"Spieglein, Spieglein": Der Münster-"Tatort" im Check

17.3.2019, 22:00 Uhr

© WDR/Thomas Kost

Um was geht es? Hinter dem Dom in Münster wird eine Frau erschossen, die mit Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) große Ähnlichkeit hat. Nur einen Tag später liegt ein weiterer Leichnam auf dem Obduktionstisch von Prof. Boerne (Jan Josef Liefers). Diesmal ähnelt das Opfer der kleinwüchsigen Silke Haller (Christine Ursprung), die Boerne in der Rechtsmedizin unterstützt. Langsam dämmert es Hauptkommissar Thiel (Axel Prahl): Hinter den Morden steckt ein heimtückisches Muster. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn jeden Tag steht ein neues Opfer auf der Abschussliste.

 

 

Was ist neu? Mirko Schrader (Björn Mayer) ist die Urlaubsvertretung für Kommissarin Krusenstern. Die Kunst des Kaffeekochens hat der dickliche Brillenträger perfektioniert. Außerdem sehr sympathisch: Auf seiner Kaffeetasse ist der fränkische Rechen zu erkennen sowie der Spruch "Gott sei Dank, ich bin a Frank!". Eine Hommage an Franken im WDR-"Tatort" - Gefällt uns!

Die besten Zitate: 

  • "Ich kann Ihnen nicht schon am Montagmorgen Recht geben. Was wäre dann am Freitag hier los." - Karl-Friedrich Boerne
  •  "Bei Vernehmungen darf man rauchen, sonst ist das Folter." - Staatsanwältin Wilhelmine Klemm
  • "Vor dem Typ wechseln Streptokokken die Straßenseite." - Karl Friedrich Boerne
  • "Der ist schuldig. Ich bin Staatsanwältin, ich darf sowas sagen." - Wilhelmine Klemm

Schade ist, dass Staatsanwältin Klemm und die kleinwüchsige Silke Haller in der ersten Hälfte des Tatorts echte Emotionen in den vor Komik strotzenden Fall bringen, später allerdings nicht mehr groß auftauchen.

Schön ist, dass Thiel seinen Vater nach kurzzeitiger Bange um dessen Leben quicklebendig und bekifft zu Hause vorfindet. Seelenruhig spielt der Hippie auf seiner Ukulele, während Thiel vor Erleichterung einfach nur lachen kann. Eine herzerwärmende Szene, die den sonst so schroffen Hauptkomissar von seiner weichen Seite zeigt.

Erkenntnisse des Films: Die Kommissare müssen - zumindest in Münster - nicht mehr in alten Akten stöbern. Die Daten liegen mittlerweile digitalisiert vor. Außerdem: Festplatten und Sim-Karten lassen sich prima in der Mikrowelle vernichten.

Die Geschichte hinter der Geschichte: Für Bestätigung und Liebe geht so manche Frau über Leichen.

Die Szene des Films: Hauptkommissar Thiel kommt in ausgelatschten Sandaletten zum Tatort, weil ihm seine Schuhe geklaut wurden. Einfach köstlich.

Was uns Prof. Boerne lehrt: Als Herostratentum bezeichnet man Verbrechen, die aus Geltungssucht begangen werden. Im antiken Griechenland steckte Herostratos den Tempel der Arthemis absichtlich in Brand, um dadurch seinen Namen unsterblich zu machen. Dies war der erste Kriminalfall in der Geschichte, der aufgrund des Geltungsdrangs einer Person begangen wurde.

Beste schauspielerische Leistung: Neben den beiden Hauptakteuren Axel Prahl und Jan Josef Liefers, verkörpert Arnd Klawitter einen Psychpathen, der unheimlicher nicht sein könnte. Nach außen vornehm und zuvorkommend, im Inneren zutiefst bösartig. Genauso stellt man sich den Fiesling aus dem Knast vor.

Unser Fazit: Der Münster-Tatort ist und bleibt ein Garant für gute Unterhaltung am Sonntagabend. Mit Witz, Komik und starken Charakteren kann das Ermittlerteam den Zuschauer von Beginn an auf seine Seite ziehen. Bei so viel Sympathie wird der gut konsturierte Fall beinahe zur Nebensache. Nach eineinhalb Stunden sind die Bösen gefasst und in Münster herrscht wieder Idylle. So banal dieses Tatort-Rezept auch ist, es funktioniert. Mit bissigen Dialogen setzen Boerne und Thiel dem Krimi das Sahnehäubchen auf.

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