Schlag nach bei Shakespeare, da steckt was drin

13.12.2018, 17:10 Uhr
Schlag nach bei Shakespeare, da steckt was drin

© Foto: Jesus Vallinas/Staatstheater

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, heißt ein altes Sprichwort. Der (Zauber-)Wald spielt auch im "Sommernachtstraum" wie ihn Goyo Montero sieht eine gewichtige und eher düstere Rolle. In ihn hat sich ein Vater auf der Suche nach seinem Kind verirrt. Dabei verliert er fast seinen Verstand. Und schon ist klar, Montero verbindet Shakespeares Verwechslungs- und Verwandlungskomödie mit Goethes "Erlkönig". Nach "Desde Otello", "Romeo und Julia" und "Hamlet" ist es das vierte Mal, dass sich Montero mit dem englischen Dramatiker kreativ und kritisch auseinandersetzt.

Wenig Komödiencharakter

Ausgangspunkt war eine persönliche existenzielle Krise: "Es gab eine Zeit, da musste ich ernsthaft um das Leben meines kleinen Sohnes fürchten und diesen Impuls versuche ich nun künstlerisch umzusetzen." Womit auch klar ist: Sehr viel Komödiencharakter wird dieser Tanzversion des "Sommernachtstraum" nicht mehr anhaften.

Und das färbt natürlich auch auf die musikalische Grundierung ab. Mendelssohns Schauspielmusik zum "Sommernachtstraum" ist Montero viel zu flirrend, biedermeierlich und flatterhaft leicht, weshalb er hier nur auf die Ouvertüre und den berühmten Hochzeitsmarsch zurückgreifen wird. Neben Liedern von Schubert (klar, "Der Erlkönig"), Schumann und Brahms ist es vor allem Monteros Lieblingskomponist Owen Belton, der für die größte Klangkulisse in dem anderthalbstündigen Stück, das pausenlos gegeben wird, sorgen wird. Die Staatsphilharmnie Nürnberg spielt live unter der Leitung von Vize-Generalmusikdirektor Lutz de Veer.

Montero hat in seiner Karriere oft den Puck getanzt — etwa am Royal Ballet in London in einer Choreographie des legendären Frederick Ashton. "Meistens war die Rolle wie ein Peter Pan auf der Suche nach der verlorenen Kindheit angelegt." Der Hofnarr Oberons, den Alexsandro Akapohi verkörpert, wird als Element in dieser Ballettversion genauso zu finden sein wie die Hauptpaarungen mit Hermia (Nuria Fau) und Lysander (Dayne Florence), Helena (Esther Pérez) und Demetrius (Joel Distefano) oder die Figur der Titania (Rachelle Scott). Auf die Handwerker-Szenen verzichtet Montero dagegen völlig und reduziert deren Part auf eine einzige Sprechrolle.

Eine Hauptrolle spielt auch die Metapher Wald: "Im Wald ist alles möglich. Man hört Dinge, die es nicht gibt. Man sieht Dinge nicht, obwohl sie da sind", erläutert der Direktor des Nürnberger Balletts seinen Ansatz. "So etwas kann einen durchaus in den Wahnsinnn treiben." Und genau um diese Wahrnehmungsebene ist es Montero zu tun, deshalb ist aus Vater und Bottom eine Doppelrolle für Oscar Alonso geworden.

Wobei den Ballettchef natürlich auch die verschiedenen Schichten der Protagonisten interessieren genauso wie die Zwischenwesen Elfen. "Es ist ein kompliziertes Stück", fasst Montero seine Arbeit zusammen. "Aber ich hoffe sehr, dass wir verschiedene Aspekte für das Publikum ansprechen können."

Weitere Vorstellungen: 18., 20., 22., 25. und 28. Dezember, 13., 18., 22., 24., 28. und 31. Januar sowie 2. Februar; Karten: NN-Ticket-Corner in der Mauthalle, Telefon 09 11 / 2 16 27 77.

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