Nürnberger Theater fragt: Was passiert, wenn Maschinen uns ersetzen?

2.3.2020, 12:05 Uhr
Nürnberger Theater fragt: Was passiert, wenn Maschinen uns ersetzen?

© Foto: Staatstheater Nürnberg

Wo früher gearbeitet wurde (und in Nachbarhallen längst andere Firmen eingezogen sind), soll nach dem Sinn der Arbeit in naher Zukunft gefragt werden: "No Work and All Play" lautet der Titel der Produktion, bei der die Besucher in einzelnen Räumen selbst aktiv werden sollen. "Wir schaffen eine offene Grundsituation, wie in einem Themenpark kann man dann die Räume erkunden", beschreibt Tim Tonndorf das Konzept, das er mit Robert Hartmann und anderen Mitstreitern entwickelt hat.

Arbeit und Spiel, diese beiden Pole, die auch eng mit der Nürnberger Stadtgeschichte verknüpft sind, nimmt das "Gonzo"-Team als Ausgangspunkt und fragt: Werden wir in naher Zukunft noch die Arbeit als Identifikationsraum haben? Oder ist doch alles eher Spiel? Definieren wir uns durch Arbeit, die uns Geld bringt, oder ist nicht jede Aktivität Arbeit im Sinn von menschlichem Engagement?

 

"Wir schaffen Situationen, in denen automatisch Kommunikation stattfindet. Und wir sind sehr gespannt, wie das Theaterpublikum darauf reagiert", sagt Hartmann. An einem sehr langen Tisch stehen schon Stühle für die maximal 80 Besucher bereit, in den ehemaligen Büros werden verschiedene "Versuchsanordnungen" stehen, in denen man aktiv sein und zugleich reflektieren kann. "Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, eine Styropor-Skulptur zum Thema ,unangenehme Arbeits-Erlebnisse’ zu machen. So bringt jeder seine Erfahrungen und Gedanken ein, nachfolgende Besucher finden den so veränderten Raum vor."

Das Spiel findet an einem Tag in naher Zukunft statt, an dem herkömmliche Erwerbsarbeit hinfällig geworden, weil durch Maschinen ersetzt ist. Was ist dann eine sinnstiftende Beschäftigung? Für manche Räume muss man von seinem zuvor ausgegebenen Spielgeld etwas abgeben, an anderer Stelle kann man etwas verdienen. Eine eigens mit der Firma Nebelflucht GmbH entwickelte Spiel-Software wird den Fortlauf der jedes Mal neuen Handlung erfassen, einige Teilnehmer erhalten auch Handys, mit denen sie im Live-Spiel navigieren können.

Wohin man geht, ist relativ frei wählbar. "Wir wollen keinen festgeschriebenen Parcours schaffen", so die Regisseure. Fünf Ensemblemitglieder (Frank Damerius, Annette Büschelberger, Felix Mühlen, Amadeus Köhli und Maximilian Pulst) sowie Gast-Darsteller und Komparsen werden durch die Grundig-Halle führen und mit den Besuchern in Kontakt treten. Wer am Ende den Applaus bekommt, die Arbeits-Beschaffer oder die arbeitenden Zuschauer, bleibt offen.

Info: Premiere am 5. März, 19 Uhr, Grundig-Gelände, Beuthener Str. 41 (Wegbeschreibung unter staatstheater-nuernberg.de)

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