Models, Mode und Moneten?

14.4.2021, 10:31 Uhr
Barbara Probst: Exposure #127: Brooklyn, Industria Studios, 39 South 5th St, 04.13.17, 6:02 p.m., 2017, Ultrachrome Tinte auf Baumwollpapier

© Barbara Probst © VG Bild-Kunst Bonn, 2020 Barbara Probst: Exposure #127: Brooklyn, Industria Studios, 39 South 5th St, 04.13.17, 6:02 p.m., 2017, Ultrachrome Tinte auf Baumwollpapier

Auch die in New York lebende Fotografin Barbara Probst, die noch bis 6. Juni in der Kunsthalle Nürnberg mit ihrer Ausstellung Streets, Fashion, Nudes, Still Lifes zu sehen ist, bleibt bei ihren Ausflügen in die Modefotografie ihrem konzeptuellen Ansatz treu. Seit über 20 Jahren verbindet ihre Werkserie der Exposures ein spezifischer Entstehungsprozess: Die aus bis zu vierzehn Einzelbildern bestehenden Bildreihen erfassen einen Moment simultan aus verschiedenen Kamerapositionen, die durch einen über Funkwellen gesteuerten Auslösemechanismus mit einander verbunden sind. Diese multiperspektivische Sichtweise auf ein und dieselbe Situation ermöglicht es, einen Moment im selben Augenblick ohne eine Veränderung des Standortes aus verschiedenen Perspektiven zu sehen: ein visuelles Paradoxon, denn der Mensch kann niemals dieselbe Szene im exakt gleichen Augenblick aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.

Die zweiteilige Arbeit Exposure #127: Brooklyn, Industria Studios, 39 South 5th St, 04.13.17, 6:02 p.m. entstand 2017 im Auftrag der Vogue Italia. Für das Editorial, ein Make- Up-Special, fotografierte Barbara Probst eineiige Zwillinge. Die beiden Aufnahmen zeigen die Schwestern gemeinsam, zwei Kameras gegenübersitzend. Im Augenblick des simultanen Bildauslösens schaut jede in eine der beiden Kameras. So zeigt jedes Einzelbild eine Protagonistin, die in direktem Blickkontakt mit uns steht. Die Irritation, die daraus resultiert, die beiden Kamerastandpunkte in unserem Standort vereinen zu müssen, wird durch die frappierende Ähnlichkeit der Zwillinge noch potenziert.

Und die Make-Up-Artikel, um die es in dieser Werbekampagne doch primär geht: Sie sind Teil eines kunstvollen Stilllebens aus verschiedenen Gläsern, einem weißen Bindfaden, welkenden Tulpen, Flakons und einem roten Lippenstift. Dieses Arrangement erinnert an die reiche Tradition des niederländischen Stilllebens und scheint zugleich in die Gegenwart katapultiert. https://kunstkulturquartier.de/

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