Magie & Hokuspokus: Stuttgarter "Tatort" im Check

29.9.2019, 19:56 Uhr
Mit reichlich mysteriösen Dingen beschäftigt sich "Hüter der Schwelle", der 24. Fall der Kommissare Lannert und Bootz.

© © SWR/Benoît Lindner Mit reichlich mysteriösen Dingen beschäftigt sich "Hüter der Schwelle", der 24. Fall der Kommissare Lannert und Bootz.

Um was geht's? Auf einem Felsplateau inmitten einer malerischen Landschaft vor den Toren der Stadt liegt die Leiche eines unbekleideten Mannes. Requisiten am Tatort und Verletzungen am Körper des Toten deuten darauf hin, dass der junge Mann offenbar bei einem okkulten Opferritual ums Leben gekommen ist.

Was passiert dann? Die Ermittlungen führen Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) zunächst zur Mutter des Toten. Anschließend machen die Beamten mit einer zwielichtigen Studentin Bekanntschaft. Zu guter Letzt erscheint da noch ein arg sonderbarer Mann auf der Bildfläche, der behauptet, ein Schamane zu sein, seltsame Rituale mit Dolchen in der Hand abhält und den Kommissaren irre klingende Geschichten über Wiedergeburten und Hexenjagden auftischt.

Und jetzt? Stuttgarts Kommissare staunen. Sie tauchen immer tiefer in eine bizarre Welt zwischen Realität und Aberglaube ein. Das bereitet den Fahndern zusehends gewisse Probleme. Es fällt ihnen nicht gerade leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Die Beobachtung des Films: Gute Theologen erkennen Atheisten sofort an deren innerer Unruhe, die sie ausstrahlen, aber selbst nicht bemerken.

Das Zitat des Films: "Um jemanden wirklich zu kennen, muss man erst mit ihm in den Ring steigen oder ins Bett."

Apropos "in den Ring steigen": In einer Passage des Films liefert sich Kommissar Bootz einen minutenlangen Faustkampf mit einem Verdächtigen, nur um danach blutüberströmt festzustellen, dass sein Kontrahent, der Betreiber eines geheimen Fight Clubs, doch nichts mit dem Tod des jungen Mannes zu tun hat. Ermittlungsarbeit kann manchmal echt weh tun.

Dieser Song hätte noch gepasst: Desire – Under Your Spell. Schließlich zieht eine junge Frau Kommissar Bootz zusehends in ihren Bann.

Hätten Sie's gewusst? Die Stauferstadt Esslingen war im Mittelalter das kulturelle und ökonomische Zentrum Innerschwabens. Erst im späten Mittelalter gelang es Stuttgart als Residenzstadt der württembergischen Grafen und Herzöge Esslingen zu überflügeln.

Die Randnotiz des Films: Als Krypta bezeichnet man einen unterirdischen Raum in Kirchen, in dem für gewöhnlich Reliquien aufbewahrt sowie Märtyrer- und Heiligengräber angelegt wurden. Oftmals entstand über einer Krypta erst die eigentliche Kirche.

Unser Fazit: Piotr J. Lewandowski verlässt mit seinem Film vertraute "Tatort"-Pfade und lädt den Zuschauer dazu ein, eine aufregende Reise in die Welt des Okkultismus zu unternehmen. Wer der Einladung des Regisseurs Folge leistet, bekommt zur Belohnung einen in betörende Bilder gekleideten und einfallsreich in Szene gesetzten Krimi serviert, der Stuttgarts Ermittler dabei begleitet, wie sie an die Grenzen ihrer eigenen Vorstellungsgabe stoßen. Zwei minus.

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