Jazz in Erlangen

Mit Till Brönner am und im Fluss

26.7.2021, 14:42 Uhr
Stargast in Erlangen: der vielseitige Trompeter Till Brönner.

© Harald Sippel, NN Stargast in Erlangen: der vielseitige Trompeter Till Brönner.

Bewegte Zeiten, im wahrsten Sinne des Wortes: Das „Jazz am See“-Konzert, welches normalerweise am Dechsendorfer Weiher stattfindet, sollte dieses Jahr in kleinerem Rahmen als „Jazz am Fluss“ in die Open-Air-Reihe des E-Werks auf der Wöhrmühl-Insel integriert werden.

Dieses wurde aber (wie berichtet) Hochwasser-bedingt mit einem logistischen Kraftakt kurzerhand ins Erlanger Westbad verlegt.

Till Brönner, Torsten Goods, Rebekka Bakken und Max Mutzke gemeinsam auf der Bühne.

Till Brönner, Torsten Goods, Rebekka Bakken und Max Mutzke gemeinsam auf der Bühne. © Harald Sippel, NN

Dabei ist der Unterschied zwischen beiden Spielorten marginal: Eine große, von Laubbäumen umrandete Wiese, die rund 850 Besucher sitzen meist paarweise auf Klappstühlen, mehrere Food-Trucks und ein Getränkestand sorgen für das leibliche Wohl und der namensgebende Fluss schlängelt sich auch hier nur wenige hundert Meter entfernt durch den Wiesengrund.

Und dann schaut nach einem regnerischen Nachmittag auch noch die Sonne durch die Wolken, als der Gitarrist, Sänger und künstlerische Leiter Torsten Goods, der ganz in der Nähe des Westbads aufgewachsen ist, seine Band und seine Gäste auf die Bühne bittet. „Heute gibt‘s keine großen Stars“, sagt er, „wir sind alle große Stars!“

Lockere Jam-Session

Wahre Worte, wenn man Persönlichkeiten wie den Trompeter Till Brönner, den Sänger Max Mutzke und die norwegische Sängerin Rebekka Bakken seine Freunde nennen darf. Und so gleicht der so prominent besetzte Abend denn auch mehr einer lockeren Jam-Session, als einem lang geprobten Konzert.

Von der Wöhrmühle ins Westbad verlegt: die Bühne für "Jazz am Fluss".

Von der Wöhrmühle ins Westbad verlegt: die Bühne für "Jazz am Fluss". © Harald Sippel, NN

Die Band mit den Alleskönnern Jan Misere an Piano und Orgel, Christian von Kaphengst am Bass, Martin Verdonk an der Perkussion und Felix Lehrmann am Schlagzeug liefert mit flexibler Professionalität das, was die Vokalisten und Solisten brauchen: Max Mutzke singt in seinen teils hart am Schlager segelnden Soul-Pop-Songs mit stimmgewaltigem Pathos vom Glück der Zweisamkeit („Wir sind die beste Idee, die wir je hatten“).

Till Brönner serviert mit geschmeidigem, flüssigem Ton ein paar gediegene Kostproben aus seinem aktuellen Album mit dem Cocktail-Jazz-Meister Bob James oder begleitet die in gewohnter Lässigkeit auftretende Rebekka Bakken bei einer freien Improvisation über ein norwegisches Kirchenlied.

Auch Max Mutzke war in guter Form.

Auch Max Mutzke war in guter Form. © Harald Sippel, NN

Der gelingen mit Tom Waits zwielichtigem Rumba „A little drop of poison“ und dem im Duett mit Mutzke gesungenem „Close to you“ noch zwei weitere Highlights eines Abends, der ganz im Zeichen der gehobenen leichten Muse steht.

Schöne Geste: Wer von den Stargästen gerade nichts zu tun hat, geht nicht von der Bühne, sondern setzt sich einfach auf einen Hocker und hört zu.

Rebekka Bakken als weiblicher Glanzpunkt.

Rebekka Bakken als weiblicher Glanzpunkt. © Harald Sippel, NN

Das einst von U2 für B.B. King geschriebene und von allen im Wechsel gesungene „When love comes to town“ setzt zum Schluss nochmal einen bluesigen Akzent, und nur zu gerne folgt das Publikum der Aufforderung, sich von den Stühlen zu erheben und dezent mit den Hüften zu wackeln.

Er hat das Ganze zusammengestellt: Musiker und künsterischer Leiter Torsten Goods.   

Er hat das Ganze zusammengestellt: Musiker und künsterischer Leiter Torsten Goods.   © Harald Sippel, NN

Alles easy unten am Fluss – die Welt mit ihren Verwerfungen und ständig neuen Hiobsbotschaften muss einfach mal draußen bleiben.

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