Auftakt mit Haindling

Strandkorb Open Air Nürnberg: So fühlen sich Konzerte in Zeiten von Corona an

18.7.2021, 13:45 Uhr
Strandkorbkonzert? Wundert einen auch nicht mehr nach Boot-, Strand-, Wander- und Balkonkonzerten. Klingt ziemlich lauschig und entspannt und ist außerdem – und darum geht‘s hier ja letztendlich – absolut keimfrei.
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Strandkorbkonzert? Wundert einen auch nicht mehr nach Boot-, Strand-, Wander- und Balkonkonzerten. Klingt ziemlich lauschig und entspannt und ist außerdem – und darum geht‘s hier ja letztendlich – absolut keimfrei. © Roland Fengler, NNZ

Schließlich ist ein Strandkorb nur nach vorne offen. „Tut‘s da drin, was ihr wollt!“, ermutigt Hans Jürgen Buchner, Chef und Mastermind der bayerischen Traditionskapelle Haindling, welche die neue Konzertreihe am südöstlichen Ufer des Dutzendteichs eröffnet, das amüsierte Publikum. „Niemand kann Euch sehen – außer wir.“
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Schließlich ist ein Strandkorb nur nach vorne offen. „Tut‘s da drin, was ihr wollt!“, ermutigt Hans Jürgen Buchner, Chef und Mastermind der bayerischen Traditionskapelle Haindling, welche die neue Konzertreihe am südöstlichen Ufer des Dutzendteichs eröffnet, das amüsierte Publikum. „Niemand kann Euch sehen – außer wir.“ © Roland Fengler, NNZ

Entspannte Strandatmosphäre stellt man sich trotzdem etwas anders vor: Das weiträumige Volkspark-Gelände ist von metallenen Gattern in verschiedene Areale unterteilt, die durch getrennte Eingänge zugänglich sind. 
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Entspannte Strandatmosphäre stellt man sich trotzdem etwas anders vor: Das weiträumige Volkspark-Gelände ist von metallenen Gattern in verschiedene Areale unterteilt, die durch getrennte Eingänge zugänglich sind.  © Roland Fengler, NNZ

Den Regenschirm, angesichts der häufigen Regenschauer und Gewitter der letzten Wochen sicher nicht die schlechteste Idee, muss ich am Einlass abgeben, Grund: Das ist halt so. 
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Den Regenschirm, angesichts der häufigen Regenschauer und Gewitter der letzten Wochen sicher nicht die schlechteste Idee, muss ich am Einlass abgeben, Grund: Das ist halt so.  © Roland Fengler, NNZ

Wir haben uns leicht verspätet und so spielt die Band schon das erste Lied, als wir am Ende unserer Einbahnstraße in recht verschwitztem Zustand unser Körbchen belegen. Vor uns eine riesige, mindesten fünf Meter hohe Bühne, flankiert von zwei gigantischen Bildschirmen, die auch noch im Korb 256 gute Sicht ermöglichen. 
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Wir haben uns leicht verspätet und so spielt die Band schon das erste Lied, als wir am Ende unserer Einbahnstraße in recht verschwitztem Zustand unser Körbchen belegen. Vor uns eine riesige, mindesten fünf Meter hohe Bühne, flankiert von zwei gigantischen Bildschirmen, die auch noch im Korb 256 gute Sicht ermöglichen.  © Roland Fengler

Links neben uns eine blaue Kühlbox samt angehängtem Flaschenöffner. Ob da ein kühles Bier auf uns wartet, im Preis inbegriffen?
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Links neben uns eine blaue Kühlbox samt angehängtem Flaschenöffner. Ob da ein kühles Bier auf uns wartet, im Preis inbegriffen? © Roland Fengler, NNZ

