Maly will Show von Feine Sahne Fischfilet nicht verbieten

23.9.2016, 18:59 Uhr
Kann und will nichts gegen den umstrittenen Auftritt von Feine Sahne Fischfilet im Z-Bau machen: OB Ulrich Maly.

© Eduard Weigert Kann und will nichts gegen den umstrittenen Auftritt von Feine Sahne Fischfilet im Z-Bau machen: OB Ulrich Maly.

Das Konzert von Feine Sahne Fischfilet am 2. Dezember war nach vier Stunden ausverkauft, doch offenbar hat die Band auch entschiedene Gegner. Alexander Christ ist so einer, er findet es "als vom Volk gewählter Stadtrat unsäglich, dass Extremisten, die den Staat ablehnen" ausgerechnet in einer städtischen Einrichtung auftreten sollen. Seine Fraktion hat bereits einen Antrag eingereicht, um das Konzert noch zu verhindern.

Wobei das Kulturzentrum eigentlich gar nicht rein städtisch ist. Die Immobilie im Nürnberger Süden ist zwar städtisch, in der Betreiber-GmbH hat die Kommune aber nur 35 Prozent Anteile, der Rest entfällt auf die Nürnberger Musikzentrale (45 Prozent) und den im Z–Bau ansässigen Kunstverein (20 Prozent). "Ich bin nicht bereit, dem freien Träger irgendwelche Vorschriften zu machen", sagt Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly.

"CSU will Auftritt von Fett-Punker verbieten", lautete dann die Schlagzeile der Bild zur Meldung am Donnerstagmorgen. Ein Verbot treffe es aber nicht, erläutert Christ seinen Plan. Ginge es um eine private Location, wie beispielsweise eine Gaststätte, wäre der Auftritt kein Problem. Im Antrag der CSU heißt es weiter: "Die Verwaltung wird beauftragt darzulegen, wie Auftritte mit rechts- oder linksradikalen Inhalten in städtischen Veranstaltungsorten grundsätzlich ausgeschlossen werden können."

Für Oberbürgermeister Ulrich Maly ist der Fall klar: "Das ist wie wenn sich die AfD in die Meistersingerhalle einmieten will - das gefällt uns nicht, aber wir können nichts dagegen tun. Selbst wenn ich wollte, könnte ich den Auftritt also nicht verhindern - aber eigentlich will ich auch gar nicht."

"Freuen uns auf das Konzert"

Z-Bau-Geschäftsführer Steffen Zimmermann findet das Anliegen der CSU-Fraktion "interessant", weist aber darauf hin, dass es ja bereits einen gesetzlichen Rahmen für die Vergabepraxis von Konzerten gebe: Eine Band, die als verfassungswidrig eingestuft sei oder auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien stehe, werde natürlich nie im Z-Bau auftreten. "Aber auch über alle anderen Gruppen, die wir buchen, wird intern diskutiert."

Über Feine Sahne Fischfilet habe man sich selbstverständlich ebenfalls unterhalten, letztlich aber keine Bedenken gehabt, zumal die Punkband eine klare Haltung gegen Rechts habe: "Wir freuen uns auf das Konzert." Außerdem ist Zimmermann gespannt auf das Ergebnis der Stadtratsdiskussion. Regionale Regularien oder ein Gremium zu finden, das jede Band, die in einer städtischen Einrichtung auftreten soll, auf Herz und Nieren prüft, hält er für "schwierig".

Aber wie ist der CSU-Stadtrat auf die Band überhaupt aufmerksam geworden? Als berufstätiger Familienvater, der auch im Stadtrat Verantwortung trage, sei es ihm nicht mehr möglich, regelmäßig Konzerte in Nürnberg zu besuchen, heißt es von Christ auf Nachfrage. "Jedoch lese ich selbstverständlich die Programme der städtischen Einrichtungen." So sah er den angekündigten Auftritt der Band im Z-Bau.

Wirklich intensiv hat sich Christ mit der Band offensichtlich nicht auseinandergesetzt: "Die von mir zitierten Texte und Ergebnisse der Behörden in Mecklenburg-Vorpommern sind ausreichend. Sie rufen zur Gewalt gegen Polizisten auf und bringen die Ablehnung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zum Ausdruck." Von den Texten habe sich der Sänger bis heute nicht distanziert. "Mir geht es um ein friedliches Zusammenleben in unserem Nürnberg und in unserem Staat", so Christ. "Gegebenenfalls fragen Sie bei Polizeibeamten nach, wie diese sich fühlen, wenn sie so etwas lesen und hören müssen."

Alle Plätze weg

Übrigens traten Feine Sahne Fischfilet bereits mehrfach in Nürnberg auf: Letztes Jahr waren sie im Line-Up von Rock im Park. Wenige Monate vorher schaute die Band um Frontmann "Monchi" im Löwensaal vorbei. Beschwerden im Vorfeld? Gab es bei diesem Auftritt nicht, wie das Concertbüro Franken auf Nachfrage sagt. Damaliger Veranstalter war die Agentur Pechschwarz, die nun auch den Auftritt im Z-Bau präsentiert.

Feine Sahne Fischfilet spielten dazu bereits im April 2013 in der Nürnberger Desi, einem Kulturzentrum, das sich auch aus Zuschüssen der Stadt finanziert. Damals gab es keinen Protest. Und auch keinen entsprechenden Antrag. (Alexander Christ erhielt durch die Kommunalwahlen 2014 erst einen Sitz im Nürnberger Stadtrat.)

Die Band selbst legt derweil nach: Als Reaktion auf den Bericht der Bild über die Forderungen Christs verschenkte die Band nochmal zehn Gästelistenplätze für das ausverkaufte Konzert in Nürnberg. Dafür mussten die Nutzer nur über Facebook ein Foto eines CSU-Mitgliedsausweises schicken, der ihren Eltern gehört. Die Plätze sind mittlerweile alle weg, wie Feine Sahne Fischfilet mit den Worten vermeldete: "Wir versauen und füttern eure Jugend!"

Unterstützung aus der Musikszene gibt es für Feine Sahne Fischfilet ebenfalls bereit. Der selbsternannte Glitzerkönig Bird Berlin, der danach eine "Aftershowklatsche" verspricht, bekundete auf Facebook bereits seine Solidarität. Und die Donots starteten am Freitag eine Initiative. Plauzen der Welt, vereinigt Euch! Küsse von den DONOTS mit Bauchspeck #freemonchi #fettkennedys #dietdietdietmydarling", so postete es die Band auf Facebook. Der Name ihrer Initiative? "Je Suis Fettpunker."

 

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