Rollenspiel mal daheim: In Corona-Zeiten geht auch das

26.3.2020, 17:50 Uhr
Rollenspiel mal daheim: In Corona-Zeiten geht auch das

© Abb: Joe Stahl

Wir sind zum Fantasy-Rollenspiel verabredet, jenem seltsam-nerdigen Gesellschaftsspiel, das die Kids in "E.T. – der Außerirdische", bei "The Big Bang Theory" und in "Stranger Things" zocken.

Das geht so: Ein Spielleiter (Meister) hat das komplette Abenteuer im Kopf hat. Die Spieler entwerfen ihre Helden auf einem Blatt Papier, auf dem sie einen ganzen Katalog an Werten von Lebensenergie über Angriff/Verteidigung hin zu "die Fähigkeit, Türschlösser zu öffnen" festlegen. Mein Held ist ein Elf, von Beruf Kerzenzieher und von eher schwächlicher Konstitution. Dafür hat er ein paar nette Zaubersprüche auf Lager.

Der Meister erzählt die Geschichte und beschreibt die konkrete Situation ("vor Euch befinden sich zwei Türen, eine rote und eine blaue"), die Spieler müssen sagen, was ihre Helden machen wollen ("Wir gehen den Gang zurück und nehmen die andere Abzweigung"). So entsteht die Geschichte im Dialog. Von Zeit zu Zeit wird gewürfelt, etwa wenn es zum Kampf kommt.

Jeder allein mit seiner Pizza

Normalerweise finden unsere Runden bei Mad Moses in Fürth statt: In seinem Wohnzimmer, inmitten von Stiften, Würfeln, Pizzaschachteln und diesen pervers großen Zwei-Liter-Colaflaschen. Die Exkursion ins Hügelgrab-Labyrinth war lange vor dem Viren-Wahnsinn ausgemacht, ausfallen lassen war keine Option. Also: Videochat. Online statt real life.

Rollenspiel mal daheim: In Corona-Zeiten geht auch das

© Joe Stahl

Das Medium der Wahl ist Hangout, ein Programm, das Google demnächst ausmisten will. Man wählt sich in einen virtuellen Raum ein und sieht alle Teilnehmer auf dem Bildschirm. So ziehen Susi, Anna, Michael, Luen, Joe und ich unter Anleitung von Meister Moses los in den großen Sumpf, wo ein Labyrinth von Hügelgräbern auf uns wartet – voll mit Monstern, Schätzen und Geheimnissen. An diesem Abend kämpfen unsere Helden gegen Zombies, Schreckgespenster und Riesenhundertfüßler, sie öffnen magische Türen, krachen durch fiese Falltüren und finden sprechende Köpfe. Als Susis Abenteurer beim Durchschreiten eines magischen Portals in einen Esel verwandelt wird, müssen wir drei zweifelhafte Hexen aufsuchen und sie um eine Rückverwandlung bitten. Doch die hat ihren Preis...

Es ist eine ganz normale Rollenspielrunde, nur eben in den virtuellen Raum verlegt. Und doch gibt es in unserem Fall eine witzige Verlängerung in die reale Welt: Joe zeichnet nebenher mit, hält die skurrilen und slapstickhaften Momente unserer Reise fest. Seine Scribbles landen regelmäßig auf Instagram, wo sie eine wachsende Fangemeinde finden. Inzwischen hat sich unter anderem ein Verlag aus Linz gemeldet, der Joes Skizzen als Buch herausgeben will. Und das Mailänder Kassettenlabel "Heimat der Katastrophe" hat Interesse bekundet, einen Musiksampler rund um sein Dungeon-Crawl-Sketchbook und unsere Abenteuer zu veröffentlichen. Es bleibt spannend im Hügelgrablabyrinth. Am Sonntag geht es weiter!

www.instagram.com/goblin.inker

Verwandte Themen


Keine Kommentare