Skandal auf höchster Ebene: Der Lindholm-"Tatort" im Check

29.3.2020, 18:32 Uhr
"Krieg im Kopf" - der 27. "Tatort" mit Maria Furtwängler (links) als Charlotte Lindholm - wagt einen Ausflug in das Reich des Militärs.

© NDR/Manju Sawhney "Krieg im Kopf" - der 27. "Tatort" mit Maria Furtwängler (links) als Charlotte Lindholm - wagt einen Ausflug in das Reich des Militärs.

Um was geht’s? Ein Mann, der sagt er höre fremde Stimmen in seinem Kopf und werde gejagt, hat Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) in seine Gewalt gebracht. Die Situation ist ernst und droht zu eskalieren. Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) bleibt keine Wahl. Mit einem gezielten Schuss eliminiert sie den Angreifer und rettet so das am seidenen Faden hängende Leben ihrer Kollegin.

Was passiert dann? Trotz der Bedenken ihres Chefs (Luc Feit) übernehmen die Alphafrauen, die ungern Schwäche zeigen und eine Vorliebe für ermittlungstechnische Alleingänge haben, den Fall. Sie stellen fest, dass es sich bei dem Erschossenen um Benno Vegener (Matthias Lier) handelt. Der Soldat begab sich sich in therapeutische Behandlung, nachdem bei einem von ihm geleiteten Einsatz in Mali über die Hälfte seiner Kameraden ums Leben gekommen waren.

Und jetzt? Als die Polizei die erdrosselte Leiche von Vegeners Frau findet, scheint sich die Theorie vom traumatisierten Soldaten, der durchgedreht ist, endgültig zu bestätigen. Doch Lindholm und Schmitz hegen Zweifel an dieser Annahme. Sehr zum Missfallen des Militärischen Abschirmdienstes (MAD), der diese Angelegenheit zügig zu den Akten gelegt sehen möchte, ermitteln die Frauen weiter und kommen so einer großen Vertuschungsaktion auf die Schliche.

Die Geschichte hinter der Geschichte: Christian Jeltsch beschäftigt sich in seinem Drehbuch mit der Erforschung und Erprobung neuartiger Waffensysteme und blickt dabei sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit. Der Anhänger von Verschwörungstheorien zeigt, wie weit die Militärtechnik heute bereits ist und macht sich darüber Gedanken, wie weit sie schon morgen wohl sein könnte. Derlei Zutaten liefern Jeltsch die Grundierung für diesen Politkrimi.

Was sonst noch hängen bleibt: Lindholm entwickelt ein Interesse an Schmitzs Ehemann Nick (Daniel Donskoy). Erste zarte Annäherungen zwischen den beiden finden auf dem Präsidium statt und gipfeln in einem schüchternen Kuss im Halbdunkel. All das geschieht, während sich Anaïs beim Tanzen die Kante gibt.

Die eine Randnotiz des Films: Unter dem Begriff "Operation Artischocke" erprobte die CIA zu Beginn des Kalten Krieges spezielle Verhörmethoden. Ziel des Programms war es, die Kontrolle über die menschliche Psyche, das menschliche Bewusstsein zu erlangen. Dabei kamen in den in Geheimgefängnissen durchgeführten Tests unter anderem Halluzinogene wie LSD und Meskalin zum Einsatz.

Die andere Randnotiz des Films: Per "Hypersonic Sound System" ist es möglich, Töne über eine gewisse Distanz gezielt in den Kopf einer einzelnen Person zu senden. Erfindungen wie diese macht sich das Militär gerne zunutze, weil man damit das Bewusstsein und die Wahrnehmung von Menschen manipulieren kann.

Unser Fazit: "Krieg im Kopf" ist ein fein konstruierter Politkrimi, der zur Überraschung vieler mit einem lauten Showdown beginnt. Der Film über ein missglücktes militärisches Experiment spielt sich zudem kontinuierlich an der Nahtstelle zwischen Fiktion und Wirklichkeit ab und zeigt zwei äußerst robuste, willensstarke Frauen, die immer noch miteinander fremdeln, sich im Laufe der Ermittlungen aber wenigstens ein Stückweit einander annähern. Zwei.

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