Online-Event: Sing-In-Gala war ein Erfolg

24.1.2021, 17:52 Uhr
Julia „Jules“ Fischer schnappt sich bei der Sing-In-Gala in der Tafelhalle einen Flügel, das Moderatoren-Trio lauscht.

© Foto: Corinna Wagner/ Frankenfernsehen Julia „Jules“ Fischer schnappt sich bei der Sing-In-Gala in der Tafelhalle einen Flügel, das Moderatoren-Trio lauscht.

Dass Geistershows vor Webcams nie ein Ersatz für ein reales, unmittelbares Konzerterlebnis sein können, haben wir im Laufe von zwei Lockdowns gelernt. Doch bei der „Sing-In Gala“ handelt es sich um lockere Häppchenkultur in konzertanter Form und nicht um ein Clubkonzert, wo man dichtgedrängt vor der Bühne tanzt, tobt und schwitzt. Insoweit: Könnte online klappen.

Und tut es auch. Seit über einer Dekade haben Tim Steinheimer, Jan Bratenstein und Martti „Mäkkelä“ Trillitzsch das Open-Mic-Format „Sing-In“ am Laufen: Eine offene Bühne, die das Jahr über an wechselnden Orten in der Region Station macht und bei der sich tapfere Newcomer ebenso wie schon etablierte Namen jeweils mit zwei schnellen Liedbeiträgen vorstellen.

Eine subjektive Auswahl der Künstlerinnen und Künstler eines Jahrgangs gibt es jeden Januar bei der festlichen „Sing-In-Gala“ in der Tafelhalle zu erleben. Dieses Jahr fand das virtuell im Live-Stream statt, für den immerhin rund 100 Menschen ein Online-Ticket erworben haben. Auch vom heimischen Sofa aus gab es jede Menge zu erleben und entdecken. Den in Franken lebenden Australier Mark Timmins und seinen elektronisch-ätherischen Folk etwa, der klingt wie der Soundtrack zu einem IndependentFilm.

Jung, nervös und sympathisch-verstrahlt lässt sich Maxi alias Shitney Beers an, die nach Punk aussieht, jedoch mit bemerkenswert-ausgecheckten Liedermacher-Miniaturen verzaubert.


So lief die Sing-In-Gala vor einem Jahr: Wettbewerb war gestern


Der tiefenentspannte Blues-Barde Butch Backwater erinnert daran, dass Bayreuth eigentlich am Mississippi liegt. Der umtriebige Uli Tsitsos ist solo wie mit seiner Band The Elephant Circus seit Jahren eine feste Größe in der regionalen Musikszene und auch im Stream eine Bank. Ein Glanzlicht setzt Julia „Jules“ Fischer, die die Gunst der Stunde nutzt und sich einen der Flügel schnappt, die in der Tafelhalle herumstehen – und auf großer Bühne ihrem bluesigen Piano-Soul eine weitere, fast schon jazzige Facette entlockt.

Fürs energiegeladene Finale sorgt der charismatische Chris Padera, Posterboy des berüchtigten Folk’s Worst Nightmare-Songwriterkollektivs, solo an der Wandergitarre.

Der Applaus kommt vom Band, eingespielt aus einem alten Kassettenrekorder. Das ist aber auch schon das einzige Zugeständnis ans neue Format. Man könnte darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, die analoge Dramaturgie eins-zu-eins ins Netz zu spiegeln oder ob Streaming doch anderen Regeln folgt.

Die klassische Pause braucht hier kein Mensch. Auch wäre online noch gut Platz für ein oder zwei Lieder mehr pro Künstler gewesen. Aber: Geschenkt. Nach flotten eineinhalb Stunden ist die Sause vorüber, man fühlt sich bestens unterhalten. Und die Technik? Ton, Licht, Kameras, Moderation – alles prima.

Einzig die Verbindung bleibt ein wenig Glückssache. Während bei den Kumpels alles weitgehend stabil läuft, hat der Autor dieser Zeilen Pech und fliegt viermal aus dem Stream. Egal.
Wer eine Karte gekauft hat, kann den Konzertmitschnitt 24 Stunden lang nachgucken und ihn sich sogar herunterladen. Wer nicht dabei war: Das Frankenfernsehen hat die Sing-In-Gala mitgeschnitten und wird sie in den nächsten Wochen in zwei Teilen im TV zeigen. Die Termine werden noch bekanntgegeben.

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