Nach Unfalltod

So verbittert war Helmut Jahn über das Augustinerhof-Scheitern

11.5.2021, 16:01 Uhr
Mit diesen deutlichen Worten kommentierte Helmut Jahn 2012 in der Ausstellung "Progress Process" im Neuen Museum das Scheitern seines Augustinerhof-Projekts.

© Foto: Thomas Heinold Mit diesen deutlichen Worten kommentierte Helmut Jahn 2012 in der Ausstellung "Progress Process" im Neuen Museum das Scheitern seines Augustinerhof-Projekts.

Der Text, den Helmut Jahn 2012 in der ihm gewidmeten Ausstellung "Progress Process" im Neuen Museum zu seinem abgelehnten Entwurf für die Bebauung des Augustinerhof-Geländes veröffentlichte, lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Das Original ist auf Englisch, übersetzt schrieb Jahn: "Ich habe diesen schwierigen Auftrag nur angenommen, weil er an meinem Geburtsort war. Die Kleingeister, die ihn töteten, standen dem Fortschritt im Wege. Sie haben nicht gewonnen, da seitdem nichts mehr auf dem Gelände passiert ist und ein Parkplatz eine Schande für das historische Zentrum dieser großen Stadt des Mittelalters und der Renaissance ist. Es ist noch nicht zu spät. Die richtigen Ideen überleben die Zeit!"

(Originaltext: I only accepted this difficult commission, because it was in my birth place. The small minds, which killed it, stood in the way of progress. They did not win, since nothing happened on the site since then and a parking lot is a disgrace to the historic center of this great medieval and renaissance city. It's not to late yet. The right ideas survive the times!)

Helmut Jahn hat in seinem Leben sicher auch Rückschläge erlitten, doch die Vita des aus Zirndorf stammenden und letzten Samstag bei einem Fahrradunfall in Campton Hills bei Chicago im US-Bundesstaat Illinois mit 81 Jahren gestorbenen Stararchitekten strotzte nur so von internationalen Architekturerfolgen.

Doch zwischen Frankfurter Messeturm, Sony-Center in Berlin, Suvarnabhumi Airport in Bangkok, FBI Hauptquartier in Washington DC, Skyline Tower in München oder O Hare Airport in Chicago klaffte eine schmerzliche Lücke.

Und die befand sich ausgerechnet auf dem Augustinerhof-Gelände im Herzen von Nürnberg. Jahn schuf 1991 einen Entwurf für die Bebauung dieses zentralen und seit den Kriegszerstörungen brachliegenden und nur als Parkplatz genutzten Geländes. Nachdem rasch Kritik an den zu ausladenden Dimensionen des Projekts laut wurde, musste Jahn den Entwurf modifizieren, dennoch wurde er schließlich abgelehnt.

Vom Baukunstbeirat der Stadt begrüßt, von den "Altstadtfreunden" und anderen Kritikern bald als aufgeplatzte Bratwurst geschmäht: Helmut Jahns - letztlich gescheiterter - Entwurf für die Bebauung des Augustinerhof-Geländes.

Vom Baukunstbeirat der Stadt begrüßt, von den "Altstadtfreunden" und anderen Kritikern bald als aufgeplatzte Bratwurst geschmäht: Helmut Jahns - letztlich gescheiterter - Entwurf für die Bebauung des Augustinerhof-Geländes. © e-arc-tmp_20160304-171942-002.jpg, NN

Der Verein "Altstadtfreunde" und die Bürgerinitiative "Rettet die Sebalder Altstadt" bezeichneten Jahns Entwurf als aufgeschnittene bzw. aufgeplatzte Bratwurst. Insgesamt wurden über 50.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt, 1996 wurde das Projekt in einem Bürgerentscheid mit 69 Prozent der Stimmen abgelehnt.

Jahns verbitterter Kommentar zum Augustinerhof liegt neun Jahre zurück. Inzwischen ist das Gelände nach einem Entwurf des Berliner Architekten Volker Staab bebaut, eine Zweigstelle des Deutschen Museums, das sogenannte Zukunftsmuseum, wird dort bald eröffnen. Zuletzt gab es Streit um die als deutlich zu hoch kritisierten Mietkosten für das Zukunftsmuseum.

Verwandte Themen


1 Kommentar