Mehr als Nonsens: Der Münsteraner "Tatort" im Check

1.11.2019, 14:08 Uhr
In ihrem 35. Einsatz müssen Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) den Mord am mächtigen Münsteraner Marktmeister Hannes Wagner aufklären. Dabei wird Boerne mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.

© © WDR/Willi Weber In ihrem 35. Einsatz müssen Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) den Mord am mächtigen Münsteraner Marktmeister Hannes Wagner aufklären. Dabei wird Boerne mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Um was geht's? Gerade erst hat Hannes Wagner sein 40-jähriges Dienstjubiläum gefeiert und zugleich seinen Vertrag als Marktmeister des renommierten Münsteraner Wochenmarktes um fünf weitere Jahre verlängert. Doch am Morgen nach der großen Sause liegt Wagner tot in seinem Haus.

Was passiert dann? Thiel und Boerne finden heraus, dass der Mann an einer mit Zyankali vergifteten Portion Lakritz gestorben ist. Eine Spur führt zu Monika Maltritz, Betreiberin einer Lakritz-Manufaktur und zugleich Boernes Schwarm aus Kindertagen. Die Konfrontation mit der Vergangenheit setzt im Gerichtsmediziner viele Emotionen frei. Diese Erinnerungen an die Jugend werden für den Zuschauer in Form zahlreicher Rückblenden sichtbar.

Und sonst so? Thiel ist auf dem Sporttrip. Er geht Laufen und ernährt sich gesund. Wer weiß, vielleicht haben ja all diese neuen Verhaltensweisen mit einer Dame auf dem Präsidium zu tun, die Thiel jeden Morgen freundlich grüßt. Thiels Vaddern verdient sich derweil ein paar Euros durch den Verkauf von Keksen hinzu, die er mit gewissen Substanzen veredelt. Alberich gesteht indes, sie habe als Kind Tagebuch geschrieben, und entstaubt damit eine für den Fall wichtige Jugenderinnerung in Boernes Kopf.

Die Randnotiz des Films: Bis zu einem einschneidenden Erlebnis in seiner Jugend verschlang Boerne Lakritz in rauen Mengen. Am liebsten verspeiste er die Süßigkeiten in einer Mischung, die auf der sogenannten Fibonacci-Folge beruht. Aufgestellt hat diese unendliche Folge von natürlichen Zahlen der Mathematiker Leonardo Fibonacci, der als einer der bedeutendsten Rechenmeister des Mittelalters gilt.

Hätten Sie's gewusst? Die in Lakritz enthaltene Glyzerrhinsäure senkt den Kaliumspiegel. Bei einem überhöhten Konsum kann so die Muskel- und Nervenfunktion gestört werden. Weitere Nebenwirkungen eines übermäßigen Lakritzverzehrs sind Herzrhythmusstörungen sowie Bluthochdruck. Daher empfehlen Ärzte, am Tag nicht mehr als 50 Gramm davon zu sich zu nehmen.

Apropos Wissen: Kaliumcyanid besitzt einen bittermandelartigen Geruch. Doch nur die Hälfte der Menschheit ist in der Lage, diesen Duft wahrzunehmen. Dem Rest geht es wie Kommissar Thiel und riecht nichts.

Die Erkenntnis des Films: Grüne Smoothies wecken bekanntlich die Lebensgeister. Außerdem stärken sie die Abwehrkräfte. Die Vitaminbomben haben aber noch weitere Vorzüge. Nach dem Genuss eines einzigen Glases sind angetrunkene Gerichtsmediziner augenscheinlich sofort wieder nüchtern und voll einsatzfähig.

Unser Fazit: Der 35. Fall aus Münster präsentiert sich von einer eher seriösen Seite. Denn in "Lakritz" ist vom gewohnten Klamauk auf niedrigem Niveau wenig zu sehen. Stattdessen serviert Regisseurin Randa Chahoud dem Zuschauer einen überaus vielschichtigen Film, der sich auf zwei verschiedenen Zeitebenen abspielt, die elegant miteinander verwoben sind. Mit der Reise in Boernes Jugend gelingt ihr nicht nur der Spagat zwischen Krimi und Komödie. Sie liefert zudem allen, die schon immer wissen wollten, wie aus dem kleinen Karl-Friedrich der große Gerichtsmediziner wurde, endlich eine Antwort auf diese Frage. Zwei minus.

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