Mit großer Klanggestik

4.3.2013, 00:00 Uhr

Ein großes Publikum zog die Matinee mit dem Bundes-Akkordeonorchester im Neuen Museum Nürnberg an. Auf dem Programm stand unter anderem eine Uraufführung aus der Feder von Stefan Hippe.

Dass Nürnberg ein gutes Pflaster für die Ziehharmonika-Sinfonik darstellt, liegt am heimischen Akkordeon-Orchester. Das hat mit anspruchsvollen Programmen dafür gesorgt, dass das Instrument weit aus der folkloristischen Ecke hervorgeholt wurde. Ähnliche Ziele verfolgt Stefan Hippe auch auf Bundesebene und so gründete er 2010 eine Formation aus den engagiertesten Musikern seiner Zunft.

Das um Percussion angereicherte. fast vierzigköpfige Ensemble präsentierte sich in bestechender Form ebenso wie der agile Tagesdirigent Fritz Dobler. Dessen an Zwölftontechnik angelehnte, ausgesprochen klangsinnliche „Introduktion“ leitete eine abwechslungsreiche Werkfolge ein, durch die Barbara Schofer hilfreich moderierend führte.

Fragiles „Adagio“

Stefan Hippes jüngstes Werk ist ein „Adagio“, das ungemein fragil beginnt und diese Zerbrechlichkeit auch die ganze Wegstrecke bewahrt — selbst wenn es einige launige und temperamentvolle Passagen gibt und das Ganze in ein strahlend-verklärtes C-Dur mündet. Es beschreibt Charakter und Wesensart einer verstorbenen Vertrauten des Komponisten, reiht sich aber durchaus in die Reihe wirkmächtiger, „verselbständigter“ Adagios (etwa von Barber oder Pärt) ein und ist deshalb auch unabhängig vom Memorial-Gedanken verstehbar.

Südamerikanische Rhythmik belebte mit Silvestre Revueltas „Sensemaya“ das angefüllte Museumsfoyer, bevor das Orchester zur ganz großen Klanggeste ausholte: Die Teile „Mars“, „Venus“ und „Jupiter“ aus Gustav Holsts fast hundert Jahre alter Suite „Die Planeten“ verlangte komplexe wie subtile Spielweisen und auch einen guten Schuss Pathetik. All das gelang eindrucksvoll und so gab es verdienten, anhaltenden Beifall.

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