Nach einem fünfminütigen Kampf mit der Tücke des Objekts, den erst mein 15-jähriger Sohn siegreich für uns entscheidet, ist das Ding endlich offen – und leer. Träum weiter, Papa. Aber ohne Befriedung der elementaren Grundbedürfnisse keine Kulturgenuss. Also auf zum Getränkestand. Aber wohin? 
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Nach einem fünfminütigen Kampf mit der Tücke des Objekts, den erst mein 15-jähriger Sohn siegreich für uns entscheidet, ist das Ding endlich offen – und leer. Träum weiter, Papa. Aber ohne Befriedung der elementaren Grundbedürfnisse keine Kulturgenuss. Also auf zum Getränkestand. Aber wohin?  © Roland Fengler, NNZ

Irgendwo in der Ferne lockt das blaue Zeltdach einer regionalen Brauerei, doch der Weg dorthin ist von einem Labyrinth aus Zäunen und Gattern versperrt. Ich frage einen fotografierenden Kollegen. „Getränke muss man online bestellen.“ Ich glaube mich verhört zu haben. 
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Irgendwo in der Ferne lockt das blaue Zeltdach einer regionalen Brauerei, doch der Weg dorthin ist von einem Labyrinth aus Zäunen und Gattern versperrt. Ich frage einen fotografierenden Kollegen. „Getränke muss man online bestellen.“ Ich glaube mich verhört zu haben.  © Roland Fengler, NNZ

Doch ein mit schwarzer Schürze klar als Kellner zu identifizierender Mann bestätigt das Unglaubliche. Meine Frage, ob ich mein unausweichliches Toilettengeschäft später auch online verrichten muss, bleibt unbeantwortet, doch die Verzweiflung in meinem maskierten Gesicht erweicht den guten Mann, und er verspricht, mir das Gewünschte an den Korb zu liefern.
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Doch ein mit schwarzer Schürze klar als Kellner zu identifizierender Mann bestätigt das Unglaubliche. Meine Frage, ob ich mein unausweichliches Toilettengeschäft später auch online verrichten muss, bleibt unbeantwortet, doch die Verzweiflung in meinem maskierten Gesicht erweicht den guten Mann, und er verspricht, mir das Gewünschte an den Korb zu liefern. © Roland Fengler, NNZ

Zehn Minuten später bekommen wir tatsächlich eine Flasche Helles und ein Spezi in einer Plastiktüte (!) serviert. 
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Zehn Minuten später bekommen wir tatsächlich eine Flasche Helles und ein Spezi in einer Plastiktüte (!) serviert.  © Roland Fengler, NNZ

Derweil echauffiert sich Herr Buchner in seiner grundsympathisch bodenständigen Art über den Wahnwitz der Digitalisierung. In diesem Moment spüre ich eine tiefe, brüderliche Liebe zu dem Mann. 
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Derweil echauffiert sich Herr Buchner in seiner grundsympathisch bodenständigen Art über den Wahnwitz der Digitalisierung. In diesem Moment spüre ich eine tiefe, brüderliche Liebe zu dem Mann.  © Roland Fengler, NNZ

Viel Neues haben die sechs Multiinstrumentalisten um den niederbayerischen Herzensmusiker Buchner nicht dabei, aber das Altbewährte spielen sie lustvoll und beseelt: „Lang scho‘ nimmer g‘sehn“ ertönt gleich zu Beginn in einer neuen Reggae-Version, die geldgierige „Paula“ schlendert fingerschnippend vorbei und „Du Depp“ wird den Verfechter*innen der neuen Sprach-Gentrifizierung gewidmet.
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Viel Neues haben die sechs Multiinstrumentalisten um den niederbayerischen Herzensmusiker Buchner nicht dabei, aber das Altbewährte spielen sie lustvoll und beseelt: „Lang scho‘ nimmer g‘sehn“ ertönt gleich zu Beginn in einer neuen Reggae-Version, die geldgierige „Paula“ schlendert fingerschnippend vorbei und „Du Depp“ wird den Verfechter*innen der neuen Sprach-Gentrifizierung gewidmet. © Roland Fengler, NNZ

