Nachruf: Rocklegende "Little Richard" starb mit 87 Jahren
10.5.2020, 14:33 UhrRichard Wayne Penniman wurde am 5. Dezember 1932 in Macon (Georgia) geboren und starb am 9. Mai 2020 in Tullahoma (Tennessee). Seinen Nachruf konnte er bereits 1986 lesen als er in die "Rumeshalle des Rock ‚n‘ Roll" aufgenommen wurde: "Er behauptet von sich, der "Architekt des Rock ‚n‘ Roll zu sein und die Geschichte bestätigt diesen Anspruch," hieß es in der Würdigung. "Mehr als irgendein anderer Künstler – mit Ausnahme vielleicht Elvis Presley, hat Little Richard den Deckel von den fünfziger Jahren geblasen und die Grundfeste für den Rock mit seiner explosiven Musik und charismatischen Persönlichkeit gelegt."
Tief im amerikanischen Süden wuchs Little Richard mit elf Geschwistern im Hause eines Sektenpredigers auf, der nebenbei auch Schwarzbrenner und Nachtklubbesitzer war. Als 14-jähriger überwarf es sich mit seinem Vater, der sich an dem "tuntenhaften" Verhalten seines Sohnes störte. Der Junge schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten und Auftritten bei Gospelkonzerten durch. Angeblich kam ihm die Idee zu dem berühmten Refrain "AwopBopaLooBopALopBamBoom" beim Tellerwaschen in der Küche eines Cafés. Der dadaistische Nonsens war das Fanal für seinen größten Hit "Tutti Frutti", den Little Richard 1955 herausbrachte.
Ursprünglich war der Text eine Hymne auf ungewöhnliche Sexpraktiken, der jedoch für das breite Publikum entschärft wurde. In der Bibliothek des US- Kongress wird "Tutti Frutti" als "einzigartige Vokalisierung über einen unwiderstehlichen Beat" gewürdigt, "die eine neue Ära in der Musik einleitete". Seine Hits wie "Long Tall Sally”, "Lucille” und "Good Golly Miss Molly” elektrisierten ein junges Publikum, das des Schlagerbreis in den Radius müde wurde. Seine exhibitionistische Bühnenschau und der bizarre Fummel in den sich Little Richard kleidete versetzte das Publikum in Ekstase und er war wohl der erste Künstler, der auf der Bühne mit weiblicher Unterwäsche bombardiert wurde.
Ausbildung zum Prediger
Er verschmolz die Stilelemente afroamerikanischer Musik von Gospel bis zum Rhythm and Blues und Soul mit seiner rauen, überschlagenden Stimme und wilden Piano-Riffs zum Rock and Roll. Seine Platten und Konzerte brachen auch die Rassenschranken zwischen einem weißen und schwarzen Publikum in der damals noch starken kulturellen Apartheid der amerikanischen Südstaaten wenngleich auch Little Richard wegen seiner Hautfarbe und seiner offen bekennenden Homosexualität von konservativen Kreisen stark angefeindet wurde. Die Faszination an ihm fasste jetzt Michelle Obama zusammen als sie nach seinem Tod twitterte: "Mit seinem Überschwang, seiner Kreativität und seiner Weigerung, etwas anderes als er selbst zu sein, legte Little Richard den Grundstein für Generationen von Künstlern.
With his exuberance, his creativity, and his refusal to be anything other than himself, Little Richard laid the foundation for generations of artists to follow. We are so lucky to have had him. Sending all my love to his family and friends today.
— Michelle Obama (@MichelleObama) May 9, 2020
Wir sind so glücklich, ihn gehabt zu haben." Auf dem Höhepunkt seiner Karriere verblüffte Little Richard die Fans, als er 1957 die Bühne mit der Bibel tauschte und sich zum Prediger ausbilden ließ. Bei einem Auftritt in Sidney An deutete er den Feuerball des Sputnik im Orbit als Zeichen des Himmels, seinem unsteten und lasterhaften Lebensstil abzusagen. Er ging sogar eine Ehe ein, die fünf Jahre lang währte. Doch 1964 zog es ihn wieder auf die Bühne zurück, doch er konnte wegen des gewechselten Publikumsgeschmacks nicht mehr an die Höhepunkte seines Erfolges anknüpfen.
Zum zweiten Mal wechselte er 1977 wieder zu Religion und erklärte, dass sein Leben als Rock ‚n‘ Roll Musiker im Konflikt mit seiner religiösen Überzeugung stünde. Das Alter, Unfälle und ein quälende Gliederschmerzen dämpften spätere Versuche eines Comback doch in Filmen. Fernsehauftritten und den vielen Ehrungen seines Lebenswerkes währte seine Popularität weiter. Vor allem aber waren es die musikalischen Huldigungen der jüngeren Pop-Priominenz, die seine Hits ins Repertoire übernahmen. Sie gedenken jetzt ihrem großen Vorbild und Wegbereiter. Mick Jagger bezeichnet ihn als die "Inspiration meiner Jugendzeit" von der er unendlich viel für seinen Stil gelernt habe. Und Elton John gesteht, dass Little Richard einen ungeheuren Einfluss auf ihn gehabt hätte. "Ihn zu erleben war das aufregendste Ereignis meiner Jugend. Gänsehaut, Elektrizität und Freude kamen aus jeder Poren."
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