Sensibler Skeptiker: Franz Vornberger ist tot

27.5.2008, 00:00 Uhr
Sensibler Skeptiker: Franz Vornberger ist tot

© Distler

Obwohl seit Jahren leidend, hat Franz Vornberger immer energisch weitergemalt und -gezeichnet, hat Bilder geschaffen, deren Emotionalität den Betrachter spontan ergreift. «Seit ich denken kann, male ich. Es war und ist mir ein Bedürfnis«, hat er einmal geschrieben. Mit den Ergebnissen war er allerdings lange nicht zufrieden.

Vornberger war keiner, der es sich leicht machen konnte. Seine jungen Jahre verbrachte er mit einer ständigen Suche; stets plagten ihn Selbstzweifel. Nach seinem Studium an der Nürnberger Kunstakademie verdiente er sich den Lebensunterhalt mit gebrauchsgrafischen Arbeiten, während er in seinem eigentlichen Beruf nacheinander eine ganze Reihe von Stilen erprobte.

Künstlerische Wende

Vom abstrakten Expressionismus wechselte er zu einem streng konstruktiven Bildaufbau, dann experimentierte er mit der Material-Collage und -Assemblage. Erste Anerkennung seines Ringens war der Förderpreis der Stadt Nürnberg, der ihm 1967 verliehen wurde.

In einem Alter, in dem der bürgerliche Mensch sich zur Ruhe setzt, begann Franz Vornberger künstlerisch ein zweites Leben. Ein Lehrauftrag an der Kunstakademie Nürnberg in den Jahren 1982/83 brachte die Wende. Der Kontakt mit den ganz jungen Künstlern ließ ihn selbst wieder jung werden. Er entwickelte einen Stil, der zwar bis zu einem gewissen Grad eine Reaktion auf den Neoexpressionismus der 80er Jahre war, aber jene «wilde« Malerei mit den in einem langen Künstlerleben gewonnenen Erfahrungen verband. Vornberger malte nun figürlich, ohne sich an die Regeln der herkömmlichen Figurenmalerei zu halten.

Der neue Stil war in jeder Hinsicht eine Befreiung. Der Maler schuf damit ein Alterswerk, das ihm einen hervorragenden Platz in der regionalen Kunstgeschichte sichern wird. Endlich hatte er eine Sprache gefunden, in der er seine moralischen Anliegen mitteilen konnte. In den 90er Jahren entstand eines seiner Hauptwerke mit dem Titel «Golgatha permanent«, das seither alljährlich in der Passionszeit in der Nürnberger Lorenzkirche ausgestellt wird. Das große Triptychon erzählt von den endlosen Leiden, die Menschen anderen Menschen zufügen, aber auch von der Hoffnung auf eine kommende Zeit, in der der Wahn der Vernunft, der Hass der Brüderlichkeit weichen wird.

Gegen Ende seines Lebens war Franz Vornberger, der allzu lang unterschätzte, ein allgemein anerkannter Altmeister, fast so etwas wie eine Legende. Er erhielt den Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten und den Kulturpreis der Stadt Nürnberg. Als er längst nicht mehr das Haus verlassen konnte, war er doch bei vielen Ausstellungseröffnungen «im Geiste« anwesend: Die Vornberger-Anekdote hatte Konjunktur. Diese Geschichten werden irgendwann vergessen sein, Franz Vornbergers Kunst wird überdauern.