Staffelstart im Ersten: Warum ist "Babylon Berlin" so erfolgreich?

12.10.2020, 10:17 Uhr
Szene aus der Serie "Babylon Berlin" mit Volker Bruch und Liv Lisa Fries.

© Frederic Batier (dpa) Szene aus der Serie "Babylon Berlin" mit Volker Bruch und Liv Lisa Fries.

Herr Bruch, warum ist "Babylon Berlin" so erfolgreich?

Die 20er Jahre waren eine ungeheuer spannende Epoche. Deutschland war an einem Scheideweg und niemand wusste, wie es weitergeht. Es herrschte gerade in Berlin ein sehr fruchtbares Chaos. Das ist grundsätzlich ein Nährboden für gute Geschichten. Dazu kommt, dass hinter den Kulissen tolle Filmemacher wie Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten am Werk sind, die der Geschichte ihren eigenen Wahnsinn verleihen.

Volker Bruch spielt eine der Schlüsselrollen in "Babylon Berlin".

Volker Bruch spielt eine der Schlüsselrollen in "Babylon Berlin". © dpa

Waren Sie überrascht, dass die Serie so eingeschlagen hat?

Ich hatte schon bei den Dreharbeiten das Gefühl, dass wir da an etwas Besonderem arbeiten. Dieses Gefühl war von Anfang an da, schon beim Lesen der ersten Drehbücher, bei den Kostümproben und den ersten Leseproben. Ich hatte immer das Gefühl, das ist etwas Wertvolles, womit wir uns da beschäftigen, und das ging den Kollegen, glaube ich, auch so. Das heißt aber natürlich nicht, dass man damit richtig liegt. Umso mehr freue ich mich, dass sich dieses Gefühl offenbar überträgt und die Leute das gerne schauen.

Was hat sich für Sie persönlich geändert?

Ich weiß, dass ich alle zwei Jahre ein großes Projekt habe, das ich drehen darf, und das gibt mir natürlich ein Gefühl von Sicherheit für die Zeit dazwischen. Das heißt, dass ich mir meine Projekte neben Babylon sehr genau aussuchen kann – und nicht Filme drehen muss, die mir vielleicht nicht so zusagen.

Bekommen Sie mehr Rollenangebote?

Die Anzahl der Angebote ist gar nicht so relevant. Es reicht, wenn ab und zu etwas dabei ist, auf das man richtig Lust hat.


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Also war "Babylon Berlin" für Sie ein Durchbruch?

Mit dem Wort Durchbruch tu ich mich ein bisschen schwer, weil ich seit bald 20 Jahren als Schauspieler arbeite und nicht das Gefühl hatte, irgendwann den alles entscheidenden Durchbruch gehabt zu haben. Ich hatte viele kleine Durchbrüche, wenn Sie so wollen, es gab immer tolle Produktionen, bei denen ich mitarbeiten durfte.

Werden Sie auf der Straße erkannt?

Das kommt schon vor, da ich normalerweise aber nicht Hut und Anzug trage, wie in der Serie, hält sich das in Grenzen. Im Kapuzenpulli erkennt mich keiner (lacht).

Wie geht es mit dem von Ihnen gespielten Kommissar Gereon Rath in der im Krisenjahr 1929 spielenden dritten Staffel weiter?

Er ist so richtig in Berlin angekommen, hat eine Wohnung und wird von den Kollegen in der Mordkommission respektiert, aber er hat Probleme in seiner Beziehung und kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Er hat sein Päckchen zu tragen, und das lässt ihn auch nicht los. Und natürlich gibt es auch einen neuen Fall, um den er sich kümmern muss.

Das Jahr 1929 mit seinen politischen und wirtschaftlichen Krisen war der Anfang vom Ende der Weimarer Republik. Sehen Sie Parallelen zu heute?

Die sind wohl nicht von der Hand zu weisen, aber ich tu mich immer schwer sie zu ziehen, weil sich Geschichte nie eins zu eins wiederholt. Was wir von damals aber auf jeden Fall lernen können, ist, dass es keine einfachen Lösungen gibt – und dass man offen und wach bleiben muss.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Liv Lisa Fries, die die weibliche Hauptrolle spielt?

Wir sind nicht nur in der Serie, sondern auch privat miteinander befreundet. Ich mag sie unheimlich gerne, und das hört auch nicht auf, wenn der Dreh zu Ende ist. Wir haben uns beim Casting für "Babylon Berlin" kennengelernt, und ich war sofort von ihr begeistert.

Waren Sie schon zuvor Fan der Romane von Volker Kutscher, auf denen die Serie basiert?

Ich habe die Romane erst gelesen, als ich die erste Castinganfrage bekommen habe, das war etwa ein Jahr vor Beginn der Dreharbeiten. Ich habe dann alle sechs Bücher, die es zum damaligen Zeitpunkt gab, hintereinander weggelesen, ich habe sie regelrecht verschlungen und dabei sehr mit Gereon Rath mitgefiebert. Ich musste allerdings noch mehrere Auswahlrunden überstehen, bis die Entscheidung fiel, dass ich ihn in der Serie wirklich verkörpern durfte.


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Kommt eine vierte Staffel?

Davon gehe ich aus, die Drehbücher werden gerade geschrieben.

Wie lange wird es die Serie noch geben?

Mal sehen, Romanvorlagen von Volker Kutscher gibt es ja genug. Solange es allen noch Spaß macht und uns die Geschichten nicht ausgehen, gibt es keinen Grund, aufzuhören. Ich habe auf jeden Fall Lust, das noch eine Weile zu machen.

Drei weitere neue Folgen Babylon Berlin strahlt Das Erste am Mittwoch, 14. Oktober um 20:15 Uhr aus. Jeweils zwei Folgen sind am 15., 21. und 22. Oktober um 20:15 Uhr zu sehen.

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