Mit deutschem Comedy-Metal auf Erfolgskurs

3.3.2021, 12:22 Uhr
Hat auch schon fränkische Biersäle bespaßt: Schlagzeuger Wolfram Kellner.

© rattenscharfe-photos.de Hat auch schon fränkische Biersäle bespaßt: Schlagzeuger Wolfram Kellner.

Das Klavier hat mich zum Schlagzeug getrieben", sagt Wolfram Kellner. Genau genommen waren es die Bach-Fugen, mit denen er am musischen Gymnasium in Erlangen "gequält" wurde, wie er lachend überlegt. Denn bis dahin habe ihm das Klavierspielen, mit dem er schon als Sechsjähriger begann, Spaß gemacht. Das habe mit den erwähnten Fugen dann schnell aufgehört.

Der 52-Jährige erinnert sich: "Mit zwölf habe ich dann Bands wie AC/DC, Uriah Heep und Queen für mich entdeckt, das waren ganz andere Soundwelten." Diese Musik berührte ihn nachhaltig: "Die Attitüde, der Sound, der Druck, die Art und Weise wie vor allem die Performance der Bandmitglieder rüberkommt, das alles hat mich begeistert", sagt Kellner.

Mit der Waschtrommel

Und so fing er mit 13 Jahren an, auf Waschtrommeln zu schlagen. "Ein Set hatte ich natürlich noch nicht, auch keine Übungsmöglichkeiten", erzählt er rückblickend. Vom mühsam gesparten Taschengeld finanzierte er sich Unterricht. Tilmann Uhl nennt er als Lehrer und später auch – "bester Drummer" – Evert Fraterman aus Ansbach. Der Rest war und ist: üben, üben, üben.

Der Wunsch Berufsmusiker war zunächst "eine romantische Idee". Doch sie bekam immer mehr Futter. Als er wegen seines Zivildienstes Anfang der 1990er nach Nürnberg zog, mietete er sich einen Übungsraum im von der Musikzentrale verwalteten Jakobstorbunker.

"Ich habe Jahre in diesem Minizimmer im Bunker verbracht", sagt Kellner lachend. "Das Spannendste war, ganz viele andere Musiker kennenzulernen und Kontakte aufzubauen." Als Drummer half er so immer wieder in unterschiedlichen Bands aus, bis er fester Bestandteil des Metal-Trios X-Rated wurde.

Fünf "krasse" Jahre

Sein Traum vom Berufsmusiker erfüllte sich 1995. Kellner stieg bei Fiddler’s Green ein. "Die folgenden fünf Jahre waren krass", erinnert er sich. Mehr als 100 Gigs spielten die Folkrocker zum Teil im Jahr – und zwar bundesweit: "Wir waren quasi durchgehend auf Tour, haben im Bus gelebt – richtig Rock’n’Roll halt", sagt er lachend.

Ein Album nahmen die Jungs 1998 sogar in Los Angeles auf. "Aber irgendwann haben wir festgestellt, dass wir innerhalb der Band unterschiedliche Ziele haben – daher bin ich ausgestiegen und habe nach einer neuen Spielwiese gesucht".

Die fand er im Jahr 2000 bei J.B.O. Mit Bandgründer Vito C. hat er nicht nur eine zeitlang die Schulbank gedrückt, sondern auch in der ein oder anderen Coverband "fränkische Biersäle" bespielt. "Übrigens eine gute Lehrzeit: Wenn du als Drummer fünf Stunden Metal im Bierzelt spielen musst, überlebst du das nur, wenn du technisch fit bist", sagt er grinsend.

J.B.O. ist bundesweit bekannt

Mit J.B.O. schreibt Kellner nun seit mehr als 20 Jahren die schon vor seiner Zeit begonnene Erfolgsgeschichte der Band fort. Als "deutschsprachigen Comedy-Metal" beschreibt er die Musik, für die sie bundesweit bekannt sind. Das Erfolgsgeheimnis: "Wir sind seit 2000 in gleicher Besetzung und gute Freunde."

Corona hat sie nur bedingt ausgebremst. "Jeder wohnt mittlerweile woanders und so sind wir es gewohnt, aus der Ferne zusammen zu arbeiten." Für neue Songs fahren die Musiker ohnehin meist für ein paar Tage gemeinsam weg. Derzeit – Fans aufgepasst! – laufen bereits die Vorbereitungen für ein neues Album auf Hochtouren.

Seine KulTour-Tipps: das neue Fränkisch-Südtiroler Popgewächs "Lu & Me"; die Biographie von Kurt Albert, erschienen im Tyrolia Verlag; und sein Essen bestellt er am liebsten beim Thai Imbiss Aroy Dee in der Wöhrder Hauptstraße 50.

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