Nachruf zu US-Countrystar Prine: "Bei ihm klang Nürnberg an"

8.4.2020, 17:50 Uhr
US-Countrysänger John Prine ist im Alter von 73 Jahren an Corona gestorben. Er war mehrfach mit dem Nürnberger Musiker Dan Reeder auf Tour.

© Tampa Bay Times via www.imago-images.de, imago images/ZUMA Press US-Countrysänger John Prine ist im Alter von 73 Jahren an Corona gestorben. Er war mehrfach mit dem Nürnberger Musiker Dan Reeder auf Tour.

Im Jahr 2003 war das, da erreichte Dan Reeder in seinem Nürnberger Nordstadt-Atelier eine E-Mail aus den Staaten. John Prines Manager Al Bunetta meldete sich – mit einem Plattenvertrag.
Ungewöhnlich war die Geschichte insofern, als Reeder eigentlich Kunstmaler ist. Eher aus Abenteuerlust hatte er begonnen, sich Instrumente zu bauen, Aufnahmetechnik zwischen den Bildern zu installieren und Songs auszutüfteln.


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Sein Plan: Sollte er tatsächlich ein Folk-Album hinbekommen, würde er es als Verbeugung an Musikhelden wie Bruce Springsteen schicken – oder eben John Prine. Dieser wiederum, der den Wahl-Nürnberger bis dahin nicht kannte, reagierte prompt und nahm ihn später mit auf Tourneen durch Nordamerika, England und Irland. In Deutschland weniger bekannt, gilt Prine vor allem in den USA und Großbritannien als Countrygröße. Simple, authentische Lieder wurden sein Markenzeichen. Das Magazin Rolling Stone zählte ihn zu den 100 besten Songschreibern.

Der Wahl-Nürnberger Dan Reeder ist eigentlich Kunstmaler. Aus Abenteuerlust wurde er zum Musiker. Über Countrystar John Prine erreichte er ein internationales Publikum.

Der Wahl-Nürnberger Dan Reeder ist eigentlich Kunstmaler. Aus Abenteuerlust wurde er zum Musiker. Über Countrystar John Prine erreichte er ein internationales Publikum. © Uwe Niklas, NZ

Als "intelligenten, lockeren, liebevollen Menschen" hat Reeder den Kollegen in Erinnerung, den er zuletzt im Jahr 2010 nach einem gemeinsamen Auftritt in Seattle persönlich sprach. Die Zusammenarbeit mit dessen Musiklabel "OhBoy"-Records dauert fort: Für den 5. Juni ist die Veröffentlichung von Reeders fünften Album mit dem Titel "Every which way" geplant.
John Prine wurde Anfang der 1970er Jahre entdeckt. Die Sänger Kris Kristofferson und Paul Anka wurden auf den 1946 in Maywood/Illinois geborenen Mann mit der Gitarre aufmerksam und verschafften ihm einen Plattenvertrag. Wenngleich der kommerzielle Erfolg zunächst ausblieb, spielte sich Prine rasch die Hochachtung anderer Musiker ein.

Als sein kommerziell erfolgreichstes Album erschien 1991 "The Missing Years", für das er einen Grammy erhielt. 2005 konnte er einen weiteren Grammy für "Fair & Square" in der Kategorie Best contemporary Folk Album einheimsen und wurde zum "Künstler des Jahres" gekürt.
Rockstars wie Bruce Springsteen und Bonnie Riatt brachten gestern ihre Bestürzung über Prines Tod zum Ausdruck. "Heute ist ein sehr trauriger Tag, wir werden ihn vermissen", reagierte Dan Reeder auf die Botschaft, die er bereits am Morgen einem Nachruf des britischen Blatts "The Guardian" entnommen hatte.

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