Kolumne

Sportlerinnen müssen sexy sein - echt jetzt, Herr Moustafa?

23.7.2021, 12:36 Uhr
Das Auge wirft mit: Beachhandballerinnen in der Uniform, wie sie der Internationalen Handball Förderation (IHF) gefällt. 

© imago images/Beautiful Sports, NNZ Das Auge wirft mit: Beachhandballerinnen in der Uniform, wie sie der Internationalen Handball Förderation (IHF) gefällt. 

Lieber Hassan Moustafa,

um es gleich vorweg zu sagen, ich kenn mich mit Handball nicht wirklich aus. Von ein paar Sportstunden in der Schule abgesehen, habe ich die angeblich härteste Ballsportart der Welt nie ausgeübt. Bei mir reichte schon Fußball, um meine Bänder, Sehnen und Knorpel zu ruinieren.

Denn immerhin spielte ich in der härtesten Liga der Welt, der Kreisklasse Frankenhöhe, und das zum Teil noch auf Sandplätzen. Was das bedeutete, Herr Moustafa, können Sie als Ägypter vielleicht sogar nachvollziehen. Dass unser Gebolze trotzdem kaum als Strandsport durchging, lag einerseits an der Abwesenheit nennenswerter heimischer Gewässer, andererseits an unseren Klamotten. Wir waren, zumindest nach Ihren Maßstäben, Herr Moustafa, eindeutig zu verhüllt.

Was wiederum für die Zuschauer kein Schaden war. Die wenigsten von uns sahen ja im Körpermittelfeld aus wie Ronaldo. Dafür wurde in der Kreisklasse zu hart am Tresen trainiert. Ich stelle mir also besser nicht vor, wir hätten beim Kicken ausnahmslos in enganliegenden Badehosen auflaufen müssen, womöglich auch noch bauchfrei. Und das nur, weil eine - in dem Fall - alte Frau an der Spitze des Weltfußballverbandes es so gewollt hätte. Einfach zu absurd, oder?

Strafwürdig: Hosen dieses Ausmaßes, hier an den Spielerinnen aus Norwegen, sind nicht erlaubt. 

Strafwürdig: Hosen dieses Ausmaßes, hier an den Spielerinnen aus Norwegen, sind nicht erlaubt.  © e-arc-tmp-20210721_143039-9.jpg, NNZ

Gleichwohl sind Sie, Herr Moustafa, als bald 77-jähriger ewiger Chef des Handball-Weltverbandes (IHF) hauptverantwortlich dafür, dass -- wie früher auch die Beach-Volleyballerinnen -- die Beach-Handballerinnen in Kleidungsfragen immer noch entmündigt sind. Die Athletinnen haben, ob sie wollen oder nicht, beim Bällewerfen Bein zu zeigen. Weil Bikini-Höschen, so die offizielle Begründung, der "Popularisierung des Beach-Handballs" dienen.

Herr Moustafa, in diesem Geiste haben Ihre Handlanger vom Europäischen Handballverband den Norwegerinnen gerade eine Geldstrafe von 1500 Euro aufgebrummt. Das Vergehen der Sportlerinnen bestand darin, dass sie unten herum mit seitlich mehr als zehn Zentimeter Stoff aufliefen. Noch mal zum Mitstaunen: Im Jahr 2021 schreibt ein großer, von Korruptionsvorwürfen umwehter Sportverband Frauen vor, dass sie beim Spielen notfalls auch gegen ihren Willen sexy auszusehen haben!? Und die ganzen Landesverbände machen mit?

Herr des Handballs: Hassan Moustafa ist seit 2000 Chef des IHF. Trotz diverser Korruptionsvorwürfe konnte er sich bis heute im Amt halten. 

Herr des Handballs: Hassan Moustafa ist seit 2000 Chef des IHF. Trotz diverser Korruptionsvorwürfe konnte er sich bis heute im Amt halten.  © Soeren Stache/dpa, NNZ

Wenn dem so ist, geht da doch eigentlich noch mehr - also: weniger. Warum gibt es keine Stringtanga-Saison oder gleich Beach-Nacktball? Wann reißen sich bei großen Turnieren endlich auch die Federballer, die Windsurfer und die Beach-Fußballer die überflüssige Restkleidung vom Leib, weil man das halt am Strand so macht?

Und dann, als Höhepunkt der TV-Vermarktung: Popo-Boccia auf Sylt, live übertragen von RTL II mit Spezialkameras in, sagen wir, Hüfthöhe. Alles im Dienste des Sports, gell, Herr Moustafa.

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