Über manches Thema würde man mit Herrn Buchner schon gerne mal bei einem Bier diskutieren, aber im Großen und Ganzen regt sich der Gute nur über Dinge auf, über die sich zur Zeit jeder vernunftbegabte Mensch aufregen muss: Die weiter voranschreitende Flächenversiegelung trotz augenscheinlicher Folgen, die Idiotie der protzigen SUV-Mode, und überhaupt das unbeirrte Höher-schneller-weiter unserer Zeit, welches uns unweigerlich in die Apokalypse führen wird. 
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Über manches Thema würde man mit Herrn Buchner schon gerne mal bei einem Bier diskutieren, aber im Großen und Ganzen regt sich der Gute nur über Dinge auf, über die sich zur Zeit jeder vernunftbegabte Mensch aufregen muss: Die weiter voranschreitende Flächenversiegelung trotz augenscheinlicher Folgen, die Idiotie der protzigen SUV-Mode, und überhaupt das unbeirrte Höher-schneller-weiter unserer Zeit, welches uns unweigerlich in die Apokalypse führen wird.  © Roland Fengler, NNZ

Gute Frage: „Muss der Mund operiert werden, weil der Löffel immer größer wird?“ Doch bei aller Zeitkritik bleibt die Musik von Haindling lebensbejahend, humorvoll, empathisch, hintergründig philosophisch und streckenweise ziemlich funky. 
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Gute Frage: „Muss der Mund operiert werden, weil der Löffel immer größer wird?“ Doch bei aller Zeitkritik bleibt die Musik von Haindling lebensbejahend, humorvoll, empathisch, hintergründig philosophisch und streckenweise ziemlich funky.  © Roland Fengler, NNZ

Die Vielfalt der Klangfarben scheint unerschöpflich, schließlich spielt allein Hans Jürgen Buchner an diesem Abend Saxophon, Tuba, Gitarre, Keyboard und Klangbalken, seine altgedienten Mitstreiter sind nicht weniger vielseitig. 
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Die Vielfalt der Klangfarben scheint unerschöpflich, schließlich spielt allein Hans Jürgen Buchner an diesem Abend Saxophon, Tuba, Gitarre, Keyboard und Klangbalken, seine altgedienten Mitstreiter sind nicht weniger vielseitig.  © Roland Fengler, NNZ

Das gemütliche Biergarten-Flair bayerischer Blasmusik trifft auf gepfefferten Jazz-Funk, bunter Mitsing-Pop auf weltmusikalische Experimente, Dadaismus auf atmosphärische Filmmusik.
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Das gemütliche Biergarten-Flair bayerischer Blasmusik trifft auf gepfefferten Jazz-Funk, bunter Mitsing-Pop auf weltmusikalische Experimente, Dadaismus auf atmosphärische Filmmusik. © Roland Fengler, NNZ

„Seid‘s freindli!“ ruft der Zeremonienmeister milde lächelnd seinem Publikum zu und wie sollte man auch aggressiv werden bei dieser freundlichen Musik. 
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„Seid‘s freindli!“ ruft der Zeremonienmeister milde lächelnd seinem Publikum zu und wie sollte man auch aggressiv werden bei dieser freundlichen Musik.  © Roland Fengler, NNZ

Irgendwann tanzen alle lächelnd vor den Strandkörben und für einen Augenblick fühlt sich die Welt wie ein guter Ort an.  Die nächsten Termine beim Strandkorb Open Air: 20.7. Olaf Schubert, 22.7. Michael Mittermeier, 23.7. Pizzera & Jaus, 24.7. Markus Krebs, 24.7. Doro, 26.7. Wincent Weiss, 27.7. Wolfgang Ambros + Heinz Rudolf Kunze. Alle Termine unter concertbuero-franken.de.
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Irgendwann tanzen alle lächelnd vor den Strandkörben und für einen Augenblick fühlt sich die Welt wie ein guter Ort an. Die nächsten Termine beim Strandkorb Open Air: 20.7. Olaf Schubert, 22.7. Michael Mittermeier, 23.7. Pizzera & Jaus, 24.7. Markus Krebs, 24.7. Doro, 26.7. Wincent Weiss, 27.7. Wolfgang Ambros + Heinz Rudolf Kunze. Alle Termine unter concertbuero-franken.de. © Roland Fengler, NNZ

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