"Auf der Suche"

Rapperin Nuras neues Album ist schmutzig, selbstbewusst und ziemlich politisch

24.8.2021, 12:57 Uhr
Regenbogen steht ihr gut - Nura setzt sich unter anderem für die Rechte der LGBTQ-Community ein.

© Gregor Fischer, dpa Regenbogen steht ihr gut - Nura setzt sich unter anderem für die Rechte der LGBTQ-Community ein.

Was Nura macht, ist nichts für Zartbesaitete. Die Berliner Rapperin spricht den Slang der Straße und nutzt gern und häufig das gängige Reservoir an deftigen Ausdrücken für menschliche Geschlechtsorgane. Das ist nicht immer angenehm, aber es gibt ihren Texten eine Dringlichkeit, die durchaus angemessen ist.

Die Stärke des zweiten Soloalbums von Nura Habib Omer, wie die Eritreierin mit bürgerlichem Namen heißt, ist nämlich die klare politische Aussage. Sie schwafelt nicht, sondern legt den Finger in die Wunden. "Warum ist es der Flüchtling, der Dir Angst macht / Und nicht die Nazis im Landtag?" heißt es in "Fair". Der Song spannt den Bogen von weiblicher Emanzipation über erstarkenden Rechtsradikalismus und Black-Lives-Matter-Bewegung zu Fragen der Integration.

Die harte Seite

Dass Nura schwarz ist, Migrantin und seit Jahren in der gnadenlosen Berliner Hiphop-Szene unterwegs, verleiht dem Ganzen Glaubwürdigkeit. Im Duo SXTN konnte sie mit Partnerin Juju ab 2014 diese harte Seite zur Genüge ausleben.

Die beiden nahmen sich mit viel Spaß an der Provokation Geschlechterklischees vor, wie sie seit den Anfängen im Hiphop gelebt wurden. Plötzlich waren die Frauen obenauf und die Männer die Gedemütigten. Es blieb der Hörerin überlassen, das als weibliche Selbstermächtigung oder Reproduktion von Sexismen zu deuten.

Das Cover von "Auf der Suche"

Das Cover von "Auf der Suche" © a-dpa-20210817_093205-9.jpg, dpa

Doch Nura hat viele Facetten. "Auf der Suche" zeigt auch andere Seiten der 32-Jährigen: Selbstironie, Nachdenklichkeit und eben klare politische Überzeugungen. In "Ich war's nicht" geht es humorvoll um die - nicht ganz einfache - Beziehung zu ihrer Mutter, in "Lola" nimmt sie die Perspektive einer Striptease-Tänzerin ein. Nicht alles auf diesem Albums ist gelungen, die guten Songs stechen aber positiv heraus zwischen dem inhaltslosen Mist, der sich sonst so in den Charts herumtreibt.

Deutlich geschmeidiger

Nura hat sich technisch verbessert, die Reime fließen deutlich geschmeidiger über die von den Drunken Masters produzierten Beats als noch vor einigen Jahren - eine große Sängerin wird sie allerdings eher nicht mehr werden. Musikalisch bedient das Album alle möglichen Hiphop-Stilrichtungen: Trap, Grime, Emo, Disco, Boom Bap.

Nura war zuletzt auf VOX in der TV-Sendung "Sing meinen Song" mit einigen Größen der seichten Unterhaltung zu sehen. Inhaltlich geht ihr Album dennoch wenig Kompromisse ein. Nura will es auf ihre Art schaffen - das könnte funktionieren.

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