-Erlebnis des Films: Prostituierte wissen, dass einsame Männer lieber reden wollen als Sex.

Die Beobachtung des Films: Kommissar Berg benötigt nach wie vor ein wirksameres Deodorant. Außerdem bedarf seine Faschingsverkleidung dringend einer Überarbeitung.

Die Erklärung des Films: Der Elzacher Schuttig ist eine Figur der schwäbisch-alemannischen Fasnacht. Sie ist in einen roten Zottelanzug gewandet und trägt auf dem Kopf einen Strohhut, auf dem Schneckenhäuser befestigt sind. In der Hand hält der Schuttig den "Hagenschwanz", an dessen Ende eine Schweins- oder Rinderblase baumelt. In dieser Montur zieht die Figur an Fasnacht durch die Straßen und neckt laute Geräusche von sich gebend vor allem Frauen und Mädchen.

Die Randnotiz des Films: Der Titel "Ich hab im Traum geweinet" geht auf das gleichnamige Gedicht von Heinrich Heine zurück. Für den Film hat es Pianist und Stimmperformer Jan Thomas vertont. Das markante Stück ist ein wesentlicher Baustein des Soundkonzepts.

Unser Fazit: "Ich hab im Traum geweinet" ist nicht nur aufgrund der Tatsache, dass die für einen Krimi nötige Leiche über dreißig Minuten auf sich warten lässt, ein eher ungewöhnlicher "Tatort". Jan Bonnys Film voller Sex, Gewalt und überschäumender Gefühle schlägt einen komplett anderen und oftmals rüden Ton an. Außerdem ist er gespickt mit improvisiert wirkenden Spielszenen, was ein eher unruhiges und unrundes Gesamtbild erzeugt. Aus einem Guss sieht anders aus. Muss man mögen. Drei.

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