Stadttheater: "Metzgerei Boggnsagg – Hirn reloaded"

30.12.2011, 19:05 Uhr
Stadttheater:

© Th. Langer/Stadtteater

Im Jahr 2000 enterte Bernd Regenauer zum ersten Mal mit Hackebeil und Fleischerschürze bewaffnet die Bühne. Am vergangenen Donnerstag feierte die Quasi-Fortsetzung „Metzgerei Boggnsagg-Hirn reloaded“ im Stadttheater Fürth Premiere. Heute heißt die Kardinalfrage: Post oder Woschd?

Die Metzgerei beherbergt nämlich einen Postschalter. Den muss der Schorsch mitbedienen. Zusätzliches Problem: der Turncounter „turnt net richtig“. Deshalb muss der Laden per Muskelkraft in die korrekte Position gebracht werden. Halb weiß-blauer Metzgerhimmel. Halb knallgelbe Postler-Hölle. Das tolle Bühnenbild passt dazu wie die Faust aufs Auge.

Hier kriegt der Gast die „Wanderniere to go in der praktischen Spenderserviette“. Hier trifft sich eine illustre menschliche Menagerie. Zum Beispiel Frau Taubertal (Julia Kempken). Die veranstaltet Bachblüten-Spürwochen in Obertrubach und sammelt Unterschriften gegen die Unterdrückung der Hebammen am Hindukusch.

Oder Herr Nüsterlitz (Knut Fleischmann). Der Beamte vom Baureferat hat sieben Facebook-Freunde und ereifert sich, dass „die Griechen nichts arbeiten, sich aber den Sirtaki reinstopfen“.

Mittendrin der klamme Metzger. Der hat 40000 Euro Schulden angehäuft seit er „unter Vorspiegelungen falscher Vermutungen“ nach Fürth gelockt wurde. Von einem Euro-Rettungsschirm kann er nur träumen. Außerdem lebt er mit seiner Herta in Scheidung. Die neue heißt Tanja (Kornelia Lüdorff). Kennengelernt hat man sich beim Schlachtschüsselfest in Gantersbach. Seitdem ist man halt zusammen. Heimlich. Boggnsagg will sich ja öffentlich bekennen, „nur net vor die Leut“. Jetzt verkauft man halt gemeinsam Blutwurst und siezt sich. Blutwurst ist ja eigentlich Trennkost. Denn, „von der trenn mer uns gern“.

Die ersten 80 Minuten des Theaterstücks entpuppen sich als furioser Spaß. Doch das Ganz dauert nach der Pause noch gut 50 Minuten länger. Hier werden manche Gags bis ins Unendliche wiederholt. So die Geschichte mit den fauligen Austern. Auf manche Szenen, besonders auf die langatmige Gruppen-Massage, hätte Regenauer besser verzichten sollen. Ein rigoroser Metzger-Cut auf vielleicht 100 Minuten und einer Renaissance der Metzgerei Boggnsagg würde nichts im Wege stehen.

Nächster Termin im Fürther Stadttheater: 25. Januar um 19.30 Uhr.

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