Premiere im Schauspielhaus: "Ewig jung" kam klasse an

13.5.2016, 18:08 Uhr
Premiere im Schauspielhaus:

© Marion Bührle

Altwerden ist nichts für Feiglinge, heißt es. Das gilt leider auch für die Rock-Generation, die das lange nicht wahrhaben wollte und sich ewig jung wähnte. Die alten Helden werden langsam müde oder sind schon tot. Was bleibt, sind Erinnerungen an die gute, alte Zeit – und die Songs von damals.

Die Grundidee des Songdramas "Ewig jung" von Erik Gedeon ist schlicht, aber ergreifend. Nach einem ähnlichen Rezept sind die Wittenbrink-Liederabende wie "Sekretärinnen" oder "Männer" gestrickt, die auch schon in Nürnberg überaus erfolgreich liefen. Der Stoff erinnert an Dustin Hoffmanns Filmkomödie "Quartett", die allerdings im Opernmilieu spielt. Schauspiel-Chef Klaus Kusenberg schob die britische Senioren-Sause nun zusätzlich in den Spielplan, übertrug sie auf Nürnberger Verhältnisse und hat damit ziemlich sicher wieder einen Coup gelandet.

Ein bisschen Selbstironie und schwarzer Humor kann dabei nicht schaden: Das ziemlich sinnfreie, aber spaßige Stück spielt in der Zukunft – das Nürnberger Schauspielhaus dient mittlerweile als Altersheim für ausrangierte Schauspieler. Ab und zu treffen sie sich noch auf der Bühne, um noch mal die Sau rauszulassen. So weit, so schlicht.

Hinreißendes Pärchen

Aber schon wenn die in Nürnberg bestens bekannten Akteure auf die Bühne humpeln, starrsinnig, schwerhörig und gehbehindert, brandet im Zuschauerraum Gelächter auf: Frank Damerius im bunten Strampelanzug hängt am Tropf, Ruth Macke im Silberglitzerkleid mag’s ordinär, Marco Steeger kommt mit seinem Goldfisch im Glas, Pius Maria Cüppers und Josephine Köhler bilden ein hinreißend komisches Pärchen.

Zwei Damen geben den Ton an: Elke Wollmann als musikbegeisterte, aber strenge Schwester Regina und die scheinbar um Jahre gealterte Bettina Ostermeier am Piano. Nicht zu vergessen Klaus Kusenberg oder besser gesagt: dessen sterblichen Überreste in der Urne als running gag. Ja, ja, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.

Knappe zwei Stunden dauert die Inszenierung von Kathleen Draeger, die Sinn für Timing und keine Angst vor platten Gags hat. Der Witz liegt vor allem darin, dass sich die Schauspieler selbst spielen und mächtig auf den Putz hauen – da bleibt kein Auge trocken.

Für sensible Gemüter ist diese Rocky Horror Picture Show allerdings nichts: Statt Respekt und Mitgefühl gibt es hier nur Hohn und Spott für die alten Bühnenhelden. Und auch der Soundtrack ihrer Jugend ist ihnen nicht heilig: Nicht einmal Hymnen wie John Lennons "Imagine" oder Pete Seegers "We Shall Overcome" sind vor ihren Sangeskünsten sicher. Geschmacksache!

Über jeden Zweifel erhaben sind jedoch die wunderbaren Arrangements von Bettina Ostermeier: Die Rock-Klassiker entwickeln mit Piano-Begleitung und mehrstimmigem Gesang ganz eigenen Reiz, .

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