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Obacht: Dieser Herr spielt gerne den Bösewicht

10.8.2022, 14:59 Uhr
Wollte mal Filmregisseur werden, sieht sich jetzt aber eher vor der Kamera agieren: Yannik Strunz.  

© Michael Ruppert Wollte mal Filmregisseur werden, sieht sich jetzt aber eher vor der Kamera agieren: Yannik Strunz.  

Er spricht zum anderen über Abbiegungen, Abzweigungen und Wendungen. Und das mit einer entwaffnenden Offenheit und mitreißenden Euphorie, der man sich nicht entziehen kann und die man nicht unterbrechen mag.

Die einzelnen Stationen und Szenen seines Lebens laufen sprichwörtlich wie ein Film vor dem inneren Auge ab. Und das ist gleichzeitig ein gutes Stichwort, denn das Thema Film bildet so etwas wie eine Klammer.

Die Leidenschaft dafür hat er entdeckt, als er an einem ziemlichen Tiefpunkt angekommen war. Anfang 20 war er da. Sein Leben habe eine Wendung genommen, deutet er an, "und ich bin schlagartig auf den richtigen Weg gekommen". Schwer sei die Zeit gewesen, jeden Tag sei es darum gegangen "zu überleben". Auf der Suche nach etwas Freude begann er, sich Filme auszuleihen und anzuschauen. Richtig um ihn geschehen war es, als er den Streifen "The Fighters" sah.

"Der hat mich so geflasht und Halt gegeben, dass ich selbst mit dem Kampfsport anfing." Mit Mixed Martial Arts, kurz MMA, um genau zu sein, einer Vollkontakt-Variante. "Das hat mir so einen Boost gegeben, meine Persönlichkeit dahingehend verändert, dass ich erkannt habe, dass es Teil meines Wesens ist, Sachen zu 100 Prozent zu machen", sagt Strunz.

"Das hat mir eine Tür geöffnet"

Die Themen Film und MMA haben ihn in den Jahren mal mehr, mal weniger intensiv begleitet, aber nie wirklich losgelassen oder er wurde immer wieder darauf gestoßen. Durch "einen interessanten Zufall" etwa schaute er 2016, inzwischen mit Abi in der Tasche und Student der Theater- und Medienwissenschaften sowie Philosophie, beim Jugendfilmfestival vorbei.

Nur "kurz zwei Minuten reinschauen" wollte er. Und war dann so beeindruckt von den Beiträgen, dass er hängen blieb, ins Gespräch mit den Veranstaltern kam. Über das Medienzentrum Parabol erhielt er die Möglichkeit, tiefer in die Materie Film einzutauchen, selbst mit der Kamera loszuziehen, zu drehen und zu schneiden. "Das hat mir eine Tür geöffnet", weiß er rückblickend.

Und es gab letztlich den Anstoß, einen lange gehegten Wunsch umzusetzen: einen eigenen Film zu drehen, in dem es um eine gescheiterte Lovestory und MMA geht. Innerhalb von nur sechs Wochen schrieb er das Drehbuch und begann, sich ein Team zusammenzustellen. "Ich hatte ja keine Ahnung, wie man einen Film dreht, was man alles braucht, wieviel Aufwand und Geld das kostet", gibt er zu. Nach und nach fand er die passenden Leute – rund 40 insgesamt.

Darunter auch ein professioneller Stuntman und, darauf ist Strunz besonders stolz, ein Nürnberger, der bei der Ultimate Fighting Championship kämpft, dem weltweit größten MMA-Veranstalter. Und er selbst: spielte die Hauptrolle.

2017 entstand an vier Drehtagen in Nürnberg, Erlangen und Aalen der 19-minütige Kurzfilm "Next level". Neben der Energie und der Euphorie ist deutlich zu spüren, wie erschöpfend diese Arbeit für Strunz aber auch war. "Ich sehe meine Zukunft nicht mehr als Regisseur", hat er erkannt, "sondern vielmehr vor der Kamera." Und das am liebsten als Super-Bösewicht. "Ich weiß, dass ich das kann", sagt er durchaus selbstbewusst. Aktuell stellt er sein Talent als ebenjene Figur im Film einer befreundeten Autorin unter Beweis. Er könne sich, so seine augenzwinkernde Vision, auch sehr gut als Bösewicht bei James Bond oder in Fantasy-Filmen vorstellen. Man darf – völlig schwindelfrei – gespannt sein! Zum Nachverfolgen: Man findet ihn als yannikstrunz auf Instagram.


Seine Kulturtipps: Für Kurzentschlossene: Am Mittwoch, 10. August 2022, spielt Melt Banana in Nürnberg in der Kantine. "Zwei Japaner mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen Sound – aber cool", findet Yannik Strunz. Immer gut und einen Besuch wert: das Casablanca-Kino in der Südstadt.

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