Nürnberg als Kulturhauptstadt: Im September wird's konkret

31.7.2019, 05:20 Uhr
Die "Blaue Nacht" gehört fest in den Kulturkalender der Stadt Nürnberg. Doch reicht das, um Kulturhauptstadt zu werden?

© Sven_Grundmann Die "Blaue Nacht" gehört fest in den Kulturkalender der Stadt Nürnberg. Doch reicht das, um Kulturhauptstadt zu werden?

Auch wenn Aktionen wie Boulevard Babel, mit der die Wölckernstraße als Biotop für Fußgänger inszeniert wurde oder das Kulturhauptstädtla, das derzeit vor dem Opernhaus Mahlzeiten aus weggeworfenen oder nicht mehr gewollten Lebensmitteln anbietet, sehr sinnlich sind. Die Crux der Bewerbung ist, dass Nürnberg neben sieben weiteren Städten um den Zuschlag buhlt, Kulturhauptstadt zu werden, und die Wettbewerber einander sehr genau beobachten.

Das Programm wird deshalb derzeit nur in groben Zügen öffentlich gemacht. "Wir lassen die Katze erst am 30. September aus dem Sack", sagte in der letzten Stadtratssitzung Hans-Joachim Wagner, Leiter der Nürnberger Kulturhauptstadt-Bewerbung. Ab diesem Tag stehen alle Bewerbungsbücher der Städte im Netz. Bislang ist Nürnberg eben nur dabei eine Bewerbung zu verfassen, die über die inhaltlichen Ziele Auskunft gibt, was 2025 vermittelt werden soll. Wenn Nürnberg Ende des Jahres unter den Städten ist, die ihre Programm weiter ausformulieren dürfen, erst dann wird es so richtig konkret.

Gleichwohl muss die Stadt derzeit Finanzierungszusagen treffen. Es ist sozusagen "die Katze im Sack", die eine Finanzierungszusage bekommt: Die Bedingung ist aber, dass Nürnberg auch tatsächlich den Zuschlag erhält. Mit mindestens 85 Millionen Euro rechnet die Stadt für Infrastrukturmaßnahmen wie der Neukonzeption des Museums Industriekultur, der Verwandlung des Pellerhauses in ein Spielehaus und der Umwandlung der Kongresshalle in einen Ort für Künstler. Auch wenn die Katze im Sack sehr lebendig ist, und heraus will, so fällt es einigen Stadträten schon schwer, eine Zusage für den städtischen Anteil in Höhe von 30 Millionen Euro zu geben.

Während SPD, CSU und Grüne dafür sind, sagte Jürgen Dörfler von den Freien Wähler im Stadtrat: "Die Zahlen können nicht eingehalten werden." Dörfler lehnte die Zusage für die Finanzierung mit den Hinweis ab, sollte Nürnberg bei seiner Bewerbung erfolgreich sein, dann unterstützen die Freien Wähler die Umsetzung. Das ist klassisches Trittbrettfahren. Die Linke wollte nur 20 Millionen zugestehen, damit der Bund mehr zahlt. Der Freistaat hat 30 Millionen Euro zugesagt, der Bund soll 10 Millionen, die Stadt 30 Millionen und die übrigen 15 Millionen sollen sich Private, Stiftungen und das Umland teilen. Die von den Linken vorgeschlagene Reduzierung nannte Stephan Grosse-Grollmann "Krämertum". Die ÖDP lehnte das Thema Kulturhauptstadt komplett ab, "weil viele Dinge zu finanzieren sind", so Stadtrat Jan Gehrke. FDP-Stadtrat Alexander Liebel sieht in der Bewerbung Nürnbergs aber große Chancen für die Weiterentwicklung der Stadt mit kulturellen Mitteln. Davon sind auch Grüne, CSU und SPD überzeugt.

Im Netz wird derzeit Stimmung gegen die Bewerbung gemacht, weil der Normalbürger, wer auch immer das ist, sie nicht braucht. Das Geld wäre für Straßen, Brücken und Schulen besser angelegt. Einige Zahlen, die das Abwägen erleichtern: Der Etat der Stadt dürfte hochgerechnet 2025 bei 2,4 Milliarden Euro liegen. 30 Millionen Euro sind 1,2 Prozent des ganzen Haushalts. Zwischen 2019 und 2025 gibt die Stadt 1,2 Milliarden für Schulbauten aus, für die beiden Brücken am Hafen 170 Millionen Euro und für den Frankenschnellweg, wenn er denn noch kommt, 650 Millionen Euro. Von einer Benachteiligung der Schul- und Straßenbauten kann man nicht reden, wenn man das Motto der Bewerbung „Past Forward“, also nicht nur zurück, sondern auch nach vorne schaut, ernst nimmt.

 

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