Kino-Neustart

Söder überrascht Betreiber: Nur zwei Kinos öffnen nächste Woche

7.5.2021, 09:00 Uhr
Söder überrascht Betreiber: Nur zwei Kinos öffnen nächste Woche

© Foto: Harald Sippel

Mit der Ankündigung, dass Theater, Kinos und die Außengastronomie ab Montag überall dort wieder öffnen dürfen, wo der Inzidenzwert stabil unter 100 liegt, hat Markus Söder alle überrascht. "Da hat unser Fast-Kanzler glatt eine 180-Grad-Wende vollzogen", meint Wolfram Weber, Kinobetreiber in Erlangen und Nürnberg. Wie die gesamte Branche hat auch er frühestens um Pfingsten herum mit einem vorsichtigen Neustart gerechnet.

Doch jetzt schert ausgerechnet der Freistaat, dessen Ministerpräsident bislang der vehementeste Lockdown-Verfechter war, aus der gerade erst gezogenen Notbremse des Bundes aus. Bei den Kinos stößt das auf ein geteiltes Echo. Während Weber mit seinem Manhattan-Deluxe in Erlangen (dort lag der Wert am Donnerstag bei 60) sofort an den Start gehen will, findet Peter Zwingmann von den Erlanger Lamm-Lichtspielen das Hüh und Hott der bayerischen Öffnungspolitik "eigentlich absurd".

"Viele Kinos sind gar nicht darauf vorbereitet. Sie haben die Schließzeit genutzt, um zu renovieren, und sind zum Teil noch dabei." Außerdem, so Zwingmann, bräuchten Filmstarts normalerweise vier bis fünf Wochen Vorlaufzeit für Werbung und Marketing. "Wir eröffnen am Montag auf keinen Fall", so der Programmkino-Betreiber, der dennoch froh ist, "dass es wieder in Richtung Öffnung geht". Sein Wunschfilm zum Neustart, den er für den 20. Mai anpeilt: Thomas Vinterbergs "Der Rausch", der kürzlich den Auslands-Oscar gewonnen hat. Dessen Bundesstart wurde allerdings auf den 15. Juli verschoben.


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Kirsten Ehlers, zuständig für die Programmplanung der Weber-Kinos (zu denen neben dem Manhattan das Cinecittà, die Meisengeige und das Metropolis in Nürnberg gehören), bemüht sich derzeit um Previews von "Der Rausch" und "The Father" (ebenfalls Oscar-gekrönt für Anthony Hopkins als Bester Hauptdarsteller).

Wer kommt?

Auch ohne die Favoriten hat Ehlers für die ersten zehn Tage im wiedereröffneten Manhattan ein Programm geschnürt, das möglichst allen etwas bietet. "Wir müssen jetzt erst einmal ausloten, wer wieder ins Kino geht, ob es eher die Älteren oder die Jüngeren sind", erklärt sie.

Bei der Auswahl kann sie auch ohne die in den Herbst verschobenen Blockbuster ("Die würden wir zur Zeit auf keinen Fall zeigen") aus dem Vollen schöpfen: "Es gibt so viele tolle Filme, die vor dem Lockdown nur kurz im Kino zu sehen waren. Und auch die, die dann bei den Streaming-Diensten rausgekommen sind, haben die große Leinwand verdient", sagt Ehlers und nennt als Beispiel "Neues aus der Welt" mit Tom Hanks und Helena Zengel.

Der Film steht nun ebenso auf dem Spielplan wie etwa "Jim Knopf und die Wilde 13", "Yakari" oder "Eine Frau mit berauschenden Talenten" sowie mehrere Previews, darunter "Der Spion" mit Benedict Cumberbatch". Auf einen Vollbetrieb in dem Drei-Säle-Haus wird derzeit noch verzichtet, lieber tastet man sich vorsichtig aus dem Lockdown heraus.


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Wolfram Weber ist zuversichtlich, dass die Inzidenzwerte weiter sinken und er auch seine Kinos in Nürnberg – inklusive der Außengastronomie, die besonders für das Cinecittà ein großer Umsatzfaktor ist – bald wieder öffnen kann. Abstand halten und Maskenpflicht bis zum Sitzplatz sind längst vertraute Übung. Auch im Nachweis eines tagesaktuellen Negativtests sieht Weber kein Problem. "Das lässt sich organisieren."

Noch kein Konzept aus München

Detaillierte Anweisungen aus München für das Hygienekonzept unter den aktuellen Bedingungen lagen den Kinos bis Donnerstag nicht vor. Weber geht davon aus, dass sie spätestens am Freitag kommen. An eine Verringerung der Abstandsauflagen in den Sälen – dringlichster Wunsch aller Betreiber – glaubt er nicht.

In Schwabach, wo der Inzidenzwert am Donnerstag unter 70 lag, freut sich Norbert Flecken über die Chance, sein Luna-Theater wieder zu öffnen. Er wird eventuell am Mittwoch starten. "Es kommt darauf an, welche Filme wir bekommen. Ein Draufzahlgeschäft wird es sowieso, aber auch ein Signal, dass man wieder da ist", sagt der Kinobesitzer.

Die Hygieneauflagen sollten kein Problem sein. Am Verhandeln ist Flecken noch mit dem Ordnungsamt der Stadt. Sein Publikum sei an 20-Uhr-Vorstellungen gewöhnt. Doch was, wenn der Film nach der Sperrstunde um 22 Uhr endet? Eventuell wird er jetzt früher starten müssen. Aber auch da könne sich die Regelung jeden Tag ändern. "Für uns als kleines Kino ist das Abwägen deshalb gerade etwas schwierig", erklärt er. Er wartet nun erst mal das Angebot der Verleiher ab. Wenn es ihm nicht entspricht, will er lieber noch eine Woche warten.

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Im kleinsten Kino Bayerns, dem Kintopp Hollfeld im Landkreis Bayreuth, hält man die Füße erst mal still. Angesichts der Abstandsregeln, die im 170-Plätze-Saal nur 20 bis 25 Leute zulassen, lohne sich der Betrieb nicht. "Man muss leider sagen, dass es billiger ist, das Kino zu zulassen", sagt Winfried Hartl, Vorsitzender des Trägervereins. Geschäftsführerin Ruth Dormann sieht zudem organisatorische Hürden. "Wir warten ab, bis sich die Inzidenzzahlen stabilisieren", erklärt sie. So hält man es auch im Odeon-Kino und im Lichtspiel in Bamberg. Trotz aktuell niedriger Zahlen, gibt es noch keinen Öffnungstermin.